Tierische Liebesgrüße aus Hamburg
Auf meiner habe ich beim Antritt meiner Irland-Reise bereits mein Erstaunen ausgedrückt, als ich im Gepäck einen blinden Passagier entdeckt habe. Murmeltier Marco, eine Reise-Bekanntschaft aus Südtirol, hat sich glatt im Rucksack eingenistet. Aber so eine Begleitung lass ich mir einreden, hat er uns doch nicht nur in Irland herumkutschiert, sondern auch Reiseberichterstattung im Travelmagazin Reisebrei geleistet.
Heute hat er Antwort auf seinen Irland-Bericht bekommen, von niemand Geringerem als dem Starblogger von Reisebrei himself: Luis Maria Fernando da Silva Santos, freier Mitarbeiter des Travelblogs, der dort (normalerweise exklusiv) seine Reiseerfahrungen aus der Sicht eines Reggae-liebenden Rastaschafs mitteilt.
Lieber Marco,
stell‘ dir vor, ich war wieder in Hamburg! In der nordischen Stadt der Liebe!
Kennst du die Geschichte? Von mir und dem Schlafschaf auf Zimmer 606? Wir redeten die ganze Nacht. Sie war so sanft und weich und hatte mir ganz gehörig den Rastakopf verdreht…
Und nun… Wieder dieses Hotel in der schmucken HafenCity, wieder ein blütenweißes Schlafschaf auf dem Zimmer, das mich in seine Arme nahm… Doch es war nicht das von 606! Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie verwirrt ich war. No woman, no cry…
Draußen kreischten die Möwen, mir war nach coolen Vibes und Mondschein. Holy shit – ich würde die ganze Nacht kein Auge zumachen! In jedem Zimmer arbeitete eine andere Kleine. Natürlich waren sie alle hübsch. Doch für mich gab es nur die Eine. Wie oft würde ich antanzen müssen, um das Schlafschaf von 606 wieder zu treffen?
Hamburg warf sich in Schale. In der HafenCity wurde gebaggert und gebaut, was das Zeug hielt. Überall wuchs der Beton in die Höhe, ein bisschen mehr Grün hätte auch nicht geschadet. Doch nachts schwiegen die Maschinen, nur der Sound des Hafens drang zu uns hoch. Das Tuten der Schiffshörner, die Ruhe des Wassers. Ja, sie kannte ihre Kollegin, erzählte mir das neue Schlafschaf mit leiser Stimme. Doch man begegnete sich selten.
Ich musste nachdenken, lief planlos durch die Straßen der Big City, über die Brücken und an den unzähligen Kanälen entlang. Irgendwie landete ich am Jungfernstieg. Einer der romantischsten Plätze der ganzen Stadt, for sure.
Hier saßen sie, die Pärchen, und lachten und knutschten. Nur ich war allein. Kein Boot mehr unterwegs, nur die Fontäne in der Mitte der Alster war noch in Betrieb. Genau hierhin wollte ich meine Kleine in dieser lauen Sommernacht ausführen. Doch wie? Die Schlafschafe arbeiteten ja um diese Tageszeit, und manchmal auch rund um die Uhr. Sie wachten über die Träume der Hotelgäste. Wieder überlegte ich, ob ich mich auch dort einstellen lassen sollte. Zweifelsohne ein Job für Idealisten.
Wir gingen zurück zum Hotel, um den Typ der Chefin zu treffen und hingen noch ein wenig zu Dritt in der Bar ab. Wo waren die Seebären? Schicke junge Leute bevölkerten das Viertel, blank gewienerte schwarze Kisten hielten vor der Ampel.
Endlich! Der DJ hatte den Sound gewechselt, und mir ging das Herz auf. Genau mein Rhythmus, hier, wo alles begonnen hatte: Good old Bob wusste es. Looking in your big brown eyes…Ich könnte mein Mädel entführen, was meinst du, Marco? Mit ihr auf eines dieser Kreuzfahrtschiffe fliehen, die hier vor Anker gehen? Und dann hinaus in die weite Welt: Panama, Rio de Janeiro… Einfach untertauchen.
Allerdings muss ich zugeben: Ich liebe meinen Job! Demnächst fahren wir nämlich wieder nach Dänemark. Warst du schon mal auf Bornholm?
So long, take care!
Dein Luis
P.S.: Grüße auch von der Chefin!
Fotos: Elke Weiler