4 Freunde, 1 Ziel: Von Australien nach Deutschland für den guten Zweck
Vier Freunde, 1 Ziel: Als Travel4more reisen Patrice, Janne, Sina und Tom auf dem Landweg von Australien nach Deutschland. Was nach einem tollen Urlaub klingt, ist für die Vier aus dem deutschen Örtchen Mömlingen in Nord-Bayern aber mehr. Während andere nämlich entspannen und es sich gut gehen lassen, sammeln sie dabei Spenden für ihre Partner-Organisation just-one. Pro zurückgelegtem Kilometer gehen 10 Cent an das Nonprofit-Unternehmen, das sich für Straßenkinder in Nepal stark macht. Als wäre das nicht genug, bloggen sie über die ökologischen und sozialen Gesichtspunkte ihrer Reise und riskieren dabei einen durchaus kritischen Blick. Sextourismus, Straßenkinder, Umweltverschmutzung und vieles mehr – kein Thema wird ausgelassen. Es geht den Vieren darum, die Auswirkungen von Reisenden – wie ihnen selbst, wie uns allen – aufzuzeigen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Tourismus nicht unbedingt nur Segen ist.
Das Travel4more-Team in Australien – 8 Monate später habe ich sie über ihre Reise interviewt. Foto: Travel4more.org
Sina und Tom haben seit Kurzem wieder europäischen Boden unter den Füßen. Halt, bloß Sina und Tom? Ja, denn Janne und Patrice waren “nur” die ersten drei Monate auf dem Roadtrip mit dabei, während die anderen beiden sich jetzt ihrer deutschen Heimat nähern. Mehr als 40.000 km hat das Team in insgesamt 8 Monaten zurückgelegt. Was sie auf ihrer Reise seit dem Start am 4. Oktober 2011 in Melbourne, Australien erlebt haben und vor allem was sie nach Deutschland mitnehmen, erzählt mir Sina im Interview.
Wie kam es denn zu Eurer Reiseidee?
Sina: Die eine hat das Tourismus-Studium gerade beendet, zwei wechseln die Arbeitsstelle und einer hat keine Lust mehr auf seinen Job – die Reiselust haben wir alle gemeinsam. Dann so eine groβe Reise, wäre doch schade, wenn wir damit nicht irgendetwas Gutes anstellen können!
Dass Umweltverschmutzungen in Zukunft Naturspektakel wie den Ijen Krater auf Indonesien zerstören könnten, darauf möchten die 4 Freunde aufmerksam machen. Foto: Travel4more.org
Ihr sammelt für just-one: Waum gerade diese Organisation und wie kam es zu der Idee mit 10 Cent pro Kilometer?
Sina: Wir kennen just-one persönlich und wissen, dass das Geld in sehr gute Hände gegeben wird. Tom hat 1 Jahr, ich selbst habe 4 Monate in Kathmandu, Nepal verbracht und die Organisation dort kennen gelernt. Just-one setzt sich aktiv für Straßenkinder ein und hilft, diese wieder in ein geregeltes Alltags- sowie Schulleben einzugliedern. Die kleine Organisation finanziert sich komplett aus privaten Spenden und beherbergt augenblicklich 6 Kinder, die Dank der Arbeit von just-one wieder in die Schule gehen. Sie werden komplett betreut und – wenn eine Familie vorhanden ist – wieder langsam mit dieser zusammen geführt. Die 10 Cent Idee sollte ursprünglich 3.000 Euro an Spenden generieren, die wir glücklicherweise schon erreicht haben. Das Geld sollte uns symbolisch ein Stück entlang unserer Reise-Route weiterbringen und in Realität ein Straßenkind in Nepal wieder zurück ins Leben führen. Augenblicklich stehen wir bei 4.000 Euro, und wir freuen uns unendlich über jede weitere noch so kleine oder groβe Spende! Alles wird direkt an just-one überwiesen. Spenden kann man hier.
Was hat Euch am meisten an der Reise überrascht?
Sina: Überrascht hat uns vieles – in positiver Hinsicht. Die Offenheit der Menschen entlang der Route – selbst in den entlegendsten Ecken der Erde ist sehr rührend. Wir hatten Schwierigkeiten mit Visa erwartet – immerhin stehen Länder wie Uzbekistan, Turkmenistan, Iran etc. auf der Liste. Doch es waren immer nur Regierungen, nie die Bevölkerungen selbst, die es einem da schwierig gemacht haben. In China hat uns der extreme Grad der Umweltzerstörung geschockt. Doch all die tollen Erlebnisse und Orte sind unmöglich hier aufzuzählen, da sitzen wir in 2 Jahren noch da… einfach durch den Blog stöbern! Die groβe Erkenntnis, vor allem nach der Reise durch China und Zentral-Asien, ist der ungeheure Luxus des Reisens: Dass man seinen Rucksacken packt und einfach die Welt entdeckt – diese Möglichkeit haben weniger Menschen als man denkt….
Reisen räumt mit Vorurteilen, auch fremden Religionen gegenüber, auf. Foto: Travel4more.org
Ihr habt Euch bestimmte Richtlinien gesetzt: Was sind Eure Voraussetzungen und was stellt für Euch die größte Herausforderung dar?
