Vom Leben und Reden: Vorbild Community

„Wir waren hier nicht immer so beliebt wie jetzt“, erzählt David im Breitenbush Hot Springs Retreat and Conference Center, einer intentionalen Gemeinschaft im US-Bundesstaat Oregon, in der er – mit Unterbrechung – seit den Anfängen 1977 wohnt. Heute als Seminarzentrum Touristenmagnet Nummer Eins, fristete Breitenbush in den 80ern ein unwillkommenes Dasein. Hier versammelte sich die Ökobewegung, um gegen die Rodung der Wälder und damit gegen den Hauptarbeitgeber der Region zu protestieren.


Leben wie die Hippies? In Communities geht es nicht nur um die Gemeinschaft selbst, auch Gutes-Tun für die Umwelt ist gefragt. Foto: Doris Neubauer

Höhepunkt war 1986: Nach einem Baum-Sitzstreik wurden 60 Mitglieder der Community hinter Gitter gesteckt. Heute wirbt das nächstgelegene Städtchen Detroit stolz mit Breitenbush-Prospekten: „Weniger aufgrund unserer Aktionen“, so Realist David, der wöchentlich InteressentInnen die Geschichte von Breitenbush erzählt und mir hier gegenüber sitzt, „vielmehr wegen der politischen Trendwende“ wurde die Abholzung gestoppt und der Wald unter Naturschutz gestellt.

Es ist nicht möglich, jemanden wirklich zu überzeugen oder zu überreden, solange man dem Menschen nicht auch zeigen kann, was man dadurch meint. Man muss tun und sein, worüber man spricht!“

Früher wie heute gilt Viktor Adlers Aussage für die 55 fixen und rund 20 saisonalen BewohnerInnen von Breitenbush: Das Leben mit der Natur ist oberstes Prinzip. So ist die Community aufgrund der Erdwärme aus den heißen Quellen energieautark, und im Plan für die nächsten 50 Jahre sind unter anderem geothermale Gewächshäuser vorgesehen, um auch in Sachen Nahrungsmittel unabhängig zu sein. Dass diese Modelle nicht überall einsetzbar sind, ist sich David bewusst, „schließlich ist nicht jede(r) mit heißen Quellen gesegnet. Das Wichtigste ist aber ohnehin, den Menschen beizubringen, wie man einfach lebt. Wir fahren nicht zur nächsten Veranstaltung, wir machen uns unsere Unterhaltung selbst!“


In der Yoga-Community Kalani sorgt man auch dafür, dass die hawaianische Tradition nicht vergessen wird. Foto: Doris Neubauer

Damit sich diese Erfahrung nicht nur auf die über 300 Menschen beschränkt, die seit Beginn in Breitenbush gelebt haben, wurde 1999 der Breitenbush Eco Fund eingerichtet. Die Nonprofit Organisation hat die Mission, in Workshops und Programmen „Breitenbush` Vision einer ganzheitlichen Erziehung und einer ökologischen Verantwortung einer größeren Gemeinschaft“ zugänglich zu machen.

Wie Breitenbush präsentieren immer mehr Communities ihre Ideen von einer besseren Welt der breiten Öffentlichkeit. So führt „Gartenbau-Chef“ Barcus wöchentlich Interessierte über das Grundstück des hawaiianischen Kalani Oceanside Retreat Centers, wo ich drei Monate lang gelebt habe,  und zeigt nicht nur seltene lokale Pflanzen, sondern auch das Modell der Öko-Landwirtschaft der Community. Bei einer viel jüngeren Zielgruppe setzt die renommierte Mount Madonna School in Kalifornien an, die von der gleichnamigen Gemeinschaft geführt wird: Hier wird schon den Kleinsten beigebracht, wie eine bessere Welt im Sinne des schweigenden Yoga-Mönchs Baba Hari Dass und seiner Jüngerschaft aussehen könnte. Ganz nach dem Motto: Gutes tun und darüber reden!

(geschrieben für typischich.at, September 2011, unveröffentlicht)

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