Bikekitchen Bogotá: „Fahrradküche“ für alle

Gastbericht von Yasmin, Co-Initiatorin der  

Eine Bikekitchen in der Stadt der Ciclovía! Ein Projekt, das es schon in vielen Teilen der Welt gibt, hat endlich auch in Bogotá Einzug gehalten.

Aber mal langsam… Bikekitchen? Ciclovía?


Treffpunkt, Werkstätte und vieles Mehr: Die Bikekitchen Bogotá ist DIE Anlaufstelle für Fahrrad-Begeisterte. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

Bei der Initiative Bikekitchen handelt es sich um eine selbstverwaltete Do-it-yourself Fahrradwerkstatt, einen öffentlich zugänglichen Raum, in dem jeder Mensch sein Fahrrad reparieren kann. Die Bikekitchen stellt dafür Werkzeuge, Ersatzteile und technisches Know-how zur Verfügung –  das Ganze unentgeltlich beziehungsweise zu minimalen Kosten. Auf diese Art soll der Zugang zum Fahrrad als Fortbewegungsmittel in der Stadt allen Menschen ermöglicht werden. Das Team der Bikekitchen besteht aus freiwilligen Radbegeisterten, die den reparier- und lernwilligen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Neben Reparatur und Instandhaltung kann man sich auch seinen ganz persönlichen Fahrradprojekten widmen. So entstehen zum Beispiel so genannte Tallbikes oder andere „freakige“ Konstruktionen.

Die Idee der Bikekitchen, in Fahrrad begeisterten US-Städten wie Portland oder San Francisco geboren, wurde mittlerweile in weiten Teilen unserer Welt umgesetzt. So existieren heute gemeinschaftliche Fahrradwerkstätten auf der ganzen Welt, vor allem in Europa und Nordamerika. In Österreich gibt es beispielsweise neben den Bikekitchens Vienna und Linz die Fahrradküche Graz, die Bikerei in Innsbruck, die WUK Selbsthilfewerkstatt oder das Radamt in Ottensheim. Anderswo nennen sich die Initiativen Ciclofficina (Italien)un p’tit vélo dans la tête (Grenoble, Frankreich), Le recycleur (Lyon, FR)BiciLab (Madrid, Spanien) oder right to move / la voie libre (Montréal, Kanada), um nur einige von vielen zu nennen.


Zusammen wird die Bikekitchen Bogotá auf Vordermann gebracht. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

In Südamerika sind Bikekitchens bis dato noch weniger weit verbreitet. Neben Mão na Roda in São Paulo, Brasilien und la Fabricicleta in Buenos Aires, Argentinien gibt es meines Wissens kaum ähnliche Initiativen. Seit kurzem gibt es jedoch auch auf diesem Teil der Welt eine mehr: Vergangenen Samstag hat die Bikekitchen Bogotá für rad-, reparatur- und lernbegeisterte ihre Pforten geöffnet!


Wer Reparatur sagt, muss auch Werkzeug haben. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

Angeregt durch die Projekte in Europa – wie der  - wurde die neue Fahrradküche in der Hauptstadt Kolumbiens von fünf Fahrrad begeisterten FreundInnen innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft. Durch glückliche Umstände an einen Raum gekommen, wurde kurzerhand eine Veranstaltung organisiert, im Rahmen derer Interessierte dazu aufgerufen wurden, „Zutaten“ wie  unbenötigte Ersatzteile, Werkzeuge, etc. zu spenden. Außerdem wurde kommerziellen Fahrradwerkstätten bzw. -geschäften mit der Bitte um Mithilfe ein Besuch abgestattet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Allein mit den am Eröffnungstag gespendeten Materialien können ab sofort grundlegende Fahrradreparaturen durchgeführt werden. Außerdem haben eine Reihe von Geschäftsbetrieben ihre Kooperation zugesagt, indem sie uns mit alten Ersatzteilen und Werkzeugen, die sonst regelmäßig auf dem Müll landen, aushelfen.


