The Village: Irlands Musterbeispiel für Öko-Tourismus

Beim Essen und Trinken kommen die Leute zusammen, das hat schon ein Ex-Freund von mir immer gesagt. Recht hat er. So ist es auch keine Überraschung, dass ich bei einem freitäglichen Potluck in Irlands einzigem Ökodorf mit Davie Philip ins Gespräch gekommen bin. Ein Plaudern, das mich sehr gefesselt hat, war Davie doch nicht nur von Anfang bei The Village dabei, sondern befasst sich auch jetzt stark mit der Zukunft der Eco Community. Außerdem ist er nicht nur von Berufs wegen – er betreibt die Nachhaltigkeitsorganisation Cultivate in Irland – leidenschaftlich bei der Sache. Nachdem ich dann aber ob der aufgetischten Köstlichkeiten mehr mit Messer und Gabel als mit Stift und Notizblock beschäftigt war, stand er mir in einem Email Rede und Antwort.

Wie aus dem Ökodorf ein Musterbeispiel für nachhaltigen Tourismus werden soll, das hat er mir genauso verraten wie die Herausforderungen, denen sich die Gesellschaft in Zeiten der Rezession stellen muss – und die ist vor allem in Irland präsent, wo jedes zweite Gespräch von der Wirtschaftskrise handelt.

Wie haben sich die Pläne und Ideen zum Ökodorf seit dem ersten Gedanken vor mehr als zehn Jahren geändert?
Davie:
In der ersten Initiative 1999 wollten wir einen Bauernhof kaufen, vierzig Häuser und ein Studienzentrum bauen. Dann haben wir ein Jahr lang nachgedacht und geplant und haben gesehen, dass es in Irland so viele Dörfer gibt, die am Aussterben sind. Da haben wir daran gedacht, dass der bessere Ansatz wäre, ein Land neben einer bestehenden Siedlung zu finden, das Dorf wieder zu beleben und da ein Musterbeispiel zu geben. (Anm.: Genau das ist auch in Cloughjordan passiert.)

Du hast mir von Ökotourismus erzählt, der in The Village stattfinden soll. Was genau habt Ihr geplant?
Davie:
Unser Plan ist, eine spannende Destination für Lernende zu schaffen und ihnen verschiedene Kurse (Anm.: zum Beispiel in Permakultur, in alternativer Energie, in nachhaltigen Baumethoden etc.) anzubieten. Außerdem haben wir Spazier- und Radwege in der Region entwickelt.

Wer ist Eure Zielgruppe, welche TouristInnen sprecht Ihr an?
Davie: Es gibt mehr Leute, die in Irland Urlaub machen und eine authentischere Erfahrung suchen, bei der sie auch etwas lernen. Der Öko-, nachhaltige und verantwortungsbewusste Tourist ist unsere Ansprechperson.

Im Moment haben viele BewohnerInnen des Ökodorfs in anderen Orten Arbeit. Kann hier der Öko-Tourismus helfen und wenn ja, wie?
Davie: Natürlich wird die lokale Wirtschaft dadurch gestärkt, wenn Menschen uns besuchen. Das Hostel und die Bed&Breakfasts sind genauso ausgebucht wie das Café, das Buchgeschäft, die Shops und die Pubs. Das Dorf wird durch direktes Unterrichten und Servisierung der StudentInnen und Lernenden auch lebendiger.

Cloughjordan und die Region Tipperary sind nicht die schönsten Regionen in Irland. Wie möchtet Ihr dem entgegen treten und Menschen anziehen?
Davie: Tipperary ist ein schöner Flecken, kann allerdings visuell nicht mit Kerry oder West Cork mithalten. Es ist auch nicht unser Bestreben, die BesucherInnen anzuziehen, denen es um den Anblick geht, sondern diejenigen, die eine Erfahrung suchen. Wir möchten ein echter Erleben in der Gemeinschaft bieten mit der Gelegenheit etwas zu lernen. Außerdem ist es möglich, Leute anzusprechen, die länger bleiben möchten und Tagesausflüge zu anderen Orten unternehmen möchten.

Du hast Schulen und Kooperationspartner erwähnt – wer nimmt schon jetzt am Öko-Tourismus teil?
Davie: Viele unserer Mitglieder arbeiten gerade an Wander- und Radwegen mit den Lokalbehörden und verschiedenen Tourismusorganisationen zusammen. Wir diskutieren unsere Pläne mit anderen Öko-Tourismus-Anbietern in größeren Gebieten wie Burren um zu entdecken, wie wir Leute anziehen können. Viele Anbieter von Lernsystemen, die auf Öko-Tourismus spezialisiert sind, befinden sich hier, und wir arbeiten eng mit allen zusammen, die in diesem Bereich in Irland tätig sind.

Wie möchtet Ihr die Leute anwerben?
Davie: Schon jetzt haben Cloughjordan und das Ökodorf einen guten Ruf und ziehen Interessierte an. Mehr und mehr Kurse werden angeboten, die wir durch unsere weiteren Netzwerke bewerben.

Wie geht es den BewohnerInnen von The Village mit der Idee, dass so viele BesucherInnen zu ihnen nach Hause kommen werden?
Davie: Alle EinwohnerInnen sind Mitglieder einer Charity, bei der genau das im Mittelpunkt steht. Natürlich mag es auch einige ältere Leute geben, die nur die Gemeinschaft wollten…

Gibt es eigentlich Beispiele in Form von anderen Ökodörfern, denen Ihr folgt?
Davie: Die meisten Ökodörfer bieten Kurse an und ermutigen Leute zu bleiben. Wir haben noch die zusätzliche Stärke, dass wir in einem alten irischen Dorf mit großer Geschichte und langjährigem Erbe sind.

Was sind die nächsten Schritte für The Village?
Davie:
Wir müssen mehr Plätze bauen, wo wir Events und Trainings anbieten können, die Infrastruktur muss entwickelt werden; aber wir ziehen jetzt schon mehr als 200 BesucherInnen im Monat an.

Wenn du drei Wünsche für die Gemeinschaft hättest, welche wären das?
Davie:
1. Dass sich mehr Menschen ansiedeln mit einer Energie, Enthusiasmus und den Talenten, die uns helfen, das Projekt weiter zu entwickeln.
2. Ein Philantrop, der den Wert von dem sieht, was wir tun und uns viel Geld gibt, damit wir unsere Erziehungseinrichtungen entwickeln können.
3. Dass die Wirtschaft gut genug läuft, sodass Menschen sich leisten können, uns einen Besuch abzustatten.

Danke, Davie – auf dass deine Wünsche in Erfüllung gehen!