Reisen nach Farben: Ich seh, ich seh, was du nicht siehst …
Viel bin ich mit meiner Familie als Kind nicht gereist, aber wir haben viel Zeit im Auto verbracht. Wenn wir zu meinen Großeltern gefahren sind, oder zum Skifahren oder einfach nur zum Einkaufen. Und wenn wir nicht mit dem “Wie viele Kerzen leuchten an den Weihnachtsbäumen?”-Zählspiel beschäftigt waren – zugegeben, ein zeitlich etwas begrenztes Spiel -, dann hatten wir einen anderen Lieblingszeitvertreib: “Ich seh, ich seh, was du nicht siehst, und das ist …” hieß es dann bei uns. Kennt Ihr sicher, das Spiel! Und ich habe dafür am Wochenende die ideale Spielwiese gefunden: In Basel habe ich überall nur grün gesehen!

Wie viele unterschiedliche Grün gibt es? Foto: Doris
Mit ihnen hat alles begonnen: Wenn zwei Ladies aus einer 4er-Gruppe in luftigen, grünen Sommerkleidern auftauchen, dann damit in eine grüne Tram und später noch in einen grünen Bus steigen, bei dem selbst die Fußmatten und Sitzgelegenheiten grün ausstaffiert sind … dann muss das Basel sein!

Grüne Trams sind das ideale Fortbewegungsmittel durch Basel. Foto: Doris
Was als Gag begonnen hat, hat sich im Lauf der zwei Tage zu einer regelrechten Manie entwickelt: Hier grün, da grün … einmal angebissen und darauf fixiert kam ich mit dem Fotografieren gar nicht mehr nach. Schweißgebadet bin ich bei 30 Grad im Schatten und Luftfeuchtigkeit wie in den Tropen (sorry, ich neige manchmal zur Übertreibung) den KollegInnen hinterhergelaufen, weil ich mich wieder an einem Grün nicht satt schießen habe können.

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst…okay, das ist zu einfach. Foto: Doris
“Die Krankheit ist aber heilbar“, erklärt mir Kollege Dieter und gibt mir kurzzeitig Hoffnung. Nur um sie mir zwei Sekunden später wieder zu rauben: Lange Sitzungen beim Psychiater sind vorprogrammiert … Ich bin Doris, und ich sehe grün!

Schon der Rhein ist grün – je nach Blickwinkel natürlich. Foto: Doris
Die grüne Tram auf der Brücke habt Ihr entdeckt, oder?!
Abgesehen davon, dass gerade am Hauptbahnhof umgebaut und somit z.B. die Tramlinie 8 nicht direkt dort Halt macht, sind die Straßenbahnen wirklich sehr bequem. Nachdem Basel es ohnehin geschafft hat, die Innenstadt größtenteils frei von Autos zu bekommen, sind die Öffis die beste Art, durch die Stadt zu fahren. Besonders gut fand ich, dass die Basler Hotels seit 11 Jahren jedem Gast beim Check-In ein Allround-Ticket für die Busse und Trams übergeben. Kostenfrei und automatisch, sodass man sich als Tourist um nichts kümmern muss, sondern gleich einsteigen und losfahren kann.

Spaziergang durch die Innenstadt mit ihren alten Zunfthäusern, Klöster und Kirchen. Foto: Doris

Ganz viele grüne Türen, die ab und an einen Blick auf die Hinterhöfe erhaschen lassen. Foto: Doris

Viele verschieden Grüntöne sieht man in einer Straße. Foto: Doris

Durch Basel ziehen verschiedene Themenwege. Foto: Doris
Wie in den meisten europäischen Städten kann man auch in Basel auf verschiedenen Themenwegen die City erkunden – entweder mit einem der 60 Guides von Basel Tourismus oder auf eigene Faust entlang der recht guten Beschilderung in der Innenstadt sowie den Karten vom Tourismusoffice. Was mich gereizt hätte ist die City Treasure Hunt, eine Schatzsuche, bei der man mit Polaroid-Kamera ausgerüstet verborgene Winkel Basels entdecken kann. Leider geht das nur in einer Gruppe: Wer meldet sich freiwillig?
Vielleicht hat mich das auch so angesprochen, weil ich erst vor wenigen Tagen eine Einladung zu einer ähnlichen Tour, dem PolaWalk für Wien erhalten habe und ablehnen musste, weil ich unterwegs bin. Schade, im September bin ich dabei!

Basel ist übrigens ganz schön hügelig. Foto: Doris
Herumgehen macht hungrig, vor allem wenn es wie in Basel auf und ab geht. Doch auch in den Restaurants und bei den Essensstopps hatte ich keine Pause vom Grün, wie Ihr sehen könnt.
Als Vegetarierin habe ich mich übrigens gefreut wie eine Schnee(ähm, Gras-)königin, dass es in jedem Lokal verlockende vegetarische Gerichte zur Auswahl gab: Ob im Volkshaus, dem Restaurant Kunsthalle oder der MS Veronica auf dem Badehäuschen, das nur im Sommer geöffnet ist – beschweren konnten uns wir Vegetarier (ja wir, von vier waren zwei von unserer Sorte dabei) nicht. Höchstens über die üppigen Preise, aber das ist eine andere Geschichte.

