Grün, grüner, die grünste Insel auf Hawaii: Kaua’i

“Was, du warst zweieinhalb Monate auf Big Island, acht Tage auf Maui und für die schönste aller Inseln hast du dir nur fünf Tage genommen?” – Meine Reiseplanung wurde von den Einheimischen und von denen, die Kaua´i schon gesehen haben, mit einem bemitleidenden Lächeln aufgenommen. Und sie haben ja recht: Die “Garteninsel”, wie sie auch genannt wird, hat wirklich einiges zu bieten – und wer die Chance hat, der sollte die älteste der hawaianischen Inseln nicht unterschätzen und sich mindestens eine Woche Zeit nehmen. Hier gibts die Highlights meiner Reise – aber langweilig wird einem auf Kaua´i ohnehin nicht!

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Wasserfälle und ganz viel grün – so zeigt sich Kaua´i, wo der nasseste Fleck auf Erden – Mount Wai´ale´ale – zu finden ist, von seiner schönsten Seite. Foto: Doris Neubauer

Wandern über Stein und … Wasserfälle

Die “grüne” Insel ist definitiv ein Paradies für Wandersleut´und Hiking-Freunde: Ein Hot-Spot ist die Gegend des Koke´e Parks rund um den Waimea Canyon, der auch als Grand Canyon des Westens bezeichnet wird, im Süd-Westen der Insel. The Ultimate Kauai Guidebook widmet diesem Terrain über 10 Seiten – das allein zeigt schon, wie groß die Vielfalt ist. Da ist wirklich für jeden etwas zu finden – und die Hikes, die meist doch über Stock und Stein gehen, bieten meist eine große Belohnung: Den Blick auf die Na Pali Küste, das grüne Naturwunder im Nord-Westen der Insel. Im Koke´e Park kann man übrigens auch günstig campen beziehungsweise in einer Kabine übernachten und von dort aus die Wanderwege abgehen. Besonders empfehlenswert sind der Alakai Swamp Trail, auf dem man viele hawaianische Vögel und Pflanzen sehen kann, oder der 10 Meilen lange Awa-´awapuhi (dh. Ingwer, weil so viele Ingwerpflanzen auf dem Weg zu finden sind)-Nu´alolo Wanderrundweg.

Einer der bekanntesten Wege – und auch ziemlich umstritten – ist der 11 Meilen lange Kalalau-Trail, der von Ke´e Beach bis ins Kalalau-Valley führt, einem Tal, das von der Außenwelt komplett abgeschnitten und eben nur über diesen Pfad erreichbar ist. Wer einmal nur “hineinschnuppern” möchte, der muss nicht bis zum Ende gehen, sondern kann die ersten 2 Meilen bis zum Hanakapi´ai Strand wählen und schließlich weitere 2 Meilen bis zu einem der schönsten Wasserfälle, den Hanakoa Falls, weiterwandern.

Das ist aber jetzt nur eine Kostprobe der vielen, ja, unzähligen Wanderwege auf Kaua´i…

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Hühner sind die “Maskottchen” von Kaua´i: Sie haben dort ihr Paradies gefunden, weil es auf der Insel – als einzige aller hawaianischen Inseln – keine Mungos gibt. Foto: Doris Neubauer

Über den Wolken

Überall auf den hawaianischen Inseln wird sie als Muss für Touristen angesehen: Die obligatorische Helikopter-Tour. Doch auf keiner der anderen Inseln – einmal abgesehen von Big Island, vorausgesetzt, es fließt Lava – ist sie so eindrucksvoll und atemberaubend wie auf Kaua´i! Gerade wenn man nur kürzere Zeit auf der Insel ist, ist es unmöglich, die ganze Pracht und Herrlichkeit von Kaua´i zu erwandern oder per Mietauto zu erfahren. Einige Plätze – wie den nassesten Fleck auf der Erde – kann man auch wirklich nur von oben erleben.

Viele Agenturen bieten Helikopter-Touren an, wobei das Gute dabei ist, dass sie – anders als auf den anderen Inseln – alle die gleiche Route abfliegen. So kann man die Entscheidung, welchen der Anbieter man den Vorzug gibt, getrost dem Preis überlassen. Ich habe eine ca. 50minütige Tour mit Sunshine Helicopters gemacht und bin nicht enttäuscht worden… Übrigens heißt es meistens, dass die Touren in der Früh am besten sind, aber ich bin nachmittags geflogen und hatte ziemlich Glück: Weil es den ganzen Vormittag geregnet hat, konnte man diesmal besonders viele Wasserfälle von oben sehen. Die Entscheidung, ob das Wetter günstig für den Flug ist oder nicht, überlässt man ohnehin am besten dem Piloten: Der weiß, ob es sich lohnt abzuheben – und wenn nicht, bieten die Agenturen im Normalfall einen Flug für einen der nächsten Tage an.

