10 Dinge, die man über Burning Man wissen sollte!

“Ich fliege heuer zum Burning Man“, diese Aussage erhitzt im wahrsten Sinn des Wortes die Gemüter aller. Entweder, weil sich die Stirn meines Gegenübers in fragende Falten legt: “Burning Man, was ist denn das bitteschön?”, öfter aber ernte ich bewundernde, nein, verklärte Blicke: “Burning Man, wow!” Wirklich, das 7tägige Festival in der Wüste von Nevada, mitten im Nirgendwo, ist weit über die Grenzen der USA hinaus bekannt, und ich kenne viele, für die es ein Traum ist, einmal im Leben diesen Ausnahmezustand, diese heile Welt, diesen unbeschreiblichen Mythos zu erleben. Auch bei mir ist der Plan jahrelang im Kopf herumgeschwirrt – und 2011 wird er endlich wahr: Ich fliege heuer zum Burning Man!

Eine Stadt mitten im Nirgendwo ist 7 Tage lang die Heimat für 50.000 Menschen aus aller Welt. Foto: Janice Fleming

“Burning Man wird dein Leben zum Positiven verändern”, so der Tenor, den ich als “Virgin”, also als Burning Man-Neuling, bei erfahrenen Burnern höre – aber, und hier kommt´s: “Du musst dich auf den Playa (so wird die temporäre Heimat für 50.000 Burning Man-Besucher genannt) vorbereiten!” Und wie, denn die Anforderungen sind hoch: 7 Tage in der Wüste bei 40 Grad tagsüber, ohne Schatten, und nächtlicher Abkühlung auf 0 Grad; 7 Tage ohne fließend Wasser, ohne Möglichkeit Essen oder Trinken (oder sonst irgendetwas) einzukaufen; 7 Tage ohne Elektrizität; 7 Tage, an denen ich für meinen eigenen Müll und die Entsorgung desselben selbst verantwortlich bin; 7 Tage, in denen Wüstensturm und Wüstensand auf mich warten… und was weiß sonst noch alles! Hier gibt es 10 Dinge, die die Vorbereitung auf 7 extreme Tage etwas erleichtern sollten:

Tipp Nr. 1: Trinken, Trinken, Trinken – Wasser ist das A und O bei Burning Man, so erfahrene Burner. Mindestens fünfeinhalb Liter, das sind 1,5 Gallons, werden empfohlen. Und wenn man die nicht mit hat, wird man beim Eingang zum Playa auch nicht hineingelassen, schließlich ist es notwendig, sich in der Wüste selbst versorgen zu können. Ein guter Tipp ist auch, mit dem exzessiven Trinken bereits auf der Hinfahrt zu beginnen, um nicht in den ersten 24 Stunden Kopfweh durch die Hitze und Unterversorgung mit Flüssigkeit zu bekommen.

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Um ihn dreht sich das Spektakel: Hier fällt der Burning Man beim Festival 2005. Foto: 

Tipp Nr. 2: Dein Mist bleibt dein Mist! – Müllkörbe, Abfalleimer, Recycling-Boxen, … was sonst so üblich ist, das gilt nicht für Burning Man. Hier ist jeder für seinen Mist selbst verantwortlich und das heißt nicht nur, dass man seinen Mist mitnimmt bis zum nächsten Müllkorb am Playa, nein, man nimmt seinen Abfall mit bis nach Hause. Auch nach Burning Man auf der Heimfahrt, zum Beispiel auf den Highways oder in den nahe gelegenen Städtchen, sollte kein Mist hinterlassen werden ganz nach dem Motto “Hinterlasse keine Spuren”. Wie wichtig Letzteres für Burner ist, zeigt auch der jährliche MOOP (Matter Out Of Place) Report, nach dem die Theme Camps bewertet werden. Je weniger MOOP, sprich alles, was nicht natürlich am Playa wächst, desto besser!

Tipp Nr. 3: Becher, Stäbchen & Pipi-Box: Bei Burning Man gibt es immer etwas zu erleben: 24x7x7, die “Burning Man Stadt” schläft nicht. Und nachdem man auch ständig unterwegs ist, sollte man alles Notwendige bei sich haben: Dazu gehört der eigene Becher (ständig wird einem Trinken angeboten), die eigenen Essstäbchen (ja, auch Essen wird offeriert), Sonnencreme, Feuchttücher, aber auch eine Box für seine Fäkalien. Ja, das Thema ist unangenehm, aber wichtig, schließlich stehen zwar mobile Klos herum, aber die sind oft stark frequentiert. Also wird empfohlen, eine Plastikbox mit der Aufschrift “Don´t drink it!” mitzunehmen, um im dringenden Fall dort sein Geschäft zu erledigen – und erst später auf dem WC zu entsorgen. Dieser Tipp gilt übrigens für Frauen und Männer… , auch wenns Erstere diesbezüglich etwas schwerer haben. Ein heißer Tipp gerade für nächtliche Klobesuche ist außerdem, seine eigene WC-Notfalls-Tasche zusammen zu richten: Darin enthalten sind dann Taschenlampe, Zipbag, Feuchttücher bzw. Desinfiziermittel und WC Papier. Aber Achtung, WC Papier ist nicht WC Papier: Nur das Camping Toilet Paper darf auf den Toiletten der Playa entsorgt werden.

