Salta und Umgebung: Argentinien at its best

“Für Salta muss man sich Zeit nehmen”, die Empfehlung meines Freundes und Argentinien-Liebhabers Darko kommt etwas zu spät. Leider, denn hätte ich gewusst, was die Provinz und ihre gleichnamige Hauptstadt im Nordwesten des Landes so alles zu bieten haben, hätte ich ihnen tatsächlich mehr als einige Tage gewidmet.



Salta, Salta, Salta – und ja, es hat mehr zu bieten als das gleichnamige Bier. Foto: Doris Neubauer

Nomen est Omen: Im Fall von Salta stimmt das allemal, wird doch der Name der Provinz und gleichnamigen Stadt Argentiniens mit “schöner Ort, angenehm um sich niederzulassen” in der indigenen Quechua-Sprache  übersetzt. Wobei von Niederlassen weniger die Rede ist, nehmen doch viele, auch ArgentinierInnen, die Kolonialstadt als Stützpunkt und machen von dort aus Tagesausflüge in die Provinz: Angebote dafür gibt es genug. So kann man auch in relativ kurzer Zeit nicht nur eine nette, gemütliche Stadt mit ganz und gar nicht versnobbten Leuten, eine Atemberaubende Berglandschaft, eine einzigartige Wein- und Genussgegend sowie hübsche – wenn auch touristische – Dörfer kennenlernen: Kurz, “Argentinien at its best”!

Für Genussmenschen gerade richtig ist Cafayate, die zu den am schnellsten wachsenden Gemeinden in der Provinz Salta zählt und vor allem als Tourismusmagnet schlechthin gilt. (Mit)Grund dafür ist sicherlich der Wein – unter anderem die prämierte Torrontés Riojano Traube, Cabernet Sauvignon, Malbec -, der lockt. Weinkellereien, -führungen, -proben, ja sogar das weltweit einzigarte Weineis – hier dreht sich wirklich alles um den hochprozentigen Genuss, gepaart mit Räucherschinken und Käse. Auch wenn das Dorf außer Bodegas für nicht ganz so Wein affine Menschen vielleicht weniger zu bieten hat, ist allein schon die Fahrt von der Hauptstadt Salta nach Cafayate einen Besuch wert. Die führt nämlich durch die Schlucht Quebrada de la Conchas (oder Quebrada de Cafayate; Schlucht der Muscheln), einem 75 km langen engen Abschnitt des Tals des Río Guachipas.  Nicht nur die Felsen sind ganz schön beeindruckend, daneben kann man sich die Zeit auch damit vertreiben, in den verschiedenen Felsformationen Körper von Menschen oder Tiere wie Kröten zu erkennen. Eine kurze Pause beim Garganta del Diablo (Teufelsrachen) oder dem Anfiteatro (Amphitheater) auf der gegenüberliegenden Seite des Steinblocks ist in jedem Fall empfehlenswert. Dort sorgen übrigens auch StraßenmusikerInnen und SchmuckverkäuferInnen aus den nahen Aussteiger-Siedlungen für Unterhaltung.

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Jede Menge Steine und Felsen, in denen man genauso viele Figuren erkennen kann: Seht Ihr den schlafenden Mann? Foto: Doris Neubauer 

Etwa 50 km weiter südlich von Cafayate liegt das Städtchen Quilmes. Heutzutage mehr für die gleichnamige Brauerei und das Bier bekannt, war es früher das Zentrum der indigenen Kultur. Die Quilmes-Indianer wurden von den Spaniern in der Kolonialzeit an den Ort verfrachtet und ausgerottet. Die Ruinen aber zeigen auch noch heute die indigene Baukunst des Volks. Apropos Ruinen, die finden sich auch in Tafí del Valle, im Zentrum des gleichnamigen Tals, zwischen der Bergkette des Nevado del Aconquija im Süden und den Calchaquíes-Gipfeln im Norden. Und Im Dorf El Mollar, genauer gesagt im Parque de los Menhiras (Gälisch für hoher Stein), beeindrucken Monolithen, die in der Zeit der Tafí-Kultur von Menschenhand bearbeitet wurden.

