Als GLOBAL 2000 Botschafter um die Welt…

Acht Monate sind sie schon unterwegs, Rowin und Marvin, zwei 21- bzw. 22-jährige Cousins aus der Steiermark. Von Wien ging es nach Italien, entlang der Mittelmeerküste nach Gibraltar, dann Marokko und schließlich Südamerika. In Kürze werden sie die Anden erreichen. Das Besondere daran:  Den Landweg über 6.000 Kilometer haben sie zu Fuß zurückgelegt. Das ist aber nicht das einzig Außergewöhnliche an der Reise, über die sie auf der GLOBAL 2000-Website einmal wöchentlich bloggen. Mir haben die “Botschafter für den Atomausstieg und gegen die Verschwendung von Ressourcen” noch ein bisschen mehr darüber verraten, wie sie “Schritt für Schritt mit allen Sinnen die Welt” kennen lernen…



Rowin und Marvin nehmen sich Zeit und wollen mit allen Sinnen die Welt entdecken – zu Fuß, wohlgemerkt. Foto: Rowin Höfer

Wie kamt Ihr auf die Idee, die Welt zu Fuß zu bereisen und was hat Euch dazu bewogen, darüber zu bloggen?

Rowin: Gleich dem Großteil der Menschen vor unserer Zeit und vielen Weitwanderern von heute wollen wir uns natürlich fortbewegen. Das Freiheitsgefühl, die körperliche Betätigung und die Intensität sind einige der Vorzüge. Viel wichtiger ist, dass wir zumindestens an Land ohne Verkehrsmittel auskommen und daher auch keine Spur hinter uns lassen. Zu Fuß kommen wir durch Gegenden, die wir anders wohl nie bereisen würden. Oft glauben wir die ersten Fremden zu sein, die durch gewisse Dörfer gehen und sehen so das unverfälschte Leben. Wir sind fast immer draußen, erleben täglich Neues und spüren die wahren Launen der Natur, ohne ihr zu schaden. Dieses zu teilen und um anderen unsere Lebensweise vorzustellen ist ein Ziel des Internetblogs.

Ihr bloggt für GLOBAL 2000. Warum gerade GLOBAL 2000 und wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Rowin: Während früherer Kooperationen mit GLOBAL 2000 erfuhren sie von unserem Vorhaben und waren sogleich begeistert. Die Organisation trägt einen wesentlichen Teil zu mehr Umweltbewusstsein bei, und wir freuen uns nun auch selbst dabei mitzuwirken. Auf unserem Blog berichten wir nicht nur von der Wanderschaft, sondern machen auch auf das unglaubliche Engagement der Organisation und den Informationen auf der Website aufmerksam. So wie unser Blog auf der Seite gefunden wird, hoffen wir, dass auch andere Themen Interesse erwecken. Wir sind zudem bemüht, Umweltprobleme, die uns am Weg auffallen, online zu thematisieren. So gibt es außerdem auf der Online-Plattform der Zeitung Standard einen monatlichen Beitrag von uns.


Natürlich und einfach reisen – aber darüber zu bloggen. Die Balance in diesem Leben zu finden, fällt Rowin und Marvin nicht immer leicht. Foto: Rowin Höfer

Was hat Euch am meisten an der Reise überrascht? 

Rowin: Erstaunlich ist, wie rasch wir uns Menschenkinder doch an alles gewöhnen können. Besonders durch unsere langsame Fortbewegungsart können wir uns leicht anpassen und fühlen uns schnell überall daheim – zum Beispiel neben lauten Straßen oder in der Einsamkeit der Pampa.


Müllansammlung als Kunstwerk an der spanischen Küste. Foto: Rowin Höfer

Ihr reist zu Fuß… was sind weitere Voraussetzungen und was stellt für Euch (bisher) die größte Herausforderung dar?

Rowin: Wir leben vegan, ernährten uns bis zur Reise gar nur roh und sind auch sonst an Bescheidenheit gewöhnt. Die große Aufgabe ist aber, in einem Leben, das aufs Extreme und Wesentliche gerichtet ist, Balance und Einklang zu finden. Das bedeutet in unserem Fall natürlich und einfach zu leben und dennoch mit der Zeit zu gehen – Blog, Internet, Flugzeug, Bank und so weiter ohne schlechtem Gewissen zu nützen. Dem Ganzen abzusagen wäre leichter als einen Ausgleich zu finden.

Wie sind die Reaktionen/ Begegnungen “on the road” und welche Person hat Euch am meisten beeindruckt? 

