Die Kunst allein zu reisen

Zu zweit oder allein, das ist die Frage – nicht nur im Leben, sondern auch beim Reisen. Von „Unterwegs sein mit meinem Partner ist echt anstrengend“ oder „allein reisen ist das Beste überhaupt, da ist man frei und unabhängig“ bis zu „es ist doch alles nur halb so schön, wenn ich es nicht mit jemandem teilen kann“  spalten sich die Geister in meinem Freundeskreis, wenn es darum geht: Mit wem verbringe ich die schönste Zeit im Jahr, meinen Urlaub?

Mit wem reisen? Foto: Doris

Es ist ja wirklich nicht einfach, jemanden zum Reisen zu finden. Nicht umsonst ist der erste gemeinsame Urlaub eine gleichzeitig ersehnte wie gefürchtete Probe, ob es als Paar klappt. Wenn ich an meinen ersten Freund und die All-inclusive-Club-Strandurlaube mit ihm denke, dann graut es mir jetzt noch davor  – das mit uns hat einfach nicht gut gehen können!

Und verreisen mit FreundInnen? Hach, das klingt so leicht! Nicht nur, dass die meisten schwer beschäftigt sind, den Urlaub – mit ihrem Liebsten/ ihrer Liebsten – bereits verplant haben oder einfach sonst nicht zu motivieren sind, ist auch nicht jede Freundin/jeder Freund der geeignete Reisegefährte. Also ich will meine heiligen Freundschaften jedenfalls nicht riskieren – nein, da reise ich schon lieber allein!

„The Art of Solo Travel: A girl´s guide“ – so lautet der Titel eines PDF-Buchs, das meine Freundin Stephanie Lee vor kurzem nach ihrer fast einjährigen – solo – Reise bei Indie Travel Podcast veröffentlicht hat. Der Inhalt ist ein einziger Motivationsschub, ein Plädoyer für all die (Frauen), die sich bisher noch nicht allein reisen getraut haben, denn: „You´ll find the world a friendlier place than you might expect“. Praktische Fragen, Sparmöglichkeiten, wie man allein isst und trinkt, ja sogar Pack-Tipps gibt’s in diesem Travel-Guide.

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Ganz schön nützlich und hilfreich, doch ganz ehrlich: Wer es nicht probiert, dem hilft auch das Buch nicht! Denn Allein reisen muss man riskieren, darauf muss man sich einfach einlassen. Und wer das einmal tut, wird feststellen, dass man nie wirklich allein ist. In Hostels, Lokalen, auf der Straße – Begegnungen finden nämlich überall statt: Da passiert es dann auch – wie mir – , dass ich auf einer halbtägigen Tour zu den Wasserfällen von Agua Azul mit zwei der mitreisenden Jungs zu sprechen beginne und nach ihren Reiseplänen frage. „Ach, wir wollen weiter nach Guatemala, Tikal, und dann nach Belize, da gibt’s nämlich Maya Höhlen. Und wenn es sich ausgeht, dann fahren wir noch zum Tauchen oder Schnorcheln“, lautet die Antwort – das Ergebnis lässt sich in meinen letzt-wöchigen Reisestories nachlesen: Die zwei wurden nämlich – gemeinsam mit einem anderen, den wir einen Tag später „aufgegabelt“ hatten – zu meinen Reisegefährten für die nächsten vier Tage.

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Essen verbindet. Foto: Doris

Oder es geschieht, dass einem mitten auf der Straße in Kopenhagen ein Typ anspricht, weil man hilflos auf seinen Stadtplan starrt – und es ihm nicht anders geht. Schließlich ist er Brasilianer, sie aus Litauen. Man ist sich sympathisch, verbringt den Tag miteinander… ach, soll ich erwähnen, dass die zwei mittlerweile gemeinsam in Portugal unterwegs sind?

Oder wenn man als Amerikanerin auf Europatour beim Solo-Dinner einfach neben andere Gäste gesetzt wird, weil für eine Einzelperson kein Platz mehr frei ist, und – nach langer Schweigepause und unangenehmen Räuspern (je nach Land unterschiedlich, die Situation spielte sich in der Schweiz ab) – sich bei einigen Drinks ein Gespräch ergibt. Ein Gespräch, das bis 4.00 früh dauerte und bei einer Bergtour am nächsten Tag seine Fortsetzung fand…

Wem dieses zufällige Aufeinandertreffen aber dann doch eine Nummer zu unsicher ist, der kann auch im Internet gezielt nach Reisepartnern suchen: Eine globale Liste aller zig-Datenbanken für Mitreisende gibt’s unterhttp://www.travelwriter.at/002/002/reisepartner-singleplattformen.shtml – den Anspruch auf Vollständigkeit würde ich damit allerdings nicht erheben, schließlich schießen Plattformen aller Art wie Schwammerl aus dem Erdboden. Und wer Couchsurfing oder Hospitality Club kennt und nutzt, weiß, dass auch diese Reise-Communities ein guter Platz ist, mit anderen Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen.

einfach fallen lassen locker bleiben als lösung Die Kunst allein zu reisen
Alleine reisen erfordert Mut und Geschick. Foto: Doris

Nein, allein bleiben, das gelingt auf Reisen wirklich höchst selten – und wenn, dann nur weil man/frau es gerade will. Vielleicht liegt darin die wahre Kunst allein zu reisen….

Erstveröffentlicht auf tripwolf am 30. Juni 2010

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