Im Sonnengruß um die Welt: Yoga lieber ungewöhnlich

Auf und ab springt die drahtige Blondine: “Ich verrate Euch jetzt meine kanadischen Aufwärmübungen”, meint sie und bibbert mit den rund 20 vor allem weiblichen Teilnehm   rn – inklusive mir – im Chor. Wer uns samt unserer Hampelmann-artigen Bewegungen sieht, denkt wohl im ersten Moment nicht an Yoga. Und doch sind wir gerade mitten in einer Asana-Einheit. Keiner gewöhnlichen, versteht sich.

Auf über 2.000 Meter kann gar keine “gewöhnliche” Yoga-Stunde stattfinden. Schon gar nicht um diese Zeit: Wie rund 120 andere Tiroler und Touristen haben wir uns nämlich schon um 5.30 Uhr – ja, morgens – aufgemacht, um mit der Gondel auf die Bergstation Kreuzjoch im Stubaital zu fahren. Und während der Großteil jetzt auf der ca. 10 Minuten entfernten Panoramaplattform von Hornbläsern begleitet den Sonnenaufgang bewundert, üben wir uns in der Zwischenzeit in Sonnengrüßen. Oder wollen das vielmehr, denn weder die aus Kanada stammende und mit ihrem “Stubai Yoga” längst im Tal stationierte Lehrerin Sherry noch wir anderen haben mit einer solchen Eiseskälte gerechnet. Da helfen nicht einmal fünf Kleidungs-Schichten und Amerika-erprobte Aufwärmübungen. Schon gar nicht, weil sich die Yoga-Matten aufgrund der Kälte aufgeweicht haben und aus einem aktive Springen in den Sonnengruß eher ein vorsichtiges Hineingleiten wird. Achtung, Rutschgefahr! Und nein, ein Ausweichen auf den brüchigen Holzboden ist keine Option.

Wer das jetzt liest denkt vielleicht: Was für eine Quälerei! Möglich, denn es dauert einige Zeit in der warmen Stube, bis ich mich wieder aufgewärmt habe und bis meine durchnässten Socken (barfuß trainiert man Yoga auf über 2.000 Meter sicher nicht) wieder trocken geworden sind. Und doch zählt diese Yoga-Stunde im Stubaital zu einer meiner außergewöhnlichsten Einheiten, an die ich noch lange zurück denken werde. Es ist nämlich ein ziemlich unbeschreibliches Gefühl, die Sonne so hoch oben über den Wolken zu begrüßen und zu sehen, wie der rote Feuerball über den Berggipfeln emporsteigt und sich erfolgreich durch die Wolkenschwaden kämpft.

Es war für uns alle (inkl. Sherry) die erste von drei Sonnenaufgangs-Yoga-Stunden, die von der Schlick im Zug der Sonnenaufgangs-Fahrten angeboten wurden. Wäre ich die nächsten Tage noch im Stubaital, ich würde an allen dreien teilnehmen. Bin ich aber nicht. Stattdessen erinnere ich mich mal an einige andere außergewöhnliche Yoga-Stunden und -Plätze, an denen ich ein- oder mehrmals die Sonne begrüßt habe.


Burning Man, Nevada:

Hin bin ich wegen der genialen Farbenspiele: Nirgendwo ist wohl der Himmel so knallblau und der Sand so gelb wie in der Wüste von Nevada bei der sicher außergewöhnlichsten Stadt, die die Welt alljährlich zu sehen bekommen. Zu Burning Man. Vor Ort habe ich dann nicht nur die Farben genossen, die noch schöner waren als auf jedem Bild (und das will etwas heißen), sondern die vielen Kunstinstallationen, Musikevents, Essensstände – und auch die vielen Yoga-Stunden, die auf dem gesamten Areal in einigen der vielen Camps angeboten wurden. Kostenlos, wie alles Andere auch, versteht sich. Ein absolutes Highlight war die Massen-Yoga-Stunde mit einer unzählbaren Menge vor dem Tempel, neben dem “Burning Man” das Herzstück der Playa, wo die ganzen Kunstwerke und Installationen aufgebaut werden. Da haben wir alle mitten in der Wüste und dem ohnehin allgegenwärtigen Wüstensand unsere Matten, Decken oder das blanke Nichts ausgepackt und Sonnengrüße oder andere Yoga-Positionen geübt. Einfach ein unvergessliches Schauspiel!