Rowin: Ehrlich gesagt werden wir am Öftesten nach dem Sinn unserer Reiseart gefragt. Fahrzeuge sind heutzutage so selbstverständlich, dass wir gerne auf unsere eigenen Kräfte vergessen. Zeitmangel und Bequemlichkeit spielen dabei eine große Rolle. Wenn wir unsere Energie nur noch geistig nutzen und sie sich körperlich gar als Übergewicht bemerkbar macht, ist die Verteilung nicht ganz richtig, wie wir meinen. Uns ist aber auch bewusst, dass das Leben mancherorts zu hart ist, um überhaupt ans Reisen zu denken. So haben wir bisher wenig Menschen kennengelernt, die uns wirklich verstehen. So einige Begegnung haben aber Nachhaltigkeit und beschäftigen uns noch lange danach. Zum Beispiel mit Jörg, einem heimatlosen, obdachlosen Osteuropäer, der seit Jahren unterwegs ist, um zu finden was ihm fehlt. Er ist schon über sechzig, hat seit Jahren nichts als Ablehnung, Ungerechtigkeit und Diskrimination erfahren, aber seinen Humor immer noch nicht verloren – ohne Alkohol wohlgemerkt. Wir trafen ihn im italienischen Savona an, doch von dort wurde er, wie fast überall wahrscheinlich schon längst wieder vertrieben. Wir denken an uns und dass wir im Vergleich zu ihm freiwillig  unterwegs sind. Besonders hat der Alte uns den Wert von Heimat wieder bewusst gemacht.


In Marokko war es nicht einfach, einen sicheren, ruhigen Schlafplatz im Freien zu finden. Hier ist es gelungen. Foto: Rowin Höfer

Wie würdet Ihr Eure Reise in 3 Worten beschreiben?

Rowin: Intensiv. abenteuerlich. bewusst

Wenn jemand Euch folgen möchte/ in Eure Fußstapfen treten möchte: Was würdet Ihr demjenigen auf den Weg mitgeben oder was hättet Ihr gern vorab (besser) gewusst?

Rowin: So manche Freunde und Bekannte spielen mit den Gedanken uns ein Stück lang zu begleiten. Wir würden uns auch riesig darüber freuen, doch müssen ehrlich sagen was dazu nötig ist: Tiefe Leidenschaft und grenzenlose Motivation, denn schlussendlich hängt das Meiste vom Kopf ab. Wir haben vor der Reise schon Weitwanderungen unternommen und wussten ungefähr, worauf wir uns einlassen. Ganz bedacht haben wir aber nicht, dass wir es als Fußgänger nicht überall so leicht haben wie in Österreich, Deutschland, oder Holland, wo es an nahezu jedem Fluss einen Rad-oder Gehweg gibt.

Was sind Eure weiteren Pläne nach dem Heimkehren nach Österreich? Was möchtet Ihr mit der Reise und den Ergebnissen daraus machen?

Rowin: Jetzt schon ernsthaft über Ergebnisse nachzudenken ist uns eigentlich zu früh, obwohl wir insgeheim oft an zuhause und die Zeit nach der Reise denken. Zu hoffen ist, dass die Selbstverständlichkeit etwas weiter aus unserem Leben tritt. Da wir uns schon lange mit Fotografie und Medien beschäftigen, können wir uns, je nach Interesse natürlich gut vorstellen, Bilder gemeinsam mit Erlebnissen in irgendeiner Weise zu teilen.


Ein Sonnenuntergang am Mittelmeer vor Malaga. Foto: Rowin Höfer

Was habt Ihr gelernt auf Eurer Reise – was möchtet Ihr z.B. ÖsterreicherInnen mitteilen, was sie umsetzen/ wissen sollten?

Rowin: Was wir bereits seit Jahren versuchen und erst während der Reise richtig leben ist die Einfachheit. Wir brauchen kaum Besitz, weder Luxus, Ablenkung noch pausenlose Unterhaltung, um glücklich zu sein. In Afrika und Südamerika haben wir so bescheidene, aber unkomplizierte Lebensweisen kennengelernt, dass uns das hektische Treiben in Europa bald lächerlich vorkam. Vielleicht sollten wir alle erst in uns gehen und eigene Werte festlegen bevor wir uns in rastloses Streben nach allgemeinen Zielen verlieren. Wir könnten noch viel über Zeit, Stress und Geld schreiben, doch wer hat schon was davon. Man kommt doch nur durch eigene Erfahrungen zur Erkenntnis.

Danke Euch herzlich für das Gespräch und weiterhin viel Glück auf Euren Wegen!

Mehr:

Wer die beiden GLOBAL 2000-Botschafter zu Fuß um die Welt begleiten möchte, folgt ihnen am besten hier

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