Oahu: Massentourismus und Naturspektakel in einem
“Oahu, nein, das muss man nicht sehen – das ist doch bloß eine einzige große Stadt!” So war der eher desillusionierende Kurzkommentar über die Nummer 1-Touristeninsel von Hawaii… und irgendwie stimmt diese Beschreibung, aber eben nur irgendwie. Oahu, die drittgrößte der acht hawaianischen Inseln und wirtschaftliches Zentrum von Hawaii, heißt übersetzt “Sammelplatz” – und genau das war und ist die Insel auch: Die knapp 900.000 Einwohnern machen etwa 75 Prozent der gesamten Bevölkerung des Bundesstaats aus. Und damit nicht genug kommen jährlich auch noch rund 6 Million Touristen – vor allem aus den USA und Japan – dazu.
Surfer- und Beachboys, genau das erwartet man auf Hawaii, oder etwa nicht? Foto:
Klingt abschreckend?! Ist es auch, aber gottseidank beschränken sich die Menschenmassen vor allem auf Honolulu undWaikiki Beach. Hat man sich einmal durch die durchgewühlt, erwartet einen auf dem Rest der Insel, die das Ergebnis der beiden Vulkane Wai´anae und Ko´olau ist und die am Mount Ka´alal mit 1.220 Metern über Meeresspiegel ihren “Höchstpunkt” hat, ein Naturspektakel sondergleichen mit einem Spritzer Kultur, zeigen viele Museen auf der Insel doch die Kunstfertigkeit der Insulaner.
Neben Honolulu kommt man auf Oahu auch an Waikiki, die auch als “Metropole der Südsee” bezeichnet wird, nicht herum. Das Schönste dort sind meiner Meinung nach aber die erloschenen Vulkane Diamond Head – Wahrzeichen der Insel – und Punchbowl Crater. Den besten Ausblick auf ersteren gibts übrigens im Kapiolani Park, einem öffentlichen Park im Osten der Stadt. Sonst bietet Waikiki vor allem ein Hotel neben dem anderen, der schmale Sandstrand, der vom Verbauen übrig geblieben ist, ist wirklich nicht sehens-, geschweige denn erlebenswert. Abgesehen davon, dass der Sand auf dem 4 km langen Strandabschnitt von der Nachbarinsel Molokai “hergeschifft” wurde…

Ein Strand mit Vulkan? Das gibt es nur auf Maui, wo Diamond Head unübersehbar aus der Insel hervorragt. Quelle:
Eines dieser Flecken des “echten” Oahus und DAS Surferparadies schlechthin ist die North Shore zwischen Ka´ena Point bis Turtle Bay reicht und in der man hauptsächlich auf Surfer, Aussteiger, Esoteriker und Künstler stößt. Der Kontrast zu Honolulu könnte nicht größer sein! Die schnellste Verbindung von Honolulu zu den Surfstränden ist der Kamehameha Highway – Highway 80/99 quer durch die fruchtbare Mitte Oahus, mitten durch Ananasplantagen und Zuckerrohrfelder. Nicht irritieren lassen: Es gibt eine Straße an der Küste entlang, die auf der Landkarte kürzer erscheint, aber weil man auf ihr mit Speedlimit von 30 – 50 Meilen pro Stunde mehr schlecht als recht durch kleine Dörfer zuckelt, ist man eineinhalb mal so lange unterwegs wie auf dem Highway.
Alii, Haleiwa, Waialua, Papailoa, Laniakea, Chuns Reef, Kapealoa, Waimea Bay, Pupukea, Banzai, Ehukai, Sunset und Kaunala – die Namen der Strände klingen wie Musik in den Ohren, nicht nur von Surfern. Schilder und Wegweiser zu ihnen wird man aber auf Oahu (wie auf allen anderen Inseln) vergeblich suchen – am besten orientiert man sich nach den parkenden Autos. Je größer die Gruppe am Straßenrand, desto eher die Chance, auf einen Strand gestoßen zu sein. Besonders gut zum Zuschauen ist der Ehukai Beach Park, denn dort bilden sich die riesigen Wasseröhren erst kurz vor dem Strand, was das Ganze übrigens für die Surfer besonders gefährlich macht.
