Auf den Spuren von Niklas und Co.: Ein Roadtrip nach Flandern
Flandern? Also bis vor kurzem habe ich damit nur die Kinderserie „“ in Verbindung gebracht. Bis vor kurzem. Bis zu einem Roadtrip nämlich, der uns genau dorthin, in den nördlichen Teil Belgiens mit seinen niederländischsprachigen Flamen geführt hat.
Das malerische Brügge. Foto: Doris
Donnerstag, 18.00 starten wir von Wien los. Unser Ziel: Das rund 1.200 Kilometer entfernte Aalter, ein kleines Städtchen zwischen Gent und Brügge, wo eine Freundin von mir auf uns am Freitag mit dem Abendessen wartet. Und tatsächlich schaffen wir es genau 24 Stunden später – nach einer Übernachtung in Frankfurt – auch dorthin.
Am nächsten Tag heißt unser erster Stopp dann Brügge: 22 Kilometer nördlich von Aalter (und 50 von Gent) entfernt, ist es schnell erreicht. Unsere flämischen Freunde haben uns bereits gewarnt – und der erste Eindruck bestätigt, dass sie recht haben: Brügge ist wirklich von Touristen eingenommen. Überall wimmelt es nur so von Deutschen, Englischen, Französischen Tourguides und Gruppen, Einheimische verirren sich nur selten in die Altstadt, die zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Übrigens ist sie damit nicht das Einzige in Flandern: Insgesamt sind 17 Belfriede und 12 Beginenhöfe, das Druckereimuseum Plantin-Moretus in Antwerpen und auch der Grand Place/ Grote Markt in Brüssel von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden.
Brügge sehen und sterben
„Brügge sehen und sterben“ – so der Titel eines Films, weniger unser Motto: Nachdem wir unser Auto beim Bahnhof (Station) für 2,50 Euro pro Tag geparkt haben (in der Stadt selbst würde eine Stunde soviel kosten!), werfen wir uns unter die anderen Touristen und begehen die Altstadt. Kopfsteinpflaster, aneinander geschmiegte Backsteinhäuser, gotische Kirchen und zahlreiche Kanäle schlängeln sich durch die romantische Stadt. Und das umrahmt von blauem Himmel, Herbstlandschaft – perfekt, wenn da die Eiseskälte nicht wäre, die uns immer wieder in Kaffeehäuser drängen würde. Obwohl wir mit dem Stadtplan so einige Probleme haben, finden wir doch zu unserem Pflichtprogramm: Die Heilig-Blut-Kathedrale, wo in der oberen Kapelle wird manchmal – auch, als wir dort sind – die Reliquie des Heiligen Blutes Christi ausgestellt; der Beginenhof, der von Schwänen „bewacht“ wird oder die Liebfrauenkirche, in der die Madonna mit Kind von Michelangelo de Buonarotti zu sehen ist. Für eine Fahrt durch die Grachten ist es uns zu kalt – außerdem ist die angeblich in Gent ohnehin schöner!
Von der „sterbenden Stadt Brügge“ – wie sie von Einheimischen genannt wird – fahren wir ein Stück weiter nach Ostende, einfach, um das Meer zu sehen. Das ist auch das Einzige, wofür es sich lohnt, in die nördlichste Stadt Belgiens zu fahren.
Nachdem wir Meeresluft geschnuppert haben, ist es Zeit für ein Pubcrawling in Gent, das von der UNESCO 2009 zur Weltmusikstadt gekürt wurde: Unsere Freunde zeigen uns, dass Gent ihrem Ruf als gemütliche – gezellige, wie die Flamen sagen – Stadt wirklich verdient. T’Velootje und De Hel, sind nur ein paar der Locations, die mir von der Nacht sicherlich in Erinnerung bleiben werden. Man kann sie nicht beschreiben, man muss sie einfach selbst sehen!
Gent bei Tag
Am nächsten Tag können wir dann auch noch Gent bei Tag bewundern und feststellen, dass die Altstadt – denn für den Rest haben wir leider keine Zeit – auch bei Tageslicht mehr als nur sehenswert ist. Ein Großteil der mittelalterlichen Bausubstanz ist völlig unversehrt erhalten, der Belfried oder die Grafenburg (Gravensteen), das Rathaus oder die St. Bavo-Kathedrale mit dem von Jan van Eyck gestalteten Genter Alter sind nur einige der Sehenswürdigkeiten, die wir im Vorbeigehen erkunden.
Denn die Zeit drängt: Nach einem Abstecher in die Schokoladenbar Quetzal fahren wir über Brüssel (siehe auch den Artikel zu Brüssel von 2009) auch schon wieder nach Hause.
Brügge, Ostende, Gent, Brüssel – Flandern hat noch mehr sehenswerte Städte zu bieten: Antwerpen oder Leuven zum Beispiel. Aber die heben wir uns für einen unserer nächsten Roadtrips auf – und der kommt bestimmt!
Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 2. November 2010