L wie Limoncello, L wie Legal, L wie Libera Terra

Die “Sonne Italiens”, so wird der Zitronenlikör Limoncello auch genannt. Und die kann ich förmlich sehen, riechen und schmecken, wenn ich an den aus Aromen, Alkohol, Wasser und Zucker hergestellten Nektar nur denke. Seit ein paar Monaten, seit meinem Besuch eines Slow Food Festivals in der Emilia Romagna nämlich, steht er in meinem Küchenregal.

Etwas Besonderes ist er, der Likör, der aus Kampanien und Sizilien kommt und zu Italien genauso gehört wie guter Kaffee. Doch meiner ist noch eine Spur besonderer: Er stammt nämlich aus der Produktion der Libera Terra, einem Verein und Zusammenschluss kleiner Initativen, die auf ehemaligem Mafialand Landwirtschaft betreiben. “Dalle terre liberate dalla Mafia” (von Mafia befreitem Land) kommt “mein” Limoncello und ist, wie die meisten der Produkte, auch noch bio.

Seit 1982 darf der italienische Staat per Gesetz Mitglieder des Verbrecherbundes enteignen. Ein weiteres Gesetz erlaubt es, diese beschlagnahmten Güter, Immobilien und Ländereien für soziale Zwecke zu nutzen. Dass Letzteres möglich ist, das ist dem Dachverband Libera Terra zu verdanken, der 1995 vom katholischen Priester Don Luigi Ciotto als Mittel zum Kampf gegen das organisierte Verbrechen ins Leben gerufen wurde. Eine Million Unterschriften waren notwendig, um aus den häufig verwahrlosten Ländereien wieder landwirtschaftlich nutzbare Flächen machen zu dürfen. Dadurch entstehen nicht nur legal produziertes Gemüse, Obst, Wein und vieles mehr, sondern vor allem auch legale Arbeitsmöglichkeiten für junge Menschen auf Sizilien, die nicht – wie fast alle anderen sonst – von der Mafia kontrolliert werden. Denn die Beteiligten verpflichten sich, keine Schutzgelder zu entrichten; eine Initiative, die man mit jedem Einkauf von Libera Terra-Produkten unterstützt.

Neben der Produktion und dem Verkauf von Lebensmittel bietet Libera Terra mittlerweile auch Übernachtungen auf Landgasthöfen – meist ehemaligen Mafia-Grundstücken – und steht damit sogar im Michelin-Führer. Und seit Kurzem betreibt der Verein eine Cooperativa in Trapani, die aus der Baufirma des Mafioso Vincenzo Virga hervorgegangen ist. Natürlich handelt es sich dabei um eine “grüne” Firma, die mit recycelten Materialien arbeitet und sich im Umweltschutz engagiert. Doch zurück zu meinem Limoncello. Den kann man nämlich nicht nur trinken, sondern auch zu Herrlichem verarbeiten. Zum Beispiel zu Tagliolini al profumo di Limoncello à la Henssler, im Internet gefunden und nach meinem Küchen-Inhalt abgewandelt bzw. vereinfacht:

Hier gibt´s das Rezept (für 3 Personen):

ca. 200 g Pasta (Tagliolini in bunt ist natürlich schön, aber es schmeckt auch mit einfacher Tagliatelle)
1 1/3 Schalotten
eine halbe Bio-Zitrone
33 g Pistazien
33 g Rosinen
1 1/3 EL Olivenöl
5 Kirschtomaten
100 g Parmesan
50 ml Weißwein
50 ml Limoncello
etwas kalte Butter
Salz, Pfeffer und Chili zum Abschmecken

Die Nudeln im Salzwasser bissfest garen. In der Zwischenzeit die Schalotten schälen, fein würfeln und zusammen mit 1 TL der Zitronenschale, Pistazien und Rosinen in Olivenöl anschwitzen. Die halbierten Tomaten dazugeben und mit Chili sowie Pfeffer abschmecken. Den Parmesan fein reiben und je zwei Esslöffel als Häufchen auf ein Blech geben und bei 220°C im Ofen schmelzen lassen. Den Weißwein und den Limoncello köcheln lassen, bis nur noch die Hälfte davon da ist, dann mit kalter Butter vermischen sowie mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Parmesankekse aus dem Ofen und vom Blech nehmen, auskühlen lassen. Die Nudeln abgießen und im Weißwein-Limoncello-Buttergemisch schwenken. Die Tomaten-Pistazien-Mischung auf die Nudeln geben, die Parmesankekse dazu. Obendrauf noch etwas Parmesan hobeln – und fertig ist eine Pasta, die so gut schmeckt wie sie aussieht.

Buon appetito!

Weitere Infos: In Österreich bekommt man die Produkte von Libera Terra leider noch nicht, aber die italienischen Libera Terra-Geschäfte sind ja nicht weit. Und auch in Deutschland sind die Produkte in einigen Läden des Fairen Handels zu beziehen.

www.libera.it (italienisch, englisch, französisch,spanisch)
www.addiopizzo.org
 (deutschsprachig)
www.mafianeindanke.de
 (deutschsprachig)
www.liberaterra.it
 (italienisch)
www.centroimpastato.it
 (italienisch, deutsch)

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