Highlight-Hopping durch Kolumbien

Wenn man von Kolumbien spricht, sind Bilder von Räubersbanden, Drogenbossen á la Pablo Escobar und Co. nicht weit. Und wer auf den Straßen von Kolumbien unterwegs ist, weiß, dass Tourismus für die meisten KolumbianerInnen ein Fremdwort ist – was das Reisen jetzt nicht gerade vereinfacht. Nicht gerade ein guter Ausgangspunkt, um TouristInnen und Reisende anzulocken.

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Die Ausgrabungen von San Agustin gehören ohne Frage zu den Highlights in Kolumbien. Foto: Doris Neubauer

Doch wer Hindernisse, Zeitverzögerungen und Planänderungen – ganz nach dem Motto: “Eine Reise ohne Probleme ist keine Reise”  - nicht scheut, auf den warten wahre Perlen im viertgrößten Land Südamerikas. Welche, das verrate ich hier – in meinem persönlichen Highlight-Hopping durch Kolumbien.*1) Bogotá: Ein Klassiker, die (mindestens) 9 Millionen Einwohner große Hauptstadt Kolumbiens ist definitiv eine Reise wert. Drei Tage sollte man schon für die Stadt, in der man schon allein wegen dem Verkehr stundenlang von einem Ort zum Nächsten unterwegs ist, einkalkulieren. Einen guten ersten Eindruck und Überblick erhält man bei der Bogota Bike Tour, die vom Kalifornier Mike täglich um 10.30 und 13.30 auf Englisch (!) angeboten wird. Radelnd gehts in ca. 4 Stunden über die Candelaria, dem ältesten Barrio Bogotas, durch die Innenstadt mit dem Plaza del Chorro, dem Botero Museum und dem National Museum, Plaza Bolívar zu Bogotá’s Zentralfriedhof. Über die unterschiedlichsten Barrios führt die Tour auch zum zweitgrößten Markt Bogotás, wo Früchte verkostet werden, zu einer Kaffeefabrik – und natürlich dürfen auch die zahlreichen Graffitis der Stadt nicht fehlen.

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Mike von Bogota Bike Tours beim Lama-Füttern, ja, auch das gibt es in Bogota zu sehen. Foto: Doris Neubauer

Mehr zu Bogotá kann man auch hier lesen: Bogota – So viel Stadt, so viel Natur und Bogotá: Kolumbien entgegen aller Klischees

2) Salento: Ganz anders als Bogotá ist das kleine Dorf Salento – hier kann man nicht nur Erholung von der Großstadt finden, sondern auch einmal erleben, wie leicht das Reisen durch Kolumbien sein kann. An Tourismus durchaus gewohnt, ist hier nämlich alles einfach: Du willst eine Pferdetour durch die grünen Wiesen? Du bekommst eine Pferdetour, und zwar noch am selben Tag! Du willst das Valle de Cocora mit einen Palmenhainen durchwandern? Kein Problem, Busse und Transportmittel gehen gleich vom Hauptplatz weg! Du willst die Kaffeeplantagen besuchen, von der die Region ihren Namen Cafetera bekommen hat? Touren gibt es immer und überall. Das klingt nach nichts Besonderem, aber wer schon einmal dort war, weiß, dass Salento einfach einen besonderen Charme hat. Und wer hinfährt, der macht bitte für mich einen Abstecher ins Nachbarhaus des Hostels “The Plantation House”: Da kann man nämlich frische, “fucking delicious brownies” kaufen  - und ja, die schmecken tatsächlich genau so…

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Etwas, was man in Südamerika offenbar einmal tun muss: Hoch zu Ross durch Salento. Foto: Doris Neubauer