Das gehört gefeiert: Yasmin (re) mit einer Besucherin beim Anstoßen auf die gelungene Bikekitchen-Eröffnung. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

Bei zahlreichen Aktivitäten hatte vergangenen Samstag, 12. Mai 2012, die interessierte Öffentlichkeit die Gelegenheit, das neue Projekt kennenzulernen. Besonders der „Alleykitty“, die Miniversion eines Alleycats (urbane Fahrradrennen, die mehrere Stationen bzw. Checkpoints mit verschiedenen Aufgabenstellungen beinhalten und so den Alltag von Fahrradboten simulieren) hat bei den Gästen Anklang gefunden. Neben diesem gab es noch andere Wettbewerbe wie Fixie- oder  Saltina-Contests (das kolumbianische Pendant zum Soletti-Wettessen). Die Stimmung war ausgelassen, die Küche hat auch schon am Eröffnungstag für das leibliche Wohl der BesucherInnen gesorgt. Den Höhepunkt des Abends bildete die Vorführung des Videos „bikekitchen“, um allen Anwesenden die Idee nochmals näher zu bringen. Und diese zeigten sich allesamt begeistert….


Gelungener Start mit AlleyKitty. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

Wie geht’s weiter?

Seit Mittwoch, dem 16. Mai 2012 steht die Bikekitchen Bogotá  zweimal wöchentlich (Mittwoch abends und Sonntags) der Öffentlichkeit zur Verfügung. Schon am ersten Tag fanden zahlreiche Besucher ihren Weg in die im Hinterhof eines Hauses versteckte Werkstatt. Neben Freunden und Bekannten auch einige neue Gesichter. Mit vereinten Kräften, einigen „Polas“ (schließlich soll der „Küchenaspekt“ nicht zu kurz kommen) und – auf Grund der nach wie vor etwas spärlichen Ausstattung – mit Improvisationstalent wurden Bremsen und Schaltungen eingestellt, Ketten repariert und Reifen geflickt.

Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Zwar können nach dem ersten Tag noch keine Prognosen abgegeben werden, aber die Hoffnungen sind groß. Zahlreiche Freunde und Bekannte haben bereits ihre Mithilfe angekündigt, sei es durch weitere Sachspenden, tatkräftige Unterstützung oder schlichtweg die Promotion des Projekts selbst. Erste Aussichten sind also vielversprechend!


Geht nicht, gibt´s nicht – die “Bikedoctors” bei der Arbeit. Foto: http://tinyurl.com/nqr2sp9

Was ist eigentlich mit: Radfahren in Bogotá?

Das mit dem Radfahren in Bogotá ist übrigens so eine Sache. Einerseits verfügt die kolumbianische Hauptstadt mit rund 350km über das längste Radwegnetz Amerikas. Seit 1976 werden außerdem sonntäglich fast 200km öffentlicher Straßen für den motorisierten Verkehr gesperrt und der radfahrenden, skatenden oder zu Fuß gehenden Bevölkerung zur Verfügung gestellt. (Mehr dazu findest du oder hier); Organisationen wie Mejor en Bici sind bestrebt, den Bogotanos das Radfahren schmackhaft zu machen und sich gleichzeitig für Verbesserungen stark zu machen.

Die Praxis sieht allerdings nach wie vor nicht so rosig aus, wie dieses Bild vermuten lässt. Die vielgerühmten Radwege sind oft in einem erbärmlichen Zustand. Weitenteils gibt es nicht einmal angemessene Rampen, um auf diese zu gelangen, und wenn man es doch schafft, muss man sich den Raum mit Fußgängern, Straßenhändlern und abgestellten Fahrzeugen teilen.

Aber das ist eine andere Geschichte…

Links: 

Bikekitchen Bogotá: http://bikekitchenbogota.wordpress.com/
Bikekitchen Bogotá FB:

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>