Das “andere” Hawaii: Eine Entdeckungsreise über Berg und Tal
Big Island ist an Buntheit wirklich kaum zu toppen – und das hängt nicht nur mit den Regenbogen zusammen, die überdurchschnittlich oft den Himmel aufhellen. Neben den erwarteten Stränden und den für diese Insel typischen Lavalandschaften gibt es noch viel mehr auf Hawaii zu entdecken, was man – bevor man sich mit der Insel beschäftigt, vielleicht dort gar nicht vermuten würde. Wer weiß zum Beispiel, dass die Insel neben all den Reichtümern an Früchten und Obst vor allem auch mit Kaffee- und Macadamia-Nüssen prahlen kann? Der Kona-Kaffee genießt den Ruf, der weltbeste Kaffee überhaupt zu sein… und das meiner Meinung nach durchaus zurecht.
“Somewhere over the Rainbow” … Hawaii bietet viel, unter anderem auch ganz schön viele Regenbogen. Quelle: Doris
Damit die Qual der Wahl nicht ganz so unerträglich wird, kommt hier meine Top 3-Liste, was jeder Big Island-Trip – neben Lava und Stränden – sonst noch beinhalten “muss”:
1. Kealekekua Bay mit dem Place of Refuge & Two Step:
Dass Big Island eine schöne Mischung aus Geschichte und Wasser-Abenteuer bieten kann, lässt sich am besten bei der Kealekekua Bay und dem nahen Place of Refuge entdecken. Bei der Bay war früher ein Hiki-ua Heiau, ein Tempel, in dem Menschenopfer dargebracht wurden. Und hier ist auch Captain Cook,an den auch die naheliegende gleichnamige Stadt erinnert, als erstes als wiederauferstandener Gott Lono verehrt worden. Hier war übrigens auch der Platz, an dem die erste christliche Zeremonie gefeiert wurde. In Sichtweite von der Bay ist aber ebenso der weiße Obelisk des Captain Cook Monuments, das daran erinnert, dass dort Cook 1779 von den Hawaiianern ermordet wurde. Jaja, Freude und Trauer liegen in Hawaii oft nah beeinander.Doch das ist nicht die einzige Geschichte, die sich in dieser Gegend finden lässt: Wenige Kilometer entfernt ist Pu´uhonua o Honaunau aka Place of Refuge. Früher war das Leben nach dem Kapu Prinzip geführt, in dem man viele, viele Gesetze einhalten musste. So durften Frauen und Männer nicht an einem Tisch essen, Bürger durften sich nicht dem Chief (Führer) nähern und deren Schatten durften nicht einmal auf einen der Chiefs fallen. Wer diese Gesetze nicht einhielt, dem drohte Tod durch Strangulation, Feuer oder Speer. Doch es gab eine Rettung: Den Place of Refuge, ein Asyl, in dem man nicht angefasst werden durfte – in dem man sozusagen “tabu” war. War man einmal im Place of Refuge, wurden sämtliche Taten vergeben und vergessen und man konnte sogar außerhalb wieder in Frieden leben. Jetzt ist dieses Asyl ein National Park: Am besten besucht man ihn zum Sonnenuntergang, streift durch wiederaufgestellte bzw. nachgebaute Mauern und erlebt die hawai´ianische Kultur. Ca. 45 Minuten dauert die Führung, die man selbstständig machen kann, und sehenswert ist nicht nur der Park selbst, sondern auch der dort zugängliche 1871 Trail. Auf diesem Weg, der in einem verlassen Dorf endet, lässt sich die hawai´ianische Geschichte und Kultur noch einmal erleben.
5 USD kostet der Eintritt pro Auto, aber nicht immer ist das Geld auch zu bezahlen, ist der Eingang doch oft unbewacht, weil “man sich den Angestellten, der das Geld einsammeln soll, nicht leisten kann”. Gut für die Besucher, nicht wahr!
Plan von Kealakekua Bay und Place of Refuge – Kultur trifft Geschichte trifft Freizeitvergnügen. Quelle: Doris
Wer damit genug Kultur eingesaugt hat, der darf sich im angrenzenden Two Step-Beach mit Schnorcheln vergnügen – das ist nämlich einer der besten Spots auf der Insel dafür. Das wissen vor allem auch die Einheimischen, die sich dort tummeln.
In der Früh – so gegen 6.00 / 7.00 – ist Two Step und auch die Kealekekua Bay aber vor allem auch für eines bekannt: Delphin-Schauen! Wenn man Glück hat (wir hatten es leider nicht) kann man mit diesen Göttern des Meeres sogar schwimmend den Tag beginnen….