Breitenbush, Oregon:

Was gibt es Besseres als nach einer Woche in der Wüste im kühlen Wald nahe von heilenden Quellen zu entspannen? Glaubt mir: Nichts! Das ist meine Meinung und die von vielen anderen, die schon Jahrelang nach Burning Man in der Community Breitenbush in Oregon “decompressen”, wie der Fachausdruck heißt (und von denen gibt es viele in der Burner-Gemeinschaft!). Ich habs getan, weil ein Freund von mir in Breitenbush gearbeitet hat – und so bin ich in den Genuss von fast zwei Wochen Wald, Hot Springs, köstliches Essen, jede Menge Relaxen und gute Freunde gekommen. Und von Yoga. Denn das wird in Breitenbush ebenfalls praktiziert, in einem Ort mit dem einladenden Namen Buddhas Playground. Ich hab noch selten soo gern gespielt ;)


Hawaii, Kalani:

Wie die meisten wissen, war ich von Januar bis April 2011 für drei Monate lang in der Intentional Community Kalani auf der wilden Seite von Big Island. Jeden Tag habe ich damals Yoga praktiziert, manchmal sogar mehr als einmal. Das Angebot war vorhanden – und mitten im teils regenreichen Dschungel nahe von schwarzen Lava Stränden ist es einfach unglaublich, Oooohm zu üben und seinen Körper in Asanas zu biegen. Auch wenn die Stunden nicht unter freiem Himmel stattfanden, sondern im überdachten Holz-Haus, in dem von Hula bis Korbflechten zahlreiche Workshops über die Bühne gingen. Bilder habe ich von meinen Verrenkungen nicht – aber über Hawaii habe ich schon einiges geschrieben. Ein Buch mit eingeschlossen.


Wien, Flashmob Yoga:

Dass meine Freundin & Burning-Man-Kumpanin Janice ausgerechnet zu der Zeit in Wien war, als der Yoga Flashmob am Heldenplatz stattgefunden hat, kann gar kein Zufall sein. Wars aber. So haben wir wieder gemeinsam wie anno dazumal in der Wüste unsere Matten ausgepackt und Sonnengrüße gemacht. Nicht mit Hunderten, aber sich mit rund hundert anderen. Und das für die Welt-Gesundheit, denn unter dem Motto “Bewegung für alle” fand am 4. und 5. Juli eine Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Wien statt.

Ich habe gesehen, dass es für Düsseldorf, Frankfurt und Köln eine eigene Website mit solchen bzw. ähnlichen YogaMobs gibt. Und in Wien macht Iris Koppelent mit ihrem “Underground Yoga” die Stadt in Asanas erfahrbar.

 

Gletscher-Yoga, Stubaital:

Achja, die Sonnenaufgangs-Stunden sind nicht alles, was das Stubaital in Sachen “Yoga lieber ungewöhnlich” zu bieten hat: Auf dem Gletscher kann man auf der höchsten Aussichtsplattform Tirols – dem Top of Tyrol ebenfalls seine Sonnengrüße auf 3.210 m Seehöheüben. Einmal im Jahr findet dieses im wahrsten Sinn des Worts erhebenende Event statt – etwas, was ich 2013 versäumt habe. Aber schon allein auf der Plattform zu stehen und auf den Gletscher hinunterzuschauen war ein ziemlich erhebendes Gefühl …

 

Meine klein zusammenfaltbare Manduka eKO SuperLite(R) Travel Yoga Mat ist jedenfalls zur Sicherheit immer mit dabei. Wer weiß, wie und wo ich die Liste noch fortsetzen kann …

Offenlegung: Danke ans Stubaital, dass ich im Rahmen einer Pressereise das Sonnenaufgangs-Yoga erleben durfte! Die Meinungen und Ansichten der Geschichte bleiben meine eigenen.

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