Intentional Communities: 3 Monate auf Hawaii leben

In einem der Sonnenparadiese dieser Welt wie Hawai´i, Bali, Portugal, Kolumbien herumzureisen, das ist eine Sache – dort zu leben eine andere. Kaum jemand, der nicht in der Tourismusindustrie ist, hat wohl die Chance, in einem dieser Länder zu leben. Es sei denn… es sei denn, man wählt eine Intentional Community und verbindet reisen mit leben, lernen, lieben, lachen. Eine dieser Intentional Communities ist Kalani Oceanside Retreat Center auf Big Island/ Hawai´i, auf dem ich gerade drei Monate verbringe(n darf).


Kalani Oceanside Retreat Center – für viele “nur” eine Art Hotel für einen Yoga-Workshop, für viele ein Heim – zumindest für eine Zeit. Quelle: Doris

“Kalani is an educational nonprofit organization that celebrates Hawaii, nature, culture and wellness”, so schreibt es sich auf der Website, “Kalani Honua means harmony of heaven and earth, and this is what we aspire to. We welcome all in the spirit of aloha and are guided by the Hawai’ian tradition of `ohana (extended family), respecting our diversity yet sharing in unity. We invite you to open your heart to the Big Island of Hawaii at Kalani Oceanside Retreat”. Genau diese “erweiterte Familie”, das miteinander Leben und vor allem Lernen und das Schaffen einer “anderen”  Gemeinschaft ist etwas, was die zahlreichen, verschiedenen Intentional Communities gemeinsam haben.

Egalitäre Kommunen  - so der wirklich wenig charmante Ausdruck auf deutsch –  sind Menschen, die freiwillig nach bestimmten Wertvorstellungen zusammenleben. Gleichberechtigung nicht nur bei Entscheidungen, sondern auch beim Zugang zu Ressourcen verbunden mit meist einem starken Interesse an Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung ist dabei besonders wichtig. Entstanden sind solche Gemeinschaften in den 1990er Jahren in den USA (wer hätte das gedacht), wobei auch der israelische Kibbutz oder andere Kommunen durchaus dazu zu zählen sind – und die gibt es ja schon länger. Auch Kalani Oceanside Retreat wurde übrigens schon 1975 ursprünglich als Gay-Community ins Leben gerufen und wuchs mit der Zeit zu dem, was es jetzt ist: Ein Yoga- und Retreat-Center, das vor allem durch die 80 – 100 Volunteers, die mehr oder weniger lange hier leben, geprägt ist.

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Von Küchenarbeit über Housekeeping, Maintenance und Agriculture – Kalani lebt von der Arbeit derjenigen, die in der Gemeinschaft wohnen. Quelle: Doris

Drei Mahlzeiten am Tag, Betten für ca. 200 Gäste, Gartenbereiche, Pool-Area, sogar zusätzliche Eco-Häuser, Workshop-Pläne und vieles mehr – die Tätigkeit von Volunteers in Kalani ist vielfältig. Wer einmal kommt, um für 1 – 3 Monate zu bleiben, der kann entweder in der Küche, in Agriculture (Garten), in Maintenance oder im Housekeeping arbeiten – 30 Stunden pro Woche. Im Gegenzug zu dieser Arbeit und einer Tuition-Gebühr erhält man nicht nur Kost und Logis, sondern auch Zugang zu sämtlichen Yoga-Stunden, die übrigens auch für die umliegende Gemeinde gehalten werden, zu Workshops, Volunteer-Ausflügen und zahlreichen Aktivitäten. Es gibt jedenfalls jeden Tag etwas zu tun, langweilig wird es in Kalani sicher nicht.

Manche Volunteers, die vor allem aus den USA, Kanada, aber auch aus Europa (mit mir ist noch eine Schweizerin, dreiItaliener und etliche Briten derzeit in Kalani) stammen, bleiben tatsächlich die 1 – 3 Monate, andere wiederum kommen immer wieder, um im warmen Klima von Hawai´i zu “überwintern”. Andere verlassen das Nonprofit-Unternehmen Kalani gar nicht mehr: Neben dem Gründer und Geschäftsführer Richard, der seit Anbeginn dort wohnt, gibt es noch einige andere, die zwischen 20 und 5 Jahren in Kalani sind. Die Absichten dahinter sind so unterschiedlich wie die Bewohner der Community selbst – da ist der 21Jährige, der erstmals seine Freiheit genießt, neben dem 65jährigen schwulen Pärchen genauso zu finden, wie die 55jährige Dame aus gutem Haus neben dem Karriereorientierten Mittvierziger, der gerade eine Art Midlife Crises zu überwinden hat.