2. Waipio Valley
“Ist Waipio es wirklich wert, da hinunter zu gehen?”, diese Frage stellt sich wohl jeder, der auf dem steilen ungefähr 1 Meile langen Abstieg ins Valley hinunterkeucht und voller Panik an den Aufstieg danach denkt. “Ja”, lautet die Antwort von Entgegenkommenden, die noch viel mehr stöhnen, “aber macht euch unten Freunde, die euch in ihrem Auto wieder mit hoch nehmen.” Genau das haben wir getan…
Eines der letzten “einsamen” Täler, Waipio Valley. Quelle: Doris
Waipio Valley, das nur zu Fuß, zu Pferd oder mit einem 4-Wheel-Drive wirklich zugänglich ist (Touren mit Jeeps und Ross werden natürlich in der Nähe angeboten), ist einer der letzten fast unwirklich idyllischen Plätze auf der Insel. Herrliche Wassserfälle, ein langer Black Sand Beach vor grünen Wäldern und Tälern – es ist einfach ein atemberaubender Ort. Früher wurde das Valley oft als Treffpunkt für Chiefs, die sich dort mit wichtigen Entscheidungen auseinander setzen mussten, gewählt. Und immer schon wurde es als besonders energetischer Platz – mit viel “Mana” wie Energie von den Hawai´ianern genannt wird – angesehen, in dem sogar Früchte, Gemüse und die Schweine besser schmecken als überall sonst auf Big Island.
Während in vergangenen Zeiten über tausende Menschen im Valley lebten, gibt es jetzt nur noch wenige, die die Abgeschiedenheit wählen. Und die sind als eher “unfreundlich” verschrien, die den unzähligen Touristen, die täglich das Waipio Valley anschauen, weniger gut gesinnt sind. Wir haben aber auf unserer Stippvisite keine Einheimischen gesehen …
Wem der Ab- und Aufstieg ins Valley noch nicht genug ist und wer sich noch mehr nach Abgeschiedenheit sehnt, dem ist ein besonderer 3-Tages-Trip zu empfehlen: Schon beim Runtergehen ins Tal fällt einem ein Zick-Zack-Weg auf der anderen Seite des Felsens auf. Das ist der Pfad, der ins nächstgelegene Waimanu Valley fährt. Uns wurde der Trip, der 1 Tag hin, 1 Tag dort und 1 Tag zurück dauert, wirklich ans Herz gelegt. Hinweise dafür und Tipps für den Weg geben Forestry & Wildlife telefonisch durch.
3. “Sternderlschauen” auf Mauna Kea:
Mauna Kea (= weißer Berg) ist der fünfte auf der Insel existierende Vulkan und Heimat der Schneegöttin Poli´ahu, Peles Schwester. Doch mittlerweile muss sich die Göttin den Berg mit diversen Wissenschaftern und Astronomen teilen, die den Mauna Kea als besten Platz der Welt ausgemacht haben, um Sterne zu beobachten. Gesagt getan: Seit Jahren findet sich da oben auf 4267 Meter Höhe das beste Teleskop der Welt, was ihn zum Stolz der astronomischen Community macht. 24 Teleskope lassen sich auf der Bergspitze sehen und den noch so kleinsten Stern entdecken. Einige der Teleskope können Objekte bis zu 12 Billionen Jahren entfernt beobachten. Für Touristen sind die meisten dieser Teleskope jedoch nicht erreichbar, nur drei sind zugänglich.
Etwas weiter drunter – auf 2743 Meter Höhe – können Besucher im Onizuka Center for International Astronomy gratis die Sterne schauen. In diese Höhe kommt man übrigens auch noch mit einem ganz “normalen” Auto, für die Spitze hingegen braucht man ein 4-Wheel-Drive – wobei es natürlich schon superromantisch ist, dort mit einer Flasche Wein zu sitzen und den Himmel zu beobachten, aber das vielleicht für ein anderes Mal. Ein Trail führt übrigens auch in die luftigen Höhen, aber der soll sehr, sehr anstrengend sein und jede Menge Wasser bzw. vor allem eine Top-Kondition sind dafür allemal von Nöten. Und wenn es wirklich lächerlich erscheint – vor allem, wenn man tagsüber am Strand schwitzt: Es wird kalt da oben, also warme Kleidung inklusive Handschuhe, Mütze und Co. nicht vergessen!
Wer sich übrigens besonders gut auf Mauna Kea und das Observatorium vorbereiten oder informieren möchte, dem lege ich das Imiloa Museum in Hilo ans Herz. Das bringt einen direkt ins Herzen des Observatoriums.
222 Meilen führen die zwei Highways (und ja, es gibt nur diese beiden!) um die Insel, das sind gerade einmal 358 Kilometer. Aber Achtung, was sich als recht wenig anhört, entpuppt sich “on the road” als ganz schöner Trip… wir haben aus den 222 Meilen in wenigen Tagen ganz einfach 900 Meilen gemacht. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass die Uhren in Big Island anders ticken, nach Hawaiian Time nämlich. Und die gebietet vor allem eines: Gaanz viel Aloha!
Top-Tipp: Das “Blue Book” wie der Reiseführer Hawaii, The Big Island Revealed überall nur genannt wird, bietet wirklich die besten Insidertipps und Infos über Hawaii. Auf der Website sind auch die aktuellsten Up-to-Date-Infos zu finden.
Wer Lust auf hawaiianische Geschichten und Sagen bekommt, dem kann ich empfehlen.
Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 14. März 2011