Tipp Nr. 4: Goggles: Warum bitte tragen die alle Taucherbrillen? Diese Frage habe ich mir beim Betrachten von Burning Man Fotos oft gedacht, bis ich mich selbst an die Vorbereitung gemacht habe. Und jetzt ist es klar: Irgendwie müssen die Augen ja vor dem Wüstensand geschützt werden – und mit Goggles, die am besten auch noch abgedichtet werden, geht es am besten. Dann kann man sogar als LinsenträgerIn zu Burning Man, angeblich… ich werde es – hoffentlich – sehen!

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Unwirtlicher geht es kaum noch, und doch pilgern jährlich 50.000 in ihre Heimat, auf den Playa. Foto: 

Tipp Nr. 5: No Picture is More Here & Now: Apropos Bilder und Fotos – wer kennt sie nicht, die vielen Reportagen, Youtube-Filme und / oder Burning Man Bilder, die im Internet herumschwirren?! Gerade als Virgin ist man gefordert, das ständige “Klicken” und “Fotomachen” zu unterlassen und sich statt dessen völlig in den Bann der Buntheit, des Spektakels, des Erlebens, des Jetzt ziehen zu lassen. Filmen ist nur registrierten JournalistInnen erlaubt und das Fotografieren sollte ebenso – auch zum Wohl der Kamera – den Profis überlassen werden. Wenn man aufs Fotografieren nicht verzichten kann, sollte man das mit einer Wasser festen Wegwerfkamera tun. Ich habe jedenfalls den Vorsatz, mich mehr auf das Anschauen des Ganzen, auf das Mitmachen und Einlassen zu fokussieren als das Einfangen mit der Kamera. Schauen wir mal, ob es mir gelingt!

Tipp Nr. 6: Geschenke, aber wo und was?! Einer der ersten Irrtümer, denen ich auferlegen bin, war, dass es bei Burning Man keine Ware gegen Geld, sondern Ware gegen Ware gibt. “Dann muss ich ja sehr viel mitnehmen”, dachte ich und gleichzeitig: “Ja was denn überhaupt?” Tatsächlich ist es so, dass am Playa tatsächlich kaum Waren käuflich erworben werden können, mit Ausnahme von Getränken im Center Café und von Eiswürfeln. Was aber nicht stimmt ist, dass unter Burners das Tauschgeschäft blüht, ganz im Gegenteil: Es geht ums Schenken, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten und ums Empfangen-Können, ohne etwas stattdessen geben zu wollen. Und bei diesen Geschenken handelt es sich keineswegs immer um Materielles, nein, auch ein gutes Wort, eine nette Geste, Aufmerksamkeit, … all das sind wertvolle Präsente.

Tipp Nr. 7: Heiß – Kalt: Tagsüber 40 Grad und kaum Schatten, Nachts dafür Temperaturen um die 0 Grad, ja, das Klima stellt beim Burning Man tatsächlich eine der größten Herausforderungen dar. Doch damit nicht genug gibt es noch Sandstürme, Windböhen und und und. Nicht nur, dass man also sowohl für heiße Tage als auch für kalte Nächte Gepäck mitnehmen muss, sollte man auch genügend Schutz für die extremen Wetterumschwünge haben, ganz nach dem Gesetz: Das einzig Vorhersehbare ist die Unvorhersehbarkeit der Wüste! Mir wurde empfohlen, ein “Tages-” und ein “Nachtpaket” mit Kleidungen für die jeweilige Zeit zu schnüren, und zwar in verschließbaren Tüten. Gegen rauhe Hände (und ja, die müssen besonders leiden) sind Handschuhe Pflicht, die man beim Hinkommen zur Playa griffbereit haben sollte. Andere wiederum schwören darauf, Socken für jeden Tag mitzunehmen, die sie nach dem Tag wieder wegwerfen – der Wüstensand ist ohnehin überall.

