Wilmaaaa, Freeed: Essen ist fertig!
“Nein, beleuchtet kann das nicht sein.” “Ob man da drinnen überhaupt warmes Essen bekommt?” Gerätselt haben wir schon auf dem Hinweg zum “Sauvage” in Kreuz-Kölln. Oder was würdet Ihr Euch fragen, wenn Ihr wüsstet, dass ein Abendessen im ersten, einzigen paleolitischen Restaurant Europas, vielleicht sogar der Welt bevor stünde?!
Paleo- was?! Ja, Ihr habt richtig gehört: Ich war zu Besuch in der Steinzeit, zumindest kulinarisch.
Eines muss man dem Belgier Boris und seinem Ehemann Rodrigo aus Brasilien, die das Restaurant im Mai 2011 eröffnet haben, lassen: Sie verstehen etwas vom Marketing. Und vom Kochen? ”Köstlichstes Steak aller Zeiten”, “das beste Restaurant in ganz Europa”, “Wahnsinnig guter Service”… die Lobeshymnen im Internet versprechen jedenfalls viel.
EInes einmal vorweg: Wir haben das Restaurant gefunden, denn draußen gab es sehr wohl Beleuchtung. Drinnen im Lokal, das mit seinen von den Inhabern selbst bemalten Wänden, irgendwie schon ein bisschen an eine Höhle erinnert, muss Kerzenschein reichen. Fürs Lesen der Menükarte ist es jedenfalls genug: Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch! VegetarierInnen wie ich hatten es in der Steinzeit offensichtlich nicht leicht…
- Fleisch, Fisch, Eier essen, soviel Du willst.
- Dazu viel Gemüse, am besten alle Farben.
- Mit Obst, Nüssen, Kräutern und Gewürzen abrunden.
So lauten die Grundregeln, auf die Befürworter der Paleo-Ernährung wie Boris und Rodrigo schwören und sich dementsprechend ernähren. Gesund ist das und stärkt das Immunsystem, so die Fans. Im Menü des “Sauvage” (französisch: Wilder) liest sich die “Diät”, die den anderen Gästen nach vor allem im englischsprachigen Raum beliebt sein muss, wie folgt: 100% handgemacht. Alles bio. Kein Getreide. Kein Zucker. Keine Milchprodukte. Kein Pflanzenöl.
“Warte mal. Was heißt hier kein Pflanzenöl?”, unsere Verwirrung ist groß, werden doch bei den einzelnen Gerichten auf der Karte die hochwertigen Oliven- und Nussöle angekündigt. Wir fragen nach. “Nein, damit ist doch bloß gemeint, dass wir kein Maiskeimöl verwenden.” Freilich, für eine unserer Kellnerinnen, die uns gemeinsam mit ihrer Kollegin betreut, ist es klar. Für uns weniger – und die Glaubwürdigkeit des “wahnsinnig guten Services” leidet fünf Minuten später noch einmal: Da fallen beim Hinausbringen der Gedecke einige Messer auf den Boden. Sie lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen, steigt noch einige Male über das Besteck, bevor sie sich – unter unserer Beobachtung – irgendwann doch erbarmt und die Messer wieder aufsammelt.
“Die paleolithische Küche hat die Ernährungsgewohnheiten unserer prähistorischen Vorfahren als Ausgangspunkt, ohne jedoch genau nachahmen zu wollen, wie der prähistorische Mensch aß.”, steht auf der Website vom “Sauvage” zur Aufklärung. “Der moderne Paleo-Koch kombiniert die Evolutionswissenschaft mit dem Wissen aus gegenwärtiger Kochkunst und den Kochmethoden unserer Vorfahren.” Ich bin glücklich über so viel Modernität, schließlich gibt es deshalb auch ein vegetarisches Gericht für mich. Canelloni mit Spinatfülle, von denen ich nur weiß, dass sie – wie das köstliche Brot – ohne Getreide zubereitet wurden. Mehr erfahren wir nicht, denn die Rezepte, an denen die internationalen Köche täglich ab 7.00 früh arbeiten, sind streng geheim.
Böse Zungen könnten jetzt behaupten, es liegt an dieser stundenlangen Zubereitung, dass sämtliche Gerichte – auch das berühmte Steak für meinen Kollegen – mehr lau als heiß serviert wurden. Schade, denn geschmacklich ließen sowohl der (vegetarische) Anti-Pasti-Teller als auch mein Hauptgericht keine Wünsche offen. Aber wer weiß, vielleicht war das ja so in der Steinzeit. Ich werde einmal Wilma und Fred fragen…
Wer das Steinzeit-Essen im “Sauvage” ausprobieren möchte: Das Menü wird jede Woche gewechselt und steht auf der .
Mehr zur Paleo-Küche:
http://paleosophie.de/ und auf der Wiki-Page.
Rezepte gibt es hier:
http://www.urgeschmack.de/
http://www.lifeasaplate.com/
http://www.marksdailyapple.com/
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Kochbücher zum Thema:
Eingeladen von Deutsche Zentrale für Tourismus in Kooperation mit Tourismus Marketing Brandenburg, Fly Niki und visitBerlin durfte ich einige Tage in Brandenburg und Berlin verbringen. Herzlichen Dank dafür!
Die Meinungen und Ansichten in dieser Geschichte bleiben meine Eigenen.
Nähere Infos zum Reisen in Berlin findet Ihr hier: visitBerlin