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Mahlzeit: Das Weltweit einzigartige Wein-Eis gibt es in Cafayate zu verkosten. Foto: Doris Neubauer

Ein weiterer Pflicht-Ausflug neben Cafayate führt nach Cachi, das zwischen Salta und Cafayate an den beiden Flüssen Rio Cachi sowie Rio Calcahquí liegt. Auch hier ist wieder der Weg das Ziel: Die Schotterstraßen von Salta durch die Landschaft des Valles Calchaquíes – des heiligen Tals der Indigenen – in den Ort selbst, der übrigens nach dem Quechua-Wort für Salz benannt ist, sind ein Erlebnis für sich. Durch die Quebrada de Escoipe über die Serpentinen nach Cuesta del Obispo zum 3.300 Meter hohen Stein Piedra de Molino über den Nationalpark Los Cardones – die Namen sagen einem vielleicht nichts, den Anblick wird man kaum vergessen können. Bunte Gebirge, sattgrüne Wiesen, weißer Kalkstein, unendliche Kurven, weidende Schafe, Ziegen sowie Vikunjas (Hochland-Lamas) und Chilischoten-Haine wären schon Idyll genug, abgerundet wird das Bild noch durch die Kandelaberkakteen im Nationalpark, die erst nach 40 Jahren blühen.

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Wüstenlandschaft trifft rote Berge trifft Kaktus trifft … Foto: 

Wie schon in Salta selbst, hat auch in Cachí die Kolonialzeit ihre Spuren hinterlassen und die indianischen Vorfahren sind ebenfalls an einer alten Steinmauer, die den Hauptplatz umrahmt, sichtbar. Gemächlich, beschaulich und somit richtig entspannt, wandert es sich an den einheitlich weißen Lehmhäusern und den Kakteenhölzernen Schildern vorbei zur zartgelb gestrichenen Iglesia San José, in der ebenfalls alles – von der Decke bis zum Bilderrahmen – aus Kakteenholz besteht und die zum Nationalmonument erklärt wurde. Der Kunsthandwerksmarkt und das Museum ”Museo Arqueológico Pío Pablo Díaz” sind auch empfehlenswert: Über 5.000 Fundstücke aus 10.000 Jahren kann man hier begutachten.

Und wer das Glück hat, am 3. Januar-Wochenende des Jahres in Cachí zu sein, der erfährt beim Festival de la Tradición Calchaquí noch mehr über die alten Traditionen der Region, die Musik, die Tänze und vor allem die Küche.

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Das Dorf Humahuaca mag zwar touristisch sein, ist aber mit seinen malerischen Gässchen einen Ausflug wert. Foto:

Eigentlich gehört die Schlucht Quebrada de Humahuaca, die in der gleichnamigen Stadt endet, auch schon zur ProvinzJujuy, doch von Salta aus lassen sich ebenfalls Ausflüge zu diesem UNESCO Weltnaturerbe machen. 150 km zieht sich die Schlucht, deren Berge wegen der Vielfalt an Erzen in allen Farben leuchten. Sonst gibt es wenig zu sehen, denn die Landschaft selbst ist abgesehen davon kahl. Die wichtigsten Orte entlang des Wegs sind Purmamarca mit dem Berg der sieben Farben (Cerro de los Colores) und Tilcara, auf dessen Hügel sich die rekonstruierte Indianer Festung  Pucará befindet und die schon vor einiger Zeit zu einem Künstlertreff geworden ist.

Die Schlucht endet in der Stadt Humahuaca auf 3.000 Meter Höhe, die – wie für die Region üblich – im Kolonialstil erbaut wurde und auch sehr gut erhalten ist. Hier darf man sich die engen Gassen mit anderen TouristInnen und AusflügerlerInnen teilen und gemeinsam unter anderem das Denkmal Monumento a los Héroes de la Independencia (Denkmal für die Helden der Unabhängigkeit) suchen. Erinnert wird an die argentinischen Armee, die in der Nähe von Humahuaca während des Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien vierzehn Schlachten geschlagen hat.

Natürlich hat die Region noch viel mehr zu bieten – das Salzdorf Salinas, zum Beispiel, den Zug in die Wolken – Tren de las Nubes, eine der berühmtesten Zugstrecken der Welt, und natürlich die Stadt selbst mit ihren Kolonialbauten. Also eines weiß ich: Das nächste Mal nehme ich mir sicher noch vieeeel mehr Zeit für Salta…

Mehr zu Salta bietet die offizielle Tourismuswebsite der Region

Erstveröffentlicht auf tripwolf, 11.6.2012

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