Sailing the farm: Wwoofend auf einem Boot
Eine fröhliche Gemeinde voller “Meer-Zigeuner von morgen”, wie sie sich selbst nennen, hat sich im norwegischen Eina zusammengefunden. „Sailing the farm“ heißt ihr Projekt, das ein Ziel hat: Einen Boots-Prototypen zu bauen und als nachhaltige, sich selbst erhaltende Gemeinschaft um die Welt zu segeln. „Eine verrückte Idee?? Ja, das wissen wir! Aber ohne ein bisschen Verrücktheit wäre die Welt ein langweiliger Ort“, meinen jedenfalls Zeyang Lin und seine Crew.
Gemeinsam ein Boot bauen und damit um die Welt segeln – so ist die Idee von Sailing the farm: Foto: Sailing the farm
„Sailing the farm ist eine Pflicht-Erfahrung im Leben“, schwärmt Bertrand aus Frankreich auf der CouchSurfing-Website des Projekts. Dieser Meinung war auch Adrián Alvarez, ein Argentinier, der zurzeit in Deutschland lebt. Interessiert am Thema Segeln stieß er bei seiner Internet-Suche auf Sailing the Farm: Für 15 Tage hat er im August 2010 seine Zeit und Arbeitskraft in das Projekt gesteckt – wie es bisher schon über 60 Personen aus der ganzen Welt – von Kanada bis Deutschland, vonMalaysia bis Belgien – getan haben.
Ort des Geschehens ist eine Wwoofing Farm nördlich von Oslo, auf der das Boot mit viel Enthusiasmus und mit Hilfe von Freiwilligen wie Bertrand und Adrián gebaut wird. ”Wir sind um 8 Uhr aufgestanden und haben für ein paar Stunden auf der Farm und auf dem Boot geholfen”, schildert Adrián den Tagesablauf, “auf dem Bauernhof reparierte ich den Schuppen, half ich mit den Bienen und habe Früchte geerntet. Auf dem Boot waren wir damit beschäftigt, die beste Lösung für Probleme mit der Ausrichtung zu finden. Bug und Heck waren nicht aufeinander abgestimmt.” Gearbeitet wird gegen Kost und Logis. „Es dauerte nicht lang, bis ich mich in die Farm verliebt habe – oder wie ich sie gern nenne, das „Eina Health spa“, beschreibt Krys aus Kanada seine Erlebnisse, “6:00 Morgenlauf, gesunde, vegan/vegetarische Küche, Arbeit in wunderbarem Sonnenschein und ein Schlafplatz unter den Sternen.“ Wobei erwähnt werden sollte, dass natürlich auch Betten in überdachten Räumen zu Verfügung stehen.
Fleißig wird gearbeitet – und langsam nimmt das Boot Formen an. Foto: Adrián Alvarez
Gemeinsam bauen sie den Prototypen eines Boots für die Weltumsegelung. Ist das ein Erfolg, soll es bei einem Schiff nicht bleiben, nein, eine ganze Armada ist in Planung. „Wir wollen ein Meerzigeuner-Volk gründen“, das Ziel von Zeyang Lin ist kein Kleines, „das ist eine Möglichkeit, mit geringem Impact auf die Umwelt zu leben, sich selbst zu versorgen und anderen Eco-Dörfern auf allen Kontinenten, die wir per Boot erreichen können, zu helfen.“
Erfahrung im Bootsbau ist keine Voraussetzung, Mitmachen kann jeder, der möchte. Foto: Sailing the farm
Und das Projekt schreitet voran: Im August 2011 arbeiteten 9 Leute am Boot, bauten Wasser- und Kühltanks und waren damit beschäftigt, mit anderen Eco-Dörfern in Kontakt zu treten, die auf der Segeltour besucht werden sollen. Diese sollen nicht nur dafür genutzt werden, vor Ort zu helfen, sondern sind auch als Wechselstelle für die Crew sowie Ladestation für Essensvorräte gedacht. Apropos Nahrung: Sich selbst versorgen zu können ist und bleibt das oberste Gebot auf „Sailing the farm“, so wird gerade eine Möglichkeit getestet, wie man Gemüse mit einem geringen Wasserverbrauch anbauen kann. Das ist nicht einfach, schließlich ist eine der größten Herausforderungen auf einem Boot, Wasser zu beschaffen.
Das Leben in der Sailing the Farm-Community besteht nicht nur aus Arbeit… Foto: Sailing the farm
Wer mitmachen will, der braucht übrigens weder Erfahrung im Bootsbau oder gar im Segeln, vielmehr ist die Anforderung, für mehrere Wochen oder Monate auf hoher See leben zu können. Gesucht werden Mechaniker, Metallarbeiter, Segel-Näher, Fundraiser, Webdesigner, Zimmerer, Barkeeper, aber auch Gitarrenspieler oder Witzeerzähler – schließlich geht es bei dem ganzen Arbeiten auch um eines: Spaß! „Wir suchen Menschen mit starker Persönlichkeit und die gut darin sind, ihre Träume zum Leben zu erwecken“, heißt es im mehr oder weniger regelmäßigen Newsletter von Sailing the Farm, „uns geht es um mehr Diversität!“
Adrián hat seine Arbeit bei Sailing the farm gefallen, er möchte wieder nach Eina zurück – oder auf Hohe See. Foto: Adrián Alvarez
Derzeit werden übrigens vor allem Männer und Menschen über 30 Jahren gesucht! Durschnittlich leben und arbeiten die Freiwilligen drei Wochen in Eina. Und alle, denen das Bootbauen auf Dauer zu langweilig wird, haben auch die Möglichkeit auf der Farm mitzuarbeiten – so nebenbei werden nämlich Tomaten gezüchtet und Bienen gehalten, um Honig zu produzieren. Adrián jedenfalls möchte wieder zurück, um weiter am gemeinsamen Traum der Meer-Zigeuner zu arbeiten…
Newsletter-Anmeldungen unter:
oder http://list.nett.org/mailman/listinfo/sailing-the-farm
Facebook Group:
Weiterer Kontakt: http://www.couchsurfing.org/people/sailing-the-farm
Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 21. September 2011