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Liebe – eine der Grundprinzipien, die Intentional Communities anstreben. Quelle: Doris

Auf der Website des Fellowships for Intentional Communities, das sich vor allem der Verbindung zahlreicher Gemeinschaften und deren Stärkung verschrieben hat, finden sich neben Kalani Oceanside Retreat Center noch wer weiß wie viele andere – ähnliche – Kommunen. Von der kleinen Lebensgemeinschaft bis hin zum großen Zentrum reicht das Spektrum. Manche legen mehr Wert darauf, ökologische Fußspuren zu hinterlassen, anderen geht es eher um das spirituelle Wachstum. Hier sind nur ein paar der ältesten in den USA gegründeten Communities exemplarisch vorgestellt:

OMEGA INSTITUTE FOR HOLISTIC STUDIES

Deepak Chopra, Oprah Winfrey, Eckhard Tolle  - das Omega Institute hat(te) sie alle: 1977 gegründet ist das Omega Institut mittlerweile das größte und renommierteste Zentrum für Wellness und persönliches Wachstum. 23.000 Menschen sind zu Workshops, Konferenzen, Retreats nach Rhinebeck/ New York gekommen – und mindestens ebenso viele haben sich online Zugang zum Wissen verschafft. Die Nonprofit-Organisation legt vor allem Wert auf Spiritualität, natürliche Heilmethoden, Kreativität und einen ebensolchen Lebensstil.

Persönliche Transformation als Basis für die Veränderung in der Welt ist die Richtlinie des Omega Instituts. Genau das wird in der Community gelebt: 30 -40 Stunden pro Woche arbeitet man im Omega Institut in Maintenance, Housekeeping, Food Service, Luggage Handling, Administration, Lifeguards – und sorgt dafür, dass das Institut und das Business perfekt läuft. Dafür bekommt man zwar (meist) kein Geld, aber dafür Zugang zu sämtlichen Angeboten des Omega Instituts – und das sind zahlreiche Workshops, Klassen in Yoga, Tai Chi, Meditiation wie auch Wellness-Bereich – , Discounts für den Bookshop und natürlich auch drei vegetarische bzw. vegane Mahlzeiten pro Tag.

IONIA

Ein “Familienbusiness” ist hingegen Ionia in Alaska, eine Generationen übergreifende, vor allem auch Kinder freundliche Gemeinschaft. Ihr liegt besonders die Umwelt am Herzen, und die Community hat sich zum Ziel gemacht, den Zugang zu mentaler Gesundheit, Wellbeing, Familie und Umweltbewusstsein zu verändern. Auf lange Sicht möchte sich Ionia, das es seit über 20 Jahren gibt, als Bio-Farm etablieren: Gemeinsames Lernen über das Land, das Korn, die eigenen Kräfte – das ist die Intention hinter dieser Community.

MOUNT MADONNA

Den Lehren und Beispiel von Baba Hari Dass, einem schweigenden Yogi und Meister im Ashtanga Yoga, hingegen hat sich vor über 30 Jahren The Mount Madonna Center (MMC) verschrieben. Das Ziel hier ist es, eine Umwelt zu schaffen, die Community-Bewohner und Gästen auf ihrem persönlichen und spirituellen Weg unterstützt. Gemeinsam arbeiten, gemeinsam essen, gemeinsam lernen und meditieren – und daneben noch das gemeinsame Leiten eines Retreat- und Konferenzzentrums sowie einer Kinderschule sind die Leitgedanken. Auch hier wird die meiste Arbeit durch Volunteers gemacht, die durch selbstlosen Service (auch Karma Yoga) spirituell und persönlich wachsen. Dabeisein kann jeder, der eine Tuition-Fee bezahlt und sich verpflichtet, nicht nur 24 Stunden wöchentlich zu arbeiten, sondern sich vor allem auch zwei Stunden in der Yoga Philosophie, Pranayama und Meditation unterrichten lässt sowie vier Stunden für wöchentliche Meetings Zeit hat.

Interessiert? Die drei Institute sind wirklich nur ein klitzekleiner Auszug aus der unendlich vielfältigen Liste von Intentional Communities, in den USA und wo auch immer man sonst noch hin will…

Lesetipp: Wer sich näher für Volunteering interessiert – ob inner- oder außerhalb von Intentional Communities – findet hier mehr: http://www.tripwolf.com/de/blog/2010/03/08/volunteering-reisen-mal-anders/#more-1443

Listen von Intentional Communities finden sich auf der Website von Intentional Communities und auf der Website des Fellowships for Intentional Communities

Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 7. März 2011

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