Blauer Körpereinsatz mit Zunge & andere Karneval-Highlights aus Rio
„Die Schlüüüümpfeeee, die Schlüüüümpffeee“, höre ich ein schrilles Kreischen hinter mir. Die aufgeregte Stimme gehört keinem Kleinkind, sondern einer Frau in ihren 30ern. „Wartet, ich will ein Foto mit euch“, ruft sie voller Freude und stürmt auf die drei Mannen los, die sich gerade ihre Muskel gestählten Körper mit blauer Farbe beschmieren. Statt sich aber mit den drei etwas groß gewachsenen Schlümpfen in Pose zu werfen, zeigt sie bereits vollen Körper- oder besser Zungeneinsatz. Sie hat sich dem ersten von ihnen an den Hals geworfen und ist mit ihm in einer heftigen Schmuserei verkeilt. Wow, Liebe auf den ersten Blick?!
Fast!

Die Schlüüümpfe! Foto: Doris
Keine Minute später hat sie bereits den Zweiten in Arbeit. Oder er sie, wer weiß das schon? Dann kommt natürlich auch noch der Dritte dran, schließlich will der nicht vernachlässigt werden.

Warum einen Schlumpf küssen, wenn man drei haben kann? Foto: Doris
„Oh mein Gott, nein, jetzt knutscht sie mit ihnen herum“, die Begleiterin des Schlümpfe-Groupies ist alles Andere als begeistert, vielmehr etwas beschämt. Das kümmert diese aber gar nicht: Stolz präsentiert sie ihr strahlendes Lächeln, das mittlerweile die blauen Spuren der wilden Knutscherei mit den drei Jungs trägt und lässt sich fotografieren. Klick, klick, klick …

Der Zungeneinsatz hat sich gelohnt! Foto: Doris
Schon dreht sie sich wieder um und beendet die Begegnung, wie sie begonnen hat: Mit einer wilden Zungenakrobatik.
Es ist eine Szene, wie sie beim Karneval in Brasilien ganz normal ist. Da bilden sich alle paar Meter Minuten-Pärchen, die sich nicht nur ein schüchternes Küsschen auf die Wange hauchen oder ein spitzes Bussi auf den Mund drücken. Hier herrscht bei den Blocos und Straßenparaden in Rio de Janeiro wildes Geknutsche wie bei frisch verliebten Teenager. Es wird geschmust, als hätten Mann wie Frau seit Jahrzehnten die sexuellen Energien aufgespart und müssten diese jetzt vollständig innerhalb von zwei Minuten ausleben. Hauptsache nass und mit ganz viel Zunge(n). Diese verkeilen sich einander, lecken, schlecken, je weiter raus und dann wieder rein desto besser. Das Spiel dauert durchschnittlich ein bis zwei Minuten, je nachdem, ob die Partner gleich oder erst nach kurzer Überzeugungsrede des Anderen willig sind. Egal, wie innig sich die beiden begegnen, danach sagen sie einander „Lebewohl“, es gibt noch einen Handkuss – und schon gehen sie wieder getrennte Weg. Auf zum nächsten möglichen Schmuse-Partner. Der kann ja schon ein paar Menschenreihen weiter auf einen warten …
Was es sonst noch beim Karneval in Rio de Janeiro zu erleben und zu sehen gibt? Meine Lieblings-Augenblicke teile ich gern mit Euch:
Beim Sambadromo
Sambadromo findet von Freitag bis Montag statt und ist die berühmte Parade der Samba-Schulen in Rio de Janeiro. Die Tickets für Sonntag und Montag – die Haupt-Shows – sