“The Old, the Young and The Sea”: Übers Wellenreiten und Küstenretten

Vor zwei Jahren sind die beiden Steirer Mario Hainzl und Andreas Jaritz ausgezogen, um mit ihrer Plattform Nomad Earth für einen nachhaltigeren und fairen Reisestil zu plädieren. Im April 2012 haben sie ein neues Projekt gestartet: Mit der Dokumentation ”The Old, the Young and the Sea” möchten sie ein Portrait von Europas Küste von Frankreich bis Portugal zeichnen. Es geht um die Menschen, die diese bewohnen, bereisen und schützen – und um das Thema Surfen. Oder um es mit Andreas´Worten zu sagen: “Die Doku macht Lust aufs Reisen, feiert die europäische Vielfalt und schafft Aufmerksamkeit für brennende (ökologische) Themen.” Aber lest selbst, was er mir noch von ihrer ersten Recherche-Reise verraten hat!


Zwei Steirer mit Mission: Andreas und Mario möchten ein filmisches Porträt von Europas Küsten und der Menschen zeichnen, die dort wohnen, reisen und die Umwelt schützen. Foto: The Old, the Young and the Sea

Wie kam es zu der Idee, einen Film über die europäischen Küsten zu machen?

Andreas: Die Idee ist uns bereits vor ungefähr 5 Jahren gekommen, als wir den österreichischen Surffilm “Zen & Zero” sahen. Darin reisen ein paar unserer Landsleute entlang der klassischen Surfroute von Los Angeles nach Costa Rica in Mittelamerika, um dort einen Autor zu besuchen, der eine spannende, teils fiktionale, teils wahre Reisestory über genau diese Route in Romanform verarbeitet hat. Das Buch “” beseelte eine ganze Generation an Surf-Reisenden. Es war ein Film, der uns inspirierte eine solche Reiseroute in Europa filmisch zu verarbeiten.  Damit dann aber ein konkretes Konzept entwickelt werden konnte mussten einige Jahre vergehen.


Drehort Meer – wie hier auf dem Playa de Merón in Kantabrien. Foto: Stefan Leitner

Wie fandet Ihr die Projekte und die Menschen dahinter, worauf legt Ihr bei der Auswahl besonderen Wert? 
Andreas: Bei der Surf Doku “The Old, the Young & the Sea” arbeiten wir sehr eng mit unseren Projektpartnern zusammen: Die NGO Surfrider Foundation Europa bildet als paneuropäische Naturschutzorganisation die Speerspitze im Küstenschutz. Da erhalten wir viel Hilfe und Zugang zu diversen Projekten entlang der Küste. Aber auch unsere Unternehmens-Partner unterstützen uns. Über Patagonia haben wir Zugang zu vielen engagierten Persönlichkeiten bekommen.

Die Crew vom Camino Surfcamp in Galizien oder auch die Balsa-Board-Manufaktur kun_tiqi und surfcars.com aus Kantabrien unterstützen uns mit ihren Kontakten in der jeweiligen Region. So kennt immer jemand jemanden, der eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Tja und selbst sind wir natürlich auch ständig am Recherchieren.

Ihr macht Videos, bloggt – wie lasst Ihr die Menschen noch auf der Reise zum Endprodukt Film teilhaben? 

Andreas: Wir haben bereits vom Beginn des Projekts versucht, eine Community aufzubauen und diese in die Entwicklung des Films einzubinden. Der Titel “The Old, the Young & the Sea” wurde zum Beispiel über ein Crowdsourcing und einem anschließenden Voting auf Facebook ermittelt. Über 150 Filmtitel wurden eingereicht, das Projekt scheint also zu ziehen.


Das Interesse am Projekt ist groß: 150 mal wurde der Aufforderung gefolgt, 150 Namensvorschläge wurden eingebracht. Foto: The Old, the Young and the Sea

Was hat dich am meisten bisher an der Reise überrascht? 

Andreas: Aus Sicht eines Reisenden das gesamte Baskenland, damit meinen wir den französischen und den spanischen Teil. Die Offenheit der Menschen, die kulinarischen Überraschungen, das Land an sich. Aber irgendwie war das auch die Auflösung eines Vorurteils. Warum sollte das Baskenland nicht so toll sein, wie die anderen Regionen, die wir bereisen? Die spannendsten Persönlichkeiten, die wir bisher getroffen haben, waren sicher die Surfpioniere, denen wir die Wurzeln des Surfsports in Europa verdanken. Wenn einem in einem Interview aus dem Gesicht eines Mittsechzigers die strahlenden Augen eines Kindes anstrahlen während er über das Surfen spricht, dann hat man wohl sein wahres Vorbild gefunden.  Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, das auch dem Publikum zu vermitteln.

Was stellte bisher die größte Herausforderung dar?

Andreas: Auf der Reise: die Befindlichkeiten jedes einzelnen Crewmitglieds zu berücksichtigen. Man lebt quasi fast 2 Monate in Campingbussen auf engstem Raum zusammen, ist ständig auf Tuchfühlung mit den anderen. Da gibt es kaum noch Rückzugsmöglichkeiten. Was den Film anbelangt stehen uns die größten Schwierigkeiten wohl erst bevor: Nach der ersten Recherchereise eine Clipauswahl zu treffen für den ersten Teaser. Und im Herbst geht dann die eigentliche Drehreise erst los. Was danach passiert, daran wollen wir noch gar nicht denken (Schnittraum…)


Heimat Campingbus: 24 Stunden gemeinsam leben, arbeiten und reisen auf engstem Raum ist nicht immer einfach. Foto: Stefan Leitner

Wie sind die Reaktionen/ Begegnungen “on the road” und welche Person hat dich am meisten beeindruckt?

Andreas: Die Reaktionen? Noch nie hatten wir so viele spannende Begegnungen wie auf diesem ersten Recherchetrip. Der Knackpunkt ist immer offen und  motiviert zu sein, Menschen kennen zu lernen. Dann kommt immer auch Offenheit zurück. Diese Offenheit und Neugier muss man aber auch über Wochen aufrechterhalten. Ein nicht immer einfaches Unterfangen, wenn man 10 Stunden gedreht hat, die gesamte Crew nach einer Mahlzeit lechzt und noch 3 Stunden Material verarbeiten und Publizieren anstehen. Was man unbedingt kennenlernen sollte? Die Menschen, die entlang der europäischen Küste leben. Alle Hot-Spots erschließen sich einem dann ganz von alleine.

Wie würdest du das Projekt in 3 Worten beschreiben?

Andreas: Es ist ein Film über die Alten, die Jungen und das Meer. (Artikel und Konjunktionen zählen nicht als Wort oder? ;) ) ansonsten: Neu in Europa


Einsatz ist gefragt! Fotograf Stefan Leitner dokumentiert die Reise und macht alles für das beste Bild. Foto: Stefan Leitner

Wenn jemand in Eure Fußstapfen treten möchte: Was würdest du demjenigen auf den Weg mitgeben oder was hättet du gern vorab (besser) gewusst?

Andreas: Unsere Fußstapfen sind noch nicht allzu groß, erst der fertige Film wird zeigen, welche Schuhgröße unsere Wanderschuhe haben werden. Aber wir würden jedem empfehlen eher früher als später anzufangen, die eigene Idee für ein Projekt auf dessen Machbarkeit zu überprüfen soll einfach heißen, vielen davon zu erzählen, Meinungen einholen und diese abwägen. Aber dabei nicht allzu sehr beeinflussen lassen von diesen Meinungen. Meinungen sind Gradmesser, nicht Vorgabe. Was wir gerne besser gewusst hätten? Schwer zu sagen, denn es kommt sowieso immer anders als man denkt und plant.

Was sind Eure weiteren Pläne nach dem Heimkehren nach Österreich? 

Andreas: Material durcharbeiten, das Projekt weiter bringen, Vorbereitungen für den Herbst und die eigentliche Drehreise treffen. Tja und daneben auch Geld verdienen, damit wir uns im Herbst auch wieder eine Schokolade auf dem Trip kaufen können.


Reisen und die Schönheit der Welt für sich entdecken – das ist die Empfehlung von Andreas Jaritz für die Daheimgebliebenen. Foto: Stefan Leitner

Was hast du gelernt auf der Reise – was möchtest du den Daheimgebliebenen mitteilen, was sie umsetzen/ wissen sollten?

Andreas: Die Leute sollen rausgehen und entdecken, es für sich entdecken. Reisen sollte wieder mehr zu seinen (egoistischen) Ursprüngen zurückkehren. Man macht eine Reise für sich selbst und nicht für die Facebook Freunde. Das Abenteuer beginnt übrigens vor der Haustüre und nicht erst in Thailand oder Peru. Geht raus und macht den Weg wieder zum Ziel! Am besten geht das zu Fuß, mit dem Rad, dem Motorrad, mit dem Campingbus, dann erst mit dem Auto oder Zug und erst danach kommt das Flugzeug.

Was war bisher der schönste Tag auf der Tour?

Andreas: Den schönsten Tag gibt es eigentlich nicht. Die Tage sind immer dann richtig gut, wenn wir beim Drehen und Fotografieren in einen Flow kommen und in den Drehort eintauchen. Dann werden die kleinsten Details zu ganz großem Kino.

Danke, Andreas, für das Gespräch – ich bin schon gespannt auf den Film!

Interesse geweckt? Begleitet Andreas und Mario virtuell auf ihrer Reise an die Küsten Europas, zum Beispiel auf der Website www.oldyoungsea.com oder auf ihrer .
Der Film “The Old, the Young and the Sea” soll 2013 in die Kinos kommen.

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