Von Hütte zu Hütte in den Schladminger Tauern

Verschneite Pisten, Märchenfiguren, die als Slalomhürden dienen, abendliches Kartenspielen mit meiner Familie und die herrlichen Buchteln mit Vanillesoße in den Almhütten – die Schladminger Tauern weckten bei mir bisher nur winterliche Kindheitserinnerungen. Bisher, denn mit unberührten Wildbächen, tosenden Wasserfällen, 300 Bergseen, Gipfeln wie dem Hochgolling, dem Höchstein oder der steirischen Kalkspitze, einzigartigen Bergpflanzen sowie Tieren und -nicht zu vergessen – einladende Almhütten bietet die Gegend wirklich alles, was das Wanderherz höher schlagen lässt.


Von Hütte zu Hütte lässt es sich in den Schladminger Tauern gut wandern. Foto: Karin Houska

Auf den insgesamt 1.000 km Wanderwegen findet in der Region Schladming-Dachstein wirklich jeder etwas für sich: Ob leichter Familienspaziergang, Genusstour oder mehrtägige Kletterpartie für erfahrene Bergsteiger. Langweilig wird es nicht, sodass viele Jahr für Jahr ins Gebiet kommen, um sich immer wieder verzaubern zu lassen. Drei der schönsten Wandertouren stelle ich hier vor – von Guides, Freunden und Bekannten wärmstens empfohlen:

1) Von der Ursprungalm zur Keinprechthütte, Dauer: 4 Stunden

Auf 1.604 m Höhe liegt die idyllische Ursprungsalm: Früher ein Drehort für Heidi-Filme, jetzt ein via Tälerbus aus Schladming gut erreichbarer Ausgangspunkt für Wanderungen in den Schladminger Tauern. Von dort führt eine steile Schotterstraße über den Preuneggsattel zur Giglachseehütte in 1.955m Höhe. Links würde der Weg entlang der beiden Giglachseen etwas steiler bergauf zur nahen Ignaz-Mattis-Hütte führen, geht man aber rechts an den Seen entlang, biegt man später hinauf ins prächtige Vetternkar. Von dort führt der Weg über die Rotmandlscharte, von der übrigens auch einige lohnende Besteigungen auf die Rotmandlspitze, den Sauberg oder die Vetternspitzen unternommen werden könnten, hinunter in die Krugeckscharte und in den Karboden und schließlich in großen Serpentinen zu der tiefliegenden Keinprechthütte. Hier verzaubert der Blick auf den Hochgolling, dem mit 2.963 m höchsten Berg der Region. Die Tour ist an sich nicht sonderlich schwierig, aber wegen der Schneefelder muss man im Frühsommer noch etwas aufpassen. Gerade für diese Jahreszeit ist deshalb empfohlen, eine Sicherheitsausrüstung mit dabei zu haben.

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Auf der Wanderung begegnet man sicher vielen Bergtieren – nicht jedem möchte man auch tatsächlich über den Weg laufen.Foto: Karin Houska

2) Keinprechthütte-Hochgolling-Gollinghütte, Dauer: 6 – 9 Stunden

Von der Keinprechthütte, die man 3x täglich mit dem ÖBB Postbus nach Hopfwiesen erreichen kann, heißt es früh Richtung entlang dem Weg Nr. 702 zur Trockenbrotscharte aufzubrechen. Zwei Wegvarianten bieten sich dabei an: Entweder der Höhenweg, der von der Landawirtseehütte ausgeht, oder der Normalweg bis zum Inneren Göriachwinkel. Zur Belohnung für den Aufstieg gibt es oben jedenfalls einen herrlichen Ausblick auf den Kessel des Görriachwinkels, aufs Görriachtal, die beiden Landawirrseen (Oberer und Unterer), die nahe Samspitze, die Gollingscharte und schließlich die imposante Gestalt des Hochgollings. Nach einigen Minuten Abstieg von der Trockenbrotscharte zur Landawirsee-Hütte zweigt links der “Höhenweg” zur Gollingscharte ab: Hier warnt schon seit Jahren ein Schild mit “Höhenweg gesperrt” – angeblich liegt dahinter ein Panorama-Weg, der besonders schön und nicht sonderlich schwierig ist. Wer sich dennoch lieber auf dem regulären Weg zur Gollingscharte begeben möchte, kann das aber natürlich auch tun. Von dort gibt es wieder zwei Alternativen auf den Gipfel: Entweder über Schuttserpentinen und Felsstufen, auf denen man auch die Hände einsetzen muss, oder – für diejenigen, die es noch anspruchsvoller möchten – zweigt ab der Hälfte des Wegs links über den Ostgrat auf den Hochgolling. Nicht von der Zeitangabe auf der Scharte abschrecken lassen: Die 2h30min bis zum Gipfel sind übertrieben und das Panorama oben ist wirklich jede Mühe wert! Natürlich sind für die Gipfelbesteigung aber Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie alpine Erfahrung notwendig. Von dort erreicht man auch entlang des Baches abwärts in den Gollingwinkel und über den Götterplatz innerhalb einer Viertelstunde die Gollinghütte.

