Meine ZEAM und ich: Wie man mit einem Baum verreist
Solite heißt sie, meine neue Reisebegleitung: Nachhaltig ist sie, natürlich und vor allem ganz schön alt. Über 300 Jahre genauer gesagt. Und sie ist nicht allein. 51.242 ihrer Geschwister sollen in die Welt hinaus geschickt werden.
Diese abertausenden kleinen Zirbenholzstücke, ZEAM genannt, haben eines gemeinsam: Sie alle stammen von einer 300jährigen Zirbe am Zirbitzkogel in der Steiermark. Ein Baum, der jetzt die Welt erobert entdeckt – Stück für Stück.
Vor einem Jahr war der Moment, als Martin am steirischen Zirbitzkogel “seine” Zirbe gefunden und selbst geschnitten hat. Alt war sie, hatte kaum mehr grüne Zweige. Jetzt steht an ihrer Stelle eine neue Zirbe. Und aus dem Baum, der “am Ende” war, entstand etwas Neues: 300 – 400 dieser ZEAM, die Martin jeweils einzeln bearbeitet, schleift und formt, sind schon unterwegs. Verschickt oder übergeben in einem recycelten Pappkarton kann so der Baum im Sinn der Nachhaltigkeit weiterleben.
Über 123.489 km in 19 Ländern haben die ZEAM bereits zurück gelegt und so “eine Verbindung über den Erdball geschaffen”, heißt es auf der Website. Woher man das weiß? Jedes Zirbenholzstück hat seinen eigenen Code und einen Namen (wie meine Solite): Registriert man sich damit auf zeam.at, kann man die Reise der ZEAM aufzeichnen und verfolgen. Nicht nur seine, sondern auch andere, die unterwegs sind.
Da hängt eine ZEAM am Zaun mit Blick auf die Wüste. In einem Video erlebt eine ZEAM mit selbst gebastelter Sonnenbrille, die der ihrer Besitzerin aufs Haar gleicht, Xtreme Strassenbahnfahring in Wien. Ja, die Zirbenholzstücke kommen ohne Zweifel ganz schön viel herum. “Die meisten wollen ihre ZEAM gar nicht mehr hergeben”, erzählt mir Martin mit einem lachenden und weinenden Auge, ist das doch Teil der Idee: Die kleinen Holzstücke sollen weiter gegeben werden und dann mit einem anderen Menschen ihre Reise fortsetzen.
“Erst neulich habe ich ein Mail von einem gewissen Karl Gamper in meiner Inbox gehabt, der meine Visitenkarte zusammen mit einer ZEAM auf seinem Schreibtisch gefunden hat”, berichtet Martin, der nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit finanziellen Mitteln voll und ganz bei der Sache ist, “wie er dazu gekommen ist, das ist mir und ihm ein Rätsel.” Ja, die Wege der ZEAM sind unergründlich. Als Zeichen der Dankbarkeit, der Wertschätzung der Verbundenheit können die Zirbenholzstücke verschenkt werden. “Einer der Reisenden gibt die ZEAM als Erinnerung an seine verstorbene Frau weiter”, so Martin, der berührende Geschichten wie diese seit dem Start des Projekts vor einigen Monaten öfters erlebt.
Und Solite und ich? Wir haben unsere Reisefreundschaft im ersten, einzigen und sensationellen (!) Bio-Lokal Kärntens, dem Petit Café in Klagenfurt erst einmal gebührend gefeiert. Mit einem unfreiwilligen Bad in einer Taufe mit Gelbem Muskateller … Nicht das Ende, sondern erst der Anfang von der Reise eines (Stück) Baumes.
Wer auch eine ZEAM sein Eigen nennen oder an einen lieben Menschen verschenken möchte, kann sie derzeit online bestellen (€9,87 zuzügl. Versandkosten). In Zukunft sollen die Zirbenholzstücke darüber hinaus in ausgewählten Läden verkauft werden.
Ab sofort erhält man auch Newsflashes über den aktuellen Status seiner ZEAM in die Inbox. Die Reise von Solite könnt Ihr auf http://www.zeam.at/zeam/Solite/ weiter verfolgen.