Sag zum Abschied leise…

“This is not the end”, bei den Worten von Therapy? beim “Forestglade”-Festival hatte ich einen Frosch im Hals. Nicht unbedingt, weil das Festival in diesem Jahr zum letzten Mal stattfand und somit eine seit 1995-bestehende Ära zu Ende ging. Nicht nur zumindest. Die – kurzzeitig spürbare – Mischung aus Melancholie, Abschiedsschmerz, Erinnerungen an die “guten, alten Zeiten” und Vorfreude auf Neues hat mich an die vielen Abschiede auf meinen Reisen erinnert…

Scheiden tut weh – von einem Festival wie hier beim Forestglade genauso wie auf Reisen. Foto: Doris

Wie viel wurde schon darüber geschrieben, wie frau/man gerade beim Allein-Unterwegssein Kontakte knüpfen und Anschluss finden kann?! Das ist doch gar nicht das Problem! Reisebekanntschaften trifft man (fast) überall. Schwierig ist nicht das Beginnen, sondern das Abschiednehmen – für mich jedenfalls.Reisen ist immer mit einem Ablaufdatum verbunden, und jeder, der unterwegs ist, lässt sich mit dem ersten Schritt automatisch auf diesen Deal ein. Ob das immer so bewusst ist?! Danach wird nicht gefragt, es ist einfach so. Jeder Urlaub geht meist früher als später zu Ende, Orte werden verlassen, um Neue zu entdecken … damit komm ich zurecht. Meine Neugierde auf das Entdecken ist ohnehin größer als die Lust, irgendwo zu bleiben. Es ist das Abschiednehmen von lieb gewonnenen Menschen und damit das Hinter-mir-lassen von geteilten Momenten, die mir auf die Tränendrüse drücken.

Traurige Abschiedsgesichter gehören auch zum Reisen dazu. Foto: Isa

Jez und Marietta in Phoenix, Lorenzo und Valeria in Mailand, Estella, Lucho und Carolina in Bogotá, Dai und Mara in Buenos Aires, Romy in Seattle … Denke ich an Stationen auf meinen Reisen kommen mir automatisch ihre Gesichter in den Sinn, erinnere ich mich an bereichernde Gespräche und daran, wie es ist, in der Fremde ganz plötzlich und unvorhersehbar so etwas wie Seelenverwandtschaft zu erfahren. Viele reisen, weil sie Geschichte nach erleben oder Orte aus Büchern und Filmen kennen lernen möchten – bei mir sind es die Menschen und die Begegnung mit ihnen, die eine Reise zu etwas Besonderem und Unvergesslichem machen.

“Abreisen ist ein bisschen sterben” so ein Sprichwort, und ich will gar nicht wissen, wie viele kleine Tode ich schon hinter mir habe. Der Vergleich passt durchaus: Jedes Mal bei einem Goodbye fühle ich mich sterbenselend, ich trauere, meine Tränen fließen. Jedes Mal spüre ich dieses “es ist vorbei”, das Ende, das Endgültige. Jedes Mal kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es noch einmal so gut wird, dass ich noch einmal so eine Nähe, so eine Freundschaft erfahren kann. Gottseidank habe ich mich noch jedes Mal geirrt!

So schlimm das Abschiednehmen ist, Wiedersehen macht große Freude: Wie hier mit Marietta aus Arizona in New York. Foto: Doris

Ein Kapitel endet, ein anderes beginnt. Sich zu verabschieden und einen Teil hinter sich zu lassen, um dann wieder offen und frei für neue Bekanntschaften, Erlebnisse sowie Erfahrungen zu sein – das Reisen lässt mich diese Lektion des Loslassen immer wieder aufs Neue lernen. Und ich bin froh darüber! Heißt doch der Schmerz beim Abschiednehmen auch, dass wieder eine Begegnung, eine neue Freundschaft, ein wunderbarer Mensch mein Leben bereichert hat und – vielleicht – weiter bereichert. Nicht nur einmal ist nämlich ein Besuch hier, ein Treffen da, eine Einladung dort, in jedem Fall aber ein Wiedersehen gefolgt.

So sage ich zum Abschied leise… danke & bis zum nächsten Mal!

Habt Ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder wie geht Ihr mit den Goodbyes auf Reisen um?

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