Wanderlust und Klettergier: Auf´m Gosaukamm, da gibt´s ka Sünd

Ein Wochenende im August. Ein Haufen bunt zusammengewürfelter Freunde, Freundinnen, Bekannte und solche, die es garantiert noch werden. Wanderlustige und Klettergierige unter sich. Strahlender Sonnenschein. Achja, und ein Hund. – So lauteten die Zutaten für zwei mehr als gelungene Tage am Dachstein. Sehr empfehlenswert, aber Achtung: Suchtgefahr.


dahin Wanderlust und Klettergier: Auf´m Gosaukamm, da gibt´s ka Sünd

Foto: Doris

Dreieinhalb Stunden ist Filzmoos in Salzburg von Wien entfernt. Wer also nicht schon am Freitag im Freien oder im Auto übernachten wollte, für den ist es kein Problem, schon in aller Früh von der Bundeshauptstadt loszufahren und noch rechtzeitig in dem beschaulichen Bergdorf anzukommen. Rechtzeitig, um den ganzen Tag am Gosaukamm zu wandern, zu klettern, herumzuliegen oder sich einfach nur bei gutem Essen die Zeit zu vertreiben.

Ich gehöre zur Gruppe der Frühaufsteher – und um 5.30 ist Tagwacht, um 6.30 geht’s los: Vor Ort, bei der Unterhofalm inFilzmoos, wartet schon der Rest der Truppe, und gemeinsam geht es bergauf. Unser Ziel: Die Hofpürglhütte, eine Alpenvereinshütte des OeAV (Österr. Alpenvereins) in 1.705 Meter Höhe südlich unterhalb der Bischofsmütze im Gosaukamm, also im östlichen Teil des Dachsteingebirges – wie es das „schlaue Büchlein“ beschreibt. Wir nehmen also nicht die kurze Route von der Unterhofalm über den Wastl-Lackner-Steig, die nur eine Stunde dauert. Nein, für uns führt der Weg Nr. 617A zum Almsee, einem Idyll von Bergsee nur kurz nach dem Startpunkt. Und ja, ich gebe es zu: Die Verlockung bei 35 Grad da hineinzuspringen war schon sehr groß!

Almsee Doris Neubauer 499x374 Wanderlust und Klettergier: Auf´m Gosaukamm, da gibt´s ka Sünd
Almsee / Foto: Doris

Aber nein, Abkühlung genoss nur „unser“ Hund – und der hat es weniger genossen, war es doch mehr die Entfernung der schlimmsten Überreste einer Kuhflade, in der er sich gewälzt hat. Übrigens, Kuhfladen, überhaupt Kühe und Pferde begegnen einem überall auf dem Weg – und Murmeltiere sind immerhin zu hören, wenn auch nicht zu sehen. Kurz nach dem Almsee laufen der Weg Nr. 617a und der Weg Nr. 617 zusammen: Links führt die Tour durch ein Waldstück und auf der Almstraße bis zum Wegweiser „Linzer Weg“. Da entlanggehend stößt man auf den Linzer Steig, biegt nach links auf diesen ab und wandert in einem weiten Bogen am Hang entlang. Ob wir wirklich genau diesen Weg gegangen sind, keine Ahnung. Irgendwie führen alle aber immer wieder zum Ziel, zur Hofpürglhütte nämlich.

Riesig ist sie, die 2001 modernisierte Hofpürglhütte – wobei Hütte kaum noch der passende Name ist: Es gibt fließend Warmwasser, Stromversorgung, einen Boulderraum, eine Indoor-Kletterwand und ein riesiges Matratzenlager mit über 105 Betten (geöffnet von 29. Mai – 3. Oktober 2010, und zusätzlich von 8. – 10. und 15. – 17. Oktober). Das wäre alles wunderbar, doch leider gibt’s einige Wermutstropfen: Es gibt kaum etwas zu essen, das, was wir vorgesetzt bekommen, ist wirklich kein Hit, die Bedienung ist unfreundlich und die Besitzer nörgeln, weil zu viel los ist! Dieser üble Eindruck wird am Abend noch verstärkt: Unser Hund muss draußen schlafen (und somit, solidarisch, auch sein Besitzer) – und punkt 10.00 ist Schlafenszeit, da gibt es kein Pardon. Aber wir lassen uns die Stimmung nicht verderben, ha, wäre doch gelacht!