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Wenn man sie einmal erblickt, hat mans geschafft: Die Gollinghütte. Foto: Karin Houska

3) Gollinghütte-Greifenberg-Klafferkessel-Preintalerhütte, Dauer: 8 – 10 Stunden

Startpunkt ist die Gollinghütte – entweder, weil man dort übernachtet hat (dringend empfohlen, damit man die Schönheit des Klafferkessels ausgeschlafen genießen kann) – oder weil sie vom Parkplatz des Gasthauses Riessach in Rohrmoos innerhalb von zwei Wanderstunden leicht erreicht werden kann. Von dort führt der Weg Richtung Greifenberg geht auf immer steileren Wiesenpfaden und Serpentinen in den Greifenbergsattel und schließlich – die letzten 200 Höhenmeter – jahrezeitlich bedingt entweder über Schnee oder Geröll zum Gipfel. Nach diesem langen Aufstieg öffnet sich oben der Blick nach allen Seiten: Hier hat man den besten Blick auf den den Klafferkessel mit seinen vielen Seen und Lacken, dieser arktischen Seenlandschaft, die ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit ist. Vom Greifenberg geht es auf einem steilen alpinen Steig nach unten zur oberen Klafferscharte, wobei nur die Steilstufen nur anfangs mit Fixseilen gesichert sind. Im Kessel selbst wandert man auf grünem Moos von einem See zum Nächsten bis zur unteren Klafferscharte. Vom unteren Klaffersee nimmt man die (letzte) geröll- und schotterhaltige Steilstufe hinunter bis zur Almlandschaft des äußeren Lämmerkars. Nach dem Überqueren des Waldhornbachs folgt man dem immer flacher werdenden Wiesenweg abwärts zur Preintalerhütte. Auch hier kann man entweder die Nacht verbringen – oder weiter Richtung Kotalm gehen, um von dort wieder zur Gfölleralm und dem Riessachparkplatz in Rohrmoos zu wandern.

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Im Klafferkessel, im Hintergrund die Hohe Wildstelle – sicher eine der schönsten Wanderungen im Gebiet. Foto: Karin Houska

Das Beste an den vorgestellten Routen ist, dass man sie einzeln als Tageswanderungen oder als gesamte „3-Gipfel-Tour“ in Etappen ergehen kann. Ist letzteres der Fall kann man genauso gut von der Preintalerhütte starten und Richtung Ignaz-Mattis-Hütte wandern, dann befindet man sich auf dem Weitwanderweg 702 und 902, die im Prinzip dem Höhenweg entsprechen – nur in der umgekehrten Richtung eben. Egal ob Tagestour oder längere Wanderung, gute Ausrüstung und Bergerfahrung sind notwendig… dann klappt´s auch mit dem Gipfelstürmen!

Nähere Informationen: Im Sommer erhält man mit der Schladming-Dachstein Card zahlreiche Vergünstigungen in Hotels, Radverleih, und vielem mehr: ARGE Schladming-Dachstein Card, Telefon +43(0)3687/23310.

- Broschüren kostenlos unter anfordern oder auf www.schladming-dachstein.at downloaden.
- Eine Übersicht über Touren sowie ein Schutzhüttenverzeichnis gibt’s beim Alpenverein Schladming.

Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 2. Juni 2011

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