Sina: Ja, entlang der Tour haben wir uns bestimmte Richtlinien gesetzt, die uns helfen sollen unsere negativen Einflüsse zu verringern beziehungsweise die postiven Auswirkungen zu vergrößern.
Wir werden wann immer möglich
- mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Mitfahrgelegenheiten reisen,
- bei der lokalen Bevölkerung essen/trinken,
- in Unterkünften übernachten, die unter lokaler Führung stehen,
- unseren Plastikflaschen-Verbrauch auf 2 Flaschen pro Person pro Woche beschränken.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir die bislang zurück gelegte Route problemlos gemeistert. Wir essen nur bei der einheimischen Bevölkerung, sprich McDonalds & Co gab es schon 8 Monate nicht mehr… haben wir auch nicht vermisst Der Plastikfalschen-Verbrauch konnte in einigen Ländern tatsächlich fast komplett reduziert werden, so gibt es in Australien tolle Abfüllmöglichkeiten. In anderen Ländern wiederum wie beispielsweise in China war es fast unmöglich zu reduzieren, doch es gibt Tabletten, und Wasser-Abkochen ist immernoch die Nr. 1, um Plastik zu vermeiden!
Wie sind die Begegnungen “on the road” und welche Person hat Euch am meisten beeindruckt?
Sina: Wir können nach bereits über 40.000 zurück gelegten Kilometern von keiner einzigen negativen Begegnung berichten. Auβergewöhnlich waren wohl unter anderem die Begegnungen mit Schwefelstechern im Ijen Krater aus Indonesien (Video), eine Gruppe LKW-Fahrer aus Tatjikistan, die uns freundlicherweise in einer verzweifelten Situation auf dem Pass zwischen China und Kyrgystan aufgenommen haben sowie die Iraner an und für sich, die uns durch ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft von den Socken gehaut haben. Iran sollte jeder mal hin: Da sieht man, dass Reisen wirklich mit Vorurteilen aufräumen kann und man selbst erlebt, wie die Dinge vor Ort wirklich sind.
Die Offenheit der Menschen – wie hier an einer kurdischen Schule – hat Sina besonders beeindruckt. Foto: Travel4more.org
Wie würdet Ihr Eure Reise in 3 Worten beschreiben?
Sina: ONE BIG ADVENTURE
Wenn jemand in Eure Fußstapfen treten möchte: Was würdet Ihr demjenigen auf den Weg mitgeben oder was hättet Ihr gern vorab (besser) gewusst?
Sina: Mmmh.. danach ist man immer schlauer Visa lange vorab planen, sich so viel Zeit wie möglich in jedem Land nehmen, mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt treten, sich so respektvoll verhalten wie nur möglich… Aber eigentlich sollte man sich nur entscheiden zu gehen, dann ist der schwierigste Teil schon vorbei!
Was sind Eure weiteren Pläne nach dem Heimkehren nach Deutschland? Was möchtet Ihr mit der Reise und den Ergebnissen daraus machen?
Sina: Dann geht´s erst einmal auf die Job-Suche! Und Tom wird einen Deutsch-Kurs belegen, er ist ja Engländer. Wir werden auf jeden Fall noch die eine oder andere Aktion planen. Einen Dia-und Info-Abend wird es geben, vielleicht ein kleines Fest, um die Erinnerungen zu teilen und weiterhin auf das tolle Projekt von just-one aufmerksam zu machen. Einige haben uns schon geschrieben, dass wir einen Bildband veröffentlichen sollten. Vielleicht wird daraus aber auch ein Buch – genug zu berichten gibt es!
Über 4.000 Euro haben die Vier auf über 40.000 km gesammelt, ein Danke an die Spender. Foto: Travel4more.org
Was habt Ihr gelernt auf Eurer Reise?
Sina: Gelernt haben wir vieles! Wir sollten uns in der groβen Welt nicht so wichtig nehmen, Respekt gegenüber anderen Kulturen und Religionen zeigen und uns auf die Länder, die wir bereisen, wirklich einlassen. Auch wenn es „nur“ ein 2-wöchiger Erholungs-Urlaub auf den Malediven oder in Ägypten ist: Was wissen wir eigentlich über das Land und seine Menschen? Haben wir überhaupt Kontakt zu Einheimischen – abgesehen von denen, die mir das Essen servieren)? Und kommt mein Geld wirklich in dem Land an? Wenn wir auf Reisen gehen sind wir im Grunde genommen alle kleine Friedensbotschafter – wir haben die einmalige Moöglichkeit Menschen vor Ort zu zeigen, dass wir Respekt haben und friedlich miteinander umgehen können, egal ob Sprachbarrieren, Religionsunterschiede oder Ähnliches.
Wer Travel4more auf ihren letzten Kilometern unterstützen oder verfolgen möchte, schaut am besten auf ihren Blog oder auf Dort stehen die Vier auch für Tipps und Fragen zu Verfügung.
Wer sehen will, wie die Spenden von travel4more.org eingesetzt werden, kann das auch auf der von just-one beobachten.