Pitztaler Weinverkostung mit Herz und Höhen. Hicks.
Die Pitztaler reden ja doch. Na und wie! So viel, dass ich meinen eigenen Gedanken kaum folgen kann. Oder liegt das vielleicht doch am Wein? Das Plaudern meiner Gegenüber, nicht mein Gedankenwirrwarr natürlich! Schließlich soll der Alkohol hier auf 3.440 m Seehöhe schneller ins Blut gelangen als sonst wo. Heißt es. Um das zu testen sitzen wir im höchsten Café Österreichs am höchsten Gletscher Tirols. Dort, wo wir in der Früh dieses Valentinstags mit Herzgebäck unseren Skitag begonnen haben. Dort, wo schon die kitschig-schöne Traumsicht durchaus berauschend wirkt…
1. Das Pitztal, das ist Tirol pur. Noch “unberührter” ist bloß das benachbarte Kaunertal.
2. Das Pitztal liegt im Tiroler Oberland. Und die Oberlandler, die sind schwer unkommunikativ.*
3. Die Männer im Pitztal sind alle vergeben – sie tun nur so, als wären sie es nicht.
Gäbe es einen “Einführungskurs” in Sachen Pitztal, wären diese drei Punkte wohl gleich in der ersten Lektion dran. Bei mir hat es keine fünf Minuten gedauert: Schon bei der halbstündigen Fahrt vom Bahnhof zum Hotel Mittagskogel in den hintersten Winkel des lang gestreckten Tals wurden sie mir ans Herz gelegt. Von Margret, einer “zugereisten” Tiroler Unterlandlerin, wohlgemerkt.
Margret, die beim Tourismusverband Pitztal seit drei Jahren für PR zuständig ist, ist auch jetzt bei der Weinverkostung im Café 3.440 auf dem Pitztaler Gletscher am Ende der Wildspitzbahn mit dabei. Ich kann sie als Verstärkung gut brauchen – nicht unbedingt wegen des Redeflusses, der auf mich einströmt, nicht wegen der vier (der fünfte hat krank w.o. gegeben) Männer, die – zugegeben, äußerst sympathisch – ab und an einen Beweis für Lektion Nr. 3 liefern. Vielmehr, weil ich die Experten in Sachen Weinkenntnisse wohl herb enttäusche. “Riechst du nicht den Kaffee?”, fragt mich Bruno, Sommelier, Hotelier und Hüttenbetreiber – oder besser “Hausmeister”, wie er sich selbst gern nennt. Ich halte meine Nase noch tiefer ins Rotweinglas. Hilft alles nichts – ich spüre nur ein Kribbeln von der Säure! “Ja, und die schwarze Johannisbeere kommt ganz intensiv heraus”, ist sich Margret sicher. Ich sags ja: Eine ideale Verstärkung für mich. Mittlerweile kann ich mir den Geruch auch einbilden: “Natürlich, schwarze Johannisbeere, was sonst?!”
Sie sind schon sehr bei der Sache, die Herren aus dem Pitztal: Lesen mir, mit Iphone bewaffnet, Wissenswertes zu den drei österreichischen Weinen vor, die zur Verkostung bereit stehen und die allesamt bei den einmal jährlich stattfindenden “Firn, Wein & Genusstagen” im Pitztal prämiert worden. Schmecken und riechen Pfeffer, Marille, ja, sogar die Lagerung in gebrauchten Fässern heraus, und erklären, dass der Alkoholgehalt der Tropfen in der Höhe zwar gleich bleibt, aber der Wein besser einfährt. Der geringe Sauerstoffpartialdruck ist schuld. Ahaa-hicks.
Ja, sie reden, die Pitztaler, schenken noch ein paar Gläser nach. Der Wein schmeckt! Das Café, in dem sich an diesem Blauer-Himmel-Tag die Mengen gedrängt haben, wird leerer und leerer. Sperrstunde ist! Die Wildspitzbahn fährt zum letzten Mal für heute ins Tal! Wir schnallen uns die Skier an und nehmen den “Notweg” nach unten. Mut haben wir uns dafür nicht antrinken müssen: Die viel befahrene Strecke ist zwar nicht ganz ungefährlich, aber mit Sicherheitsbeauftragtem Bruno an unserer Seite kann nichts passieren.
Heil unten angekommen wartet ohnehin schon die nächste Herausforderung auf uns: Die zweite Weinverkostung des Tages in der Pitztaler Alm! Schließlich gilt es ja herauszufinden, wie und ob sich die Weine auf 3.440 m Seehöhe und im Tal geschmacklich und im Geruch verändern. Also alle drei noch einmal! Die Chance für mich, vielleicht doch Kaffee oder Johannisbeere zu erriechen – sicher aber, den Pitztalern ein bisschen mehr beim Reden zuzuhören.
Hicks!
Übrigens: Wer sich für diesen “Knochen-Job” als WeinverkosterIn interessiert, der hat von 12. – 13. 4. 2013 im Tiroler Pitztal die Chance. Da steigen nämlich die nächsten Firn, Wein & Genusstage – und da wird in diesem Jahr erstmals eine Weinverkostung auf 3.440 m Seehöhe im Café 3.440 stattfinden. Und wer weiß, vielleicht stelle ich mich ja da noch einmal der Herausforderung…
*Wo es ein Oberland gibt, ist ein Unterland nicht weit. In Tirol liegt das Oberland westlich von Innsbruck, genauer gesagt westlich der Melach. Während den Oberlandlern eine gewisse Mundfaulheit zugesprochen wird – die ich als Touristin so aber nicht bestätigen kann – sollen die Unterlandler das kommunikativere, offenere Völkchen sein. Abgesehen davon unterscheiden sich die beiden auch im Dialekt und einigen Bräuchen. Eine Behauptung, die ich sicher bald einmal einem Test unterziehen werde!
Offenlegung: Ich wurde von Tirol Werbung GmbH und dem Tourismusverband Pitztal auf diese Recherchereise geladen. Danke dafür! Die Meinungen und Ansichten in der Geschichte sind – wie üblich – meine eigenen.