Blick von Hofpürglhütte Doris Neubauer Wanderlust und Klettergier: Auf´m Gosaukamm, da gibt´s ka Sünd
Wermutstropfen: Der schöne Ausblick von der Hofpürglhütte / Foto: Doris

Denn wenn auch das Service zu wünschen übrig lässt, eines ist die Hofpürglhütte in jedem Fall: Der ideale Ausgangspunkt für unsere Kletterer, die von den Routen der Schwierigkeitsstufen 1 –bis 9+ auf der 2.458 m hohen Bischofsmütze und dem Däumling begeistert sind. Und das muss man dem Pächter der Hütte auch lassen, Heinz Sudra hat hier ein Kleinod fürs Klettern geschaffen. 80min von der Hütte entfernt gibt es eine Vielzahl an Sportkletterrouten mit großteils bester Absicherung. Die Topos (“Kletterkarten”) dazu sollte man sich jedoch schon am besten vorher organisieren, sonst läuft man Gefahr, wie wir von den Hüttenwirten die Antwort zu bekommen: „Topos, naja, schauen Sie im Internet nach oder rufen Sie den Alpenverein an, wir haben jetzt keine Zeit!“ Eine Aussage, die in der Höhe und Abgeschiedenheit vielleicht nicht gerade ideal ist….

Topos brauchen wir Wanderer ja gottseidank nicht – und rund um die Hütte gibt’s wirklich jede Möglichkeit für kürzere oder längere Wege. Empfehlenswert für wenig Zeit ist jedenfalls der Steiglpass: Die schwarze Markierung ist wohl eher als Abschreckung gedacht, ist aber sicher nicht notwendig. Klar, es geht steiler bergauf und ohne ebene Stellen dazwischen, doch ansonsten ist man in 1,5 Stunden in der Höhe – und hat einen tollen Blick auf die Bischofsmütze.

Am nächsten Tag haben wir länger Zeit und freuen uns auf die 2,5 Stunden Gehzeit zur Theodor-Körner-Hütte (1.466m). Ein Freund hat mir die Hütte als Speisenparadies empfohlen – und nach dem enttäuschenden Essen auf der Hofpürglhütte ist uns das gerade recht. Um die zu erreichen, geht’s aber zuerst einmal über die Sulzkaralm über das Gelände der Mahdalm – auch hier wieder begleitet von Kühen, Pferden und Schafen, die teilweise ganz schön zudringlich sein können.

Wanderung mit Tieren Doris Neubauer Wanderlust und Klettergier: Auf´m Gosaukamm, da gibt´s ka Sünd
Foto: Doris

Ist das einmal geschafft, folgt eine schöne Wanderung westlich des Gosaukammes, durchgehend vom beeindruckenden Bergpanorama der Großen und der Kleinen Bischofsmütze geprägt. Alles wunderbar – doch die wirkliche Schwierigkeit liegt erst vor uns: Plötzlich geht der Weg in sehr engen und sehr steilen Serpentinen – zusätzlich mit Drahtseilen gesichert – bergauf, bergab ins Stuhlloch. Dieses Wegstück, das sicher um die 30 Minuten dauert, hätte eine schwarze Markierung wirklich verdient!

Endlich entdecken wir den Pfeiler „Theodor-Körner-Hütte“ – und landen irrtümlicherweise auf der Stuhlalm: Sie wird als „die“ Alm auf der Annaberger Westseite des Gosaukamms bezeichnet. Das Idyll, das sich uns präsentiert, ist auch wirklich zu schön, um echt zu sein: Lederhosen, Dirndl, gut gelaunte Wanderer, Kletterer, Einheimische – sie alle warten, wie wir später erfahren, auf die Bergmesse, die eine Stunde später nur wenige Meter entfernt stattfindet. Diese Erfahrung wollten wir natürlich auch nicht versäumen – aber nach ein paar Minuten der Messe, die für einen abgestürzten Bergwanderer gegeben wird – treibt uns doch der Hunger wieder zurück zur Stuhlalm: Und hier wird unser Gaumen einfach wirklich belohnt. Herrlicher Salat und Käs-Nockerl warten auf uns. Die Nachspeise – Zwetschenstrudel – lassen wir aber schweren Herzens sein, schließlich ist die Theodor-Körner-Hütte nur geschätzte sieben Minuten entfernt und für ihre Nachspeisen berühmt. Zurecht!

So gestärkt geht’s für uns wieder zurück auf die Hofpürglhütte und schließlich zurück ins Tal für die Heimreise nach Wien. Eins ist uns aber allen klar: Wir kommen wieder – doch diesmal schlafen wir dann auf der Stuhlalm oder der Theodor-Körner-Hütte. Das gefällt auch unseren Kletterern, schließlich können sie von dort die nächsten Gipfel –  Angerstein, Manndlkogel, Gamsfeldklamm, Glatscherofenkogel und Zahringkogel – erklimmen!

Erstveröffentlicht auf tripwolf, am 6. September 2010

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