Grün steht in Basel auch auf der Speiseliste. Foto: Doris

In der “MS Veronica”, gab es Gurken mit Ziegenkäse – etwas, was sich offenbar ein bekannter Streichkäseherstellermit seiner neuen Sorte von dort abgeschaut hat. Foto: Doris
Im Les Garecons haben wir außerdem süffige, nicht zu süße – grüne – Gurkenlimonade getrunken. Und da hatte ich noch gar nicht das Thema Grün, zumindest nicht bewusst
Was man in Basel übrigens sonst noch machen kann, außer Essen und Spazieren: Im Rhein baden, natürlich – eines der wenigen Dinge, die in der dritt größten Schweizer Stadt gratis ist. Vorausgesetzt man ist bereits mit einem Schwimmfisch, dieser typischen Basler Badetasche ausgerüstet, die in Knallfarben (ja, auch grün ist dabei) daher kommt, und in die man dann beim Schwimmen seine Kleidung stopft. So hat man seine wasserdichte Umkleidekabine immer mit dabei. Smart, oder?
Apropos Umkleide: Seit einiger Zeit hat man am mittlerweile stark beliebten Rhein-Ufer auch WC, Duschen und Kabinen aufgebaut. Nicht nur für die Badegäste, sondern auch für die Vielen, die dort abends draußen den Sommertag ausklingen lassen.
Und vermutlich ebenfalls für die Besucher des Festivals Im Fluss, das in diesem Jahr zum 13. Mal Open-Air-Konzerte auf einem Floß abhält. Ach ja, auch das ist übrigens gratis!

Paar, Schwimmfisch, Rhein – alles im grünen Bereich. Foto: Doris
Basel ist ja bekannt für Kunst und Kultur. Über 30 Museen und mindestens eben so viele Galerien in der 172.000-Einwohner-Stadt sind Zeugen davon. Eines der meist besuchten Häuser ist die Fondation Beyeler, eine private Sammlung von rund 200 Werke der Moderne – von Degas bis Klee -, die mittlerweile in einem öffentlichen Museum zugänglich sind. Ziemlich ansehnlich ist übrigens nicht nur das Innen-, sondern auch das grüne Park-Außenleben der Fondation.

Kunstvolle Kreation von Mutter Natur. Foto: Doris
Apropos ansehnlich: Nachdem mir Viele Basel als hässlich und unscheinbar beschrieben haben, ich muss vehement widersprechen! Die Seite, die man beim Vorbeifahren von der Stadt wahrnimmt, ist definitiv nicht deren Schokoladige. Eigentlich eine Schande, denn Basel ist innen drin und drumherum eine absolute Architekturstadt, in der Liebhaber der alten und modernen Baukunst ihre Favoritenstücke finden können. Letztere zeigt sich zum Beispiel auf und rund um den Novartis-Campus:
Bei einem Spaziergang durch Basel lassen Architekturexperten (ich bin keine von ihnen) immer wieder kenntnisreiche Aaas und Ooos fallen, wenn sie wieder an einem Werk der Büros von Herzog & de Meuron, Diener & Diener oder wie die “neuen Meister” sonst noch heißen vorbeigehen. Doch auch schon zur Zeit des Mittelalters, des Barocks oder des Historismus hat sich das seit jeher reiche Basel keine Blöße gegeben: Grün war und ist hier wie dort offensichtlich die Trendfarbe.

Wenn man nach Farben reisen könnte, wäre Basel bei Grün Ziel Nr. 1. Foto: Doris

Selbst der Obelisk ist grün. Foto: Doris

Eines meiner Lieblingshäuser: Das Ameisenhaus, in dem jetzt einer der seltenen Eisläden zu finden ist. Foto: Doris

Huch, was hat denn der mit Basel zu tun? Nix, der Bonner Zuckerdrachen vom Drachenfels hat sich eingeschlichen… Foto: Doris
Am letzten Tag meiner Kurzvisite habe ich übrigens festgestellt, dass das Thema Grün vorherbestimmt war: Oder wäre ich sonst mit meinem kleinen, grünen Koffer angereist?

Mein kleiner grüner Koffer .. und ich. Foto: Sandra
Eine meiner nächsten Reisen muss übrigens nach Marokko gehen, meint eine Kollegin. Dort sehe ich dann nämlich rot.
Einverstanden, ist auf meiner Bucket-List (und ein roter Koffer wird wohl aufzutreiben sein). Zuvor kommt aber noch einiges Anderes …
Offenlegung: Ich wurde von Schweiz Tourismus und der Stadt Basel bei dieser Recherchereise unterstützt. Die Meinungen und Ansichten dieser Geschichte bleiben meine eigenen.