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Einer der vielen atemberaubenden Blicke aufs Na Pali Coast im Nord-Westen der Insel. Foto: Doris Neubauer

Strandfeeling

Kaua´i wäre keine hawaianische Insel, gäbe es dort nicht unzählige, wunderschöne Strände. Meine Favoriten sind im Norden zu finden: Viele nette Strände kann man auf der Fahrt von Hanalei zum Ende der Straße entdecken. Der Ke´e Strand dort ist übrigens der beste Tipp für einen Sonnenuntergang, und Tunnels Beach (Makua) wiederum ist bei Schnorchlern ziemlich beliebt. Dann gibts noch Lumaha´i Strand, ein Sandstrand mit Lava oder Anini Beach, der langgezogene Park vor Princeville, der am Wochenende ein beliebter Picknick-Spot ist.
Natürlich hat auch der Süden einige nette Strände zu bieten: Die meisten sind rund um Po´ipu angesiedelt, sie heißen Shipwreck (Hyatt) Beach, Brennecke Beach, Po´ipu Beach und Maha´ulepu Beach.
Und dann ist da auch noch Polihale Beach: Der ist der letzte Strand im Westen der Insel und nur mit 4WD zu erreichen – einige riskieren die Fahrt über die Schotterstraße auch mit einem “normalen” Auto, aber das ist wirklich nur im Schritttempo empfehlenswert. Der Strand ist unglaublich lang, ein herrlicher Sandstrand, auf dem es sich zumindest eine Nacht lang campen lässt!

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Kaua´i wäre nicht Hawaii, würde es nicht hier genauso unglaublich geniale Strände geben… Foto: Doris Neubauer

Poimachen will gelernt sein

Hawaiireisende kennen ihn, den Taro oder Kalo auf hawaianisch, seit 1. Juli offiziell die “Nationalpflanze” der Hawaianer und Poi, den lilafarbigen, eher geschmacklosen “Pudding”, der aus dieser Knollenwurzel zubereitet wird. Wer einmal dabei sein möchte, wie der Brei entsteht und zubereitet wird, der kann das jeden Donnerstag auf Kaua´i erleben: Die Waipa Foundationnahe Hanalei bietet Interessierten die Möglichkeit, gemeinsam mit den hawaianischen Ältesten, den Aunties und Uncles, Poi für die nahen Märkte zu machen. Gestartet wird um 5.00 früh, doch die Freiwilligen, die meistens aus den umgebenden Communities kommen, können zwischen 6.00 und 8.00 auftauchen. Mir wurde gesagt, dass es besser ist, früher zu erscheinen, damit man nicht nur für “Drecksarbeit” eingeteilt werden würde. Außerdem wurde ich gewarnt: Die Aunties und Uncles könnten ganz schön missmutig sein und hätten generell etwas dagegen, fotografiert zu werden.

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Trotz der schweren Arbeit war das definitiv ein Highlight meines Kaua´i-Trips: Poimachen mit den Aunties und Uncles! Foto: Doris Neubauer

Naja, ich weiß nicht, vielleicht hatte ich ja Glück, aber als ich gegen 6.00 erschien, wurde ich wirklich unglaublich nett begrüßt – und nach einer Stunde haben mich die Aunties eingeladen, doch bitte Bilder von dem Ganzen zu machen, damit meine Freunde wüssten, was ich hier so machen würde! Ja, sie haben sogar andere Helfer “genötigt”, Fotos von mir bei der Arbeit zu schießen! Und gearbeitet wird wirklich: Bis 11.30 wird die Wurzel mehrfach gereinigt, einige Male zu einem Brei gepresst und schließlich für die Märkte in verschiedenen Mengen abgepackt. Im Gegenzug dafür gibt es nicht nur Frühstück und ein gemeinsames Mittagessen, sondern auch noch das Erlebnis, den Aunties und Uncles beim neuesten Klatsch und Tratsch zuzuhören…

Tipp:

The Ultimate Kauai Guidebook, Kauai Revealed – der Titel besagt es: Wissenswertes, Seltenes und einfach Alles über Kauai findet sich in diesem Buch, dem besten Führer durch Hawaii.

Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 20. April 2011

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