Wer nach dem Surfen oder Surfer-Schauen noch Lust hat, etwas die Gegend anzuschauen, der sollte im Städtchen Haleʻiwa Halt machen, das recht typisch und pittoresk für die North Shore ist. Westlich davon befinden sich übrigens die beiden letzten, noch arbeitenden Zuckerrohrmühlen Oahus.
“No Lifeguard on duty?” – So menschenleer findet man Strände auf Oahu selten vor. Foto:
Doch nicht nur der Norden, auch der Osten der Insel hat einiges zu bieten: Ein kleiner, erloschener Vulkankrater, der halb im Meer versunken ist, hat die kreisförmige Hanauma Bay gebildet. Leider ist dieses Naturwunder nur allzu bekannt und beliebt: Mit drei Millionen Besuchern ist dieser Strand neben Waikiki der meistbesuchteste Küstenabschnitt von Hawaii. Der Parkplatz des Beachparks ist meist schon ab 11 Uhr gesperrt, obwohl 300 Plätze vorhanden sind. Und dennoch sollten vor allem Schnorchler die Hanauma Bay nicht verpassen, lässt sich doch nirgendwo sonst die farbige Unterwasserwelt des Pazifik so mühelos bewundern. Man muss halt einfach früh losstarten, um noch vor 9 Uhr dort zu sein! Am Strand helfen übrigens manchmal einige ältere Ehrenamtliche anhand von Bestimmungsbüchern die Fische zu identifizieren, die man soeben gesehen hat. Noch ein Tipp: Die Schnorchelausrüstung sollte man selbst mitbringen, eine Verleihstation gibt es in Hanauma Bay nämlich nicht.
Wer nach den Menschenmassen in Hanauma Bay wieder etwas Ruhe braucht, dem lege ich Makapuu Beach, ebenfalls im Osten, ans Herz: Hier kann man Drachenflieger und Bodysurfer, die sich ohne Brett in die Wellen werfen, beobachten und ist dabei meist allein. Hier am Makapuu Point liegen außerdem ein periodisch explodierender Geysir namens Blow Hole und ein Sea Life Park.

Auch das ist Oahu: Touristen beim Besuchen der USS Arizona und nacherleben der traurigen Geschichte von Pearl Harbor.Foto:
Neben all der Natur hat Oahu noch etwas – leider – Einzigartiges zu bieten: Pearl Harbor nämlich, U-Boot-Stützpunkt, Flottenbasis und militärischen Oberkommando der Amerikaner für den Pazifikraum. Traurige Berühmtheit hat es durch den japanischen Überraschungsangriff 1941 bekommen, der Auslöser für den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg war. Heute erinnert das U.S.S. Arizona Memorial daran, dass 1.102 Soldaten auf dem gleichnamigen Schlachtschiff damals getötet wurden. Ihre Namen sind in einem 56 Meer langen Denkmal eingraviert.
Pearl Harbor bzw. das Arizona Memorial sind ein Muss für jeden Oahu-Besucher, das denke nicht nur ich, sondern auch zahlreiche andere, ist es doch eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Hawaiis. Für diesen kostenlosen Einblick in die – traurige – Geschichte sollte man übrigens einen halben Tag einplanen. Am besten kommt man gleich am frühen Morgen, dann vermeidet man mit viel Glück die Massen…
Dieses frühe Aufstehen und viel Geduld, das sind wohl die besten Tipps, um Oahu so richtig erleben und genießen zu können…
The Insider
Extreme Hawaii Fun
Hawaii-Guide
The Island of Oahu
Besonders für Wanderlustige: Oahu Hike Tales
Eine einzigartiges Spektakel liefern die jeden Donnerstag in Honolulu: Von 20.00 – 21.50 findet ein FIREJAM im Kaka’ako Park statt!
Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 13. April 2011