Bogotá: So viel Stadt, so viel Natur
Bogotá, eine Stadt mit 8, 9 oder auch 13 Millionen EinwohnerInnen (je nachdem, wen man fragt); eine Stadt, die der größte Ballungsraum Kolumbiens ist und zu den am schnellsten wachsenden Metropolen Südamerikas zählt… Wer hätte da gedacht, dass sich buchstäblich hinter dieser Mega-City ein Paradies für Naturliebhaber (!) finden lässt? Also ich sicher nicht! Dementsprechend positiv überrascht war ich, als ich – hier angekommen – zu unzähligen Wanderungen und Ausflügen zu Lagunen, auf Bergen, zu Wasserfällen und sonstigen Naturerlebnissen eingeladen worden bin.
Nur 1 Stunde per Bus entfernt von Bogotá: Natur pur bei Chaochi. Foto: Doris Neubauer
Damit es Euch bei Eurer Reise nach Kolumbien nicht auch so geht, gibt es hier ein paar – und ja, es sind wirklich nur ein paar – der Highlights unter den Naturwundern rund um Bogotá nachzulesen:
1) Laguna de Guatavita
Ja, sie steht in jedem Tourguide, ist aber auch ein Muss für alle Bogotá-BesucherInnen: Die Laguna de Guatavita. Nicht nur, weil sie die Heimat des legendären El Dorados ist, sondern einfach, weil die Laguna wunderschön ist zum Wandern und Fischen. Der kleine Bergsee liegt in über 3000 Meter Höhe im Bergland von Cundinamarca und hat ca. 1,6km Durchmesser sowie einen Umfang von 5 km. Um hinzukommen nimmt man einen Bus (oder natürlich ein Auto) von Bogotá in die gleichnamige Stadt. Für nur ca. 5 Euro gönnt man sich am besten den “Luxus” eines – spanischsprachigen – Führers, der einen in einer 2-stündigen Tour, in der es oft steil bergauf geht, zur Lagune bringt. Was hat es mit Eldorado auf sich? Die Legende besagt, dass der Guatavita-See der meist verehrte der fünf heiligen Seen der Muisca, der indianischen Urbevölkerung der Umgebung, war. Die Führer des Volks fuhren angeblich mit Goldbeladenen Schiffen auf den See hinaus, um den Göttern Opfergaben darzubringen. Wie viel Mythos oder Wahrheit ist, bleibt dahingestellt. Fakt ist, dass viele Goldfunde – wie auch ein legendäres kleines Goldboot, das heute im Museo Nacional in Bogotá, aber auch Münzen, Smaragde und andere Kultobjekte in Guatavita gefunden wurden. Achja, wer sich wirklich auf den Weg nach Guatavita macht, sollte vor allem eines tun: Jede Menge warme Kleidung einpacken, denn in 3000 Meter Höhe kann es ganz schön kalt sein.
Die berühmte Lagune von Guatavita: Beliebtes Ausflugsziel von BogotánerInnen und TouristInnen. Foto:
2) Wasserfälle von Choachi
Etwas außerhalb von Bogotá, ca. 50 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit gechartertem Bus entfernt, befindet sich der Ort Choachi. Hier kann man mal rasten und sich in einem echten Schweizer Chalét verwöhnen lassen: Das Chalét Suizo gilt seit 60 Jahren als eines der besten Lokale im Dorf, und wurde sogar Original in der Schweiz gebaut und schließlich nach Kolumbien verschifft. So gestärkt begibt man sich auf eine 2-stündige Wanderung durchs Tal von Choachi zur Cascada del Chiflón, dem ersten – und kleineren – der beiden Wasserfälle. Wer Lust hat, kann sich dort “frisch” machen und ins kühle Nass springen, oder noch einmal 1,5 Stunden bis zum mit 590 Metern höchsten Wasserfall Kolumbiens, der Cascada de la Chorrera, wandern.
Mehr dazu gibt es auch hier.
3) Chingaza Naturpark
50 km nördlich von der Hauptstadt Bogota liegt dieses Reservat, das oft nicht einmal Einheimische besucht haben, auf fast 4.000 Meter Höhe. Ein Grund, warum der Nationalpark nicht öfters Ziel von Reisen ist, liegt darin, dass man schwer hinkommt: Nur per Privatauto/-transport oder mit einer der wenigen Tour dorthin erreicht man über die holprigen Straßen in 1 – 2 Stunden den Eingang bei Piedras Gordas. Schon hier gibt es wunderschöne Hikes, aber etwa 40 Minuten weiter bei Monte Redondo liegt der Campingplatz im Nationalparkt. Und hier ist schon die nächste Hürde: Man benötigte eine vorherige Erlaubnis durch die Parkbehörden, um dort campen zu können. Das war die schlechte Nachricht, die gute Nachricht ist, dass das Büro in Bogotá leicht erreichbar ist - Cra. 10 No.20-30 (mehr dazu unter www.parquesnacionales.gov.co). Klarerweise ist der Park prädestiniert für Hikes, egal ob kurz oder lang, wobei man für die längeren Touren einen – kostenlosen – Guide benötigt, den man am besten vorher reservieren sollte. Und dann steht dem eigentlichen Erlebnis nichts mehr im Weg, der unglaublichen Natur, dem Artenreichtum (bis zu 180 Vogelarten zum Beispiel lassen sich hier finden) – und wer weiß, vielleicht sieht man sogar einen Bären oder einen Puma. Ob es sich dann dabei um einen Glücks- oder Pechfall handelt, das entscheidet man wohl am besten selbst.
Ein TV-Bericht über diesen Park, der zu einem der wichtigsten ökologischen Reservate der Welt zählt, findet sich hier – auf spanisch natürlich.
Der höchste Wasserfall Kolumbiens von oben. Foto: Doris Neubauer
4) Nationalpark und Páramo de Sumapaz
Leichter als Chingaza ist der Nationalpark Sumapaz im Südenosten von Bogotá zu erreichen: Auch hier braucht man zwar eine vorherige Genehmigung, kann aber einen der täglichen Busse nach San Juan de Sumapaz nehmen. Nach einer Stunde Busfahrt ab dem Vorort Usme erreicht man den Park, der sich über Höhen zwischen 1.600 und 4.000 Meter und eine Größe von 178.000 Hektar erstreckt. Wie schon beim nördlichen Nachbarn ist die Landschaft und der Reichtum an Tieren, Pflanzen und Co. einzigartig. In der Hochgebirgsregion gibt es auch viele Lagunen mit kristallklarem Wasser und eine Vielzahl von Flüssen. Mit Moosen, Farnen und Andengräsern gilt er nicht nur als einer der schönsten Parks Kolumbiens, sondern ist auch Heimat für viele Reptilien, Frösche und Vögel. Im Zentrum des Parks steht der Páramo von Sumapaz, die größte Hochgebirgslandschaft der Welt, die ausschließlich im Äquatorgürtel der Anden vorkommt. 98 Prozent seiner Ausdehnung befinden sich in Kolumbien, der Rest verteilt sich auf Ecuador und Venezuela.
Aber was sitze ich hier noch vor dem Computer?! Wanderschuhe einpacken und schon kann es los gehen…
Erstveröffentlicht auf tripwolf am 11. November 2011
Ebenfalls publiziert auf WildUrb