Tipp Nr. 8: Label it! Was für den Müll gilt, das gilt auch für seine Kleidung, für seine Materialien etc. – wobei man das ja ohnehin meist wieder mitnehmen möchte. Und damit man das sicher kann, heißt es: Label it! Ob Schlafsack, Decke, Hammer, UHU-Stick, Schuhe, Fahrrad (!), alles soll den Namen des Eigentümers tragen. Um es bereits am Playa wieder zum Besitzer bringen zu können, ist auch hilfreich, das Camp bzw. die Adresse bei Burning Man darauf zu notieren. Ein Hinweis noch zu Fahrrädern: Nachdem der Playa eine Stadt von 50.000 Menschen ist, sind die Wege dementsprechend lang und so ist ein Fahrrad wirklich ein Zuckerl, allerdings nur dann, wenn es mit funktionierenden Lichtern und einem Schloss ausgestattet ist. Gerade Fahrräder, die am Weg liegen, werden nämlich schnell “mitgenommen” – meist irrtümlich, also hilft ein Namensschild, es später wieder dem eigentlichen Besitzer zu übergeben.

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Die Wüste mit ihren extremen Farben ist die ideale Kulisse für Kunstinstallationen. Foto: Janice Fleming

Tipp Nr. 9: Costume oder Outfit? Burning Man, das sind schrille, bunt gekleidete Menschen, das sind schräge Kostüme, Lack, Leder, Pelze, … – ja, all das ist wahr, und doch wird betont, dass es beim Burning Man eben nicht um Verkleidung geht, sondern darum, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und sich einmal so zu geben und so zu kleiden, wie man wirklich ist. Ums Outfit geht es, nicht um ein Kostüm, schließlich bleibt man immer noch ICH – mehr noch, das ICH kann und soll frei entfaltet werden. Und dennoch sieht man – so die Berichte und Fotos – viel Kunstpelz, bunte Farben, schillernde Figuren, Nacktheit, ja, nichts, was man nicht sieht. Vielleicht wird deshalb immer wieder betont, dass man Burner nicht nach ihrem Outfit beurteilen sollte – und niemanden schräg ansieht, wenn er/sie nicht verkleidet erscheint. Es geht um den Beitrag, darum, anderen eine Freude zu machen – und manche machen das mit bunter, witziger Kleidung, andere eben nicht. Doch eines wird gebeten: Erscheint nicht in einem Outfit, das an das normale Leben draußen erinnert!

Und noch ein Hinweis zum Thema Schuhe: Bequemlichkeit und Style, die beiden Parameter gehen (oft) nicht einher, und doch ist das die Herausforderung für das geeignete Playa-Schuhwerk.

Tipp Nr. 10: Es werde Licht! “Nimm so viele Taschen-, Stirnlampen, LED Leuchten, Lichtstäbe … mit, wie möglich”, den Rat kann eine Freundin nicht oft genug geben, “und vergiss die Batterien nicht!” Eigentlich logisch, schließlich ist der Playa mitten im Nirgendwo – und abgesehen von den Lichtershows und den beleuchteten Menschen ist doch schwärzeste Nacht. Wichtig ist das Licht jedoch nicht nur für einen selbst, zum Sehen und Gesehen werden, sondern auch für alles, was sich bewegt – zum Beispiel das eigene Fahrrad. Oder auch für alles, worüber man selbst oder andere Stolpern können: Angeblich entstehen die meisten Verletzungen von Burnern genau dabei, dass sie über Dinge auf dem Wüstenboden fallen, sei es gespannte Wäscheleinen oder Zeltpfosten.

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Fahrräder sind am Playa heiß begehrt. Foto: Janice Fleming

Diese 10 Dinge sind die Tipps und Tricks, die ich beim Durchlesen der umfangreichen Burning Man Site, beim Sehen von Videos und vor allem beim Sprechen mit FreundInnen – besonders hilfreich gefunden habe. Ich gebe mein Bestes, um mich für alle Eventualitäten zu wappnen und doch wird es wohl am Ende so sein wie  in seinen empfehlenswerten Youtube Videos zu Burning Man meint: “Du kannst dich noch so gut informieren und ausrüsten, Burning Man wird dich überraschen und du wirst völlig unvorbereitet auf das sein, was kommt!”

Für alle, die 2012 oder in den nächsten Jahren zum Burning Man gehen, ist die Burning Man Website DIE Lektüre; empfehlenswert sind auch diverse Youtube Videos, zum Beispiel die von .

Ein gesponserter Tipp von http://www.spielcasino.net noch für alle, die sich auf Burning Man in einer anderen Form vorbereiten möchten oder vorher noch ein bisschen in der “Zivilisation” feiern wollen: Bei der Hinfahrt in die Wüste bietet sich ein Abstecher nach Las Vegas an. Und wofür ist die Stadt in Nevada besonders bekannt? Für Casinos natürlich – also, sich in schicke Klamotten werfen, etwas Geld einstecken und aufs Glück hoffen!

Erstveröffentlicht auf tripwolf, 22. August 2011

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