3) Desierto Tatacoa - Tierradentro - Popayan – San Agustin: Weniger ein Ort, sondern gleich eine ganze Region, eine ganze Route, hat es mir angetan. Und wer so wenig Zeit hat, kann sie – wie ich – auch in 5 Tagen meistern. Wer mehr Zeit hat, umso besser, denn die Orte sind wirklich eine Reise wert. Gestartet wird in der Desierto Tatacoa, die eigentlich gar keine Wüste, sondern ein “sehr trockener Wald mit kaum Regen” ist. Hinkommen kann man via Neiva (ca 5 Stunden mit dem Bus von Bogotá) und dann vom Terminal mit Jeeps nach Villavieja. Es wartet Wüstenlandschaft auf einen und – wenn man übernachtet – ein Sternen klarer Himmel, der auch vom Observatorium aus beobachtet werden kann. Von Desierto Tatacoa geht es weiter nach Tierradentro (San Andres de Pisimbalá): Neben Hostels, ein paar kleinen Shops und der Casa de Cultura mit dem einzigen Internet im Umkreis von Kilometern gibt es in der Ansiedelung rund um den Archäologischen Park wenig zu erleben. Der Park mit den Ausgrabungen selbst und die zwei kleinen Museen zur Indigenen Kultur der Region sowie den Ureinwohnern sind aber mehr als sehenswert, und als Zuckerl obendrauf ist das ganze noch angesiedelt in einer atemberaubenden Berglandschaft. Mehr bewohnt und dennoch sehr ruhig ist Popayan, die weiße Stadt – wie sie wegen der Farbe der Gebäude im Zentrum genannt wird. Mich hat sie besonders in der Nacht verzaubert, wenn die Beleuchtung die Kirchen (O-Ton eines Freundes: “Alles, was nicht Universität ist in Popayan, ist Kirche”) in blaues Licht hüllen. Von dort geht es weiter nach San Agustin (über holprige Straßen per Bus, der für die 130 km glatte 5 – 6 Stunden braucht). San Agustin ist DAS Zentrum der Ausgrabungen und darf auf keiner Reiseroute fehlen: Ja, es ist überlaufen, Touri-Guides warten mit ihren Angeboten an jeder Ecke und doch hat es einen eigenen Reiz, vor allem wenn man etwas außerhalb des Zentrums – und somit mitten in der Natur – in der Casa de François oder der Casa del Japones wohnt.

Wer mehr zu den Ausgrabungen und alten Kulturen wissen will, dem empfehle ich die Website und das Buch von David Dellenback.

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Lost in .. Desierto Tatacoa. Foto: Doris Neubauer

4) Tayrona Nationalpark und Ciudad Perdida: Ich muss gestehen, dass mich die (karibischen) Strände Kolumbiens nicht aus den Socken geworfen haben – das mag daran liegen, dass ich nach Hawaii durchaus verwöhnt bin oder aber daran, dass sie wirklich nicht so außergewöhnlich sind. Dennoch ist der Tayrona Nationalpark Pflicht in Kolumbien. Allein schon das Hineingehen in den Park durch den Dschungel zu den Ressorts (in unserem Fall war es ein Schlammwaten der Extraklasse) hat etwas für sich. Der Schönste der vielen mehr oder weniger kleinen und mehr oder weniger zum Baden geeigneten Strände liegt ca. 15 Minuten Wanderung entfernt vom Ressort  ”El Cabo”, also am äußersten Zipfel des Parks, den man normalerweise als Tourist besucht. Um das Erlebnis wirklich genießen zu können, sollte man aber wirklich folgende Tipps beherzigen – wir haben es nicht und es deshalb bereut: 1) Eigenes Zelt mitnehmen, es gibt kaum Zelte in den Herbergen und so romantisch die Vorstellung vom Schlafen in der Hängematte ist, wenn man das mit 20 anderen macht oder im Traum vom Regen überrascht wird, ist das weniger lustig. 2) Eigenes Essen mitnehmen: Die Kost in den Ressorts ist nicht nur schlecht, sondern auch wenig und wahnsinnig teuer!

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Der kann schon was, mein Lieblingsstrand in Tayrona. Foto: Doris Neubauer

Wen all das “Gatschwandern” nicht abschreckt und wer die Zeit hat (ca. 5 – 6 Tage), der sollte sich eines nicht entgehen lassen: Ciudad Perdida. In einer Wanderung von – je nach Tourangebot – mindestens 4 Tagen geht es durch den Dschungel zu einer verlorenen Stadt, die laut Experten die gleiche Bedeutung wie Machu Picchu hat, gleichzeitig aber noch weniger bekannt ist. Um eine Freundin zu zitieren: “Auf dem Weg, wenn du wieder einmal von oben bis unten nass geworden bist, hasst du dich schon manchmal dafür, dass du diese Tour machst. Aber sobald du ankommst, bist du einfach nur glücklich. Die Tour ist sicher eines der Erlebnisse in meinem Leben, die unvergessen sind.”

* Achtung: Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität! Drei Monate habe ich in Kolumbien verbracht, zu wenig, um ALLES zu sehen… Aber vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen. Allein schon, um das Versäumte nachzuholen, würde sich eine zweite Reise nach Kolumbien durchaus lohnen.

Reisetipps: 

Fliegen ist meist gleich teuer, aber ums zigfache schneller, wie das Reisen mit den Bussen über die holprigen, teilweise überschwemmten (Schlamm)Straßen, deshalb am besten buchen via z.B. LAN oder Avianca
Mehr über Kolumbien gibts auch hier: Kolumbianische Köstlichkeiten und 10 Fakten über Kolumbien

Erstveröffentlichung auf tripwolf am 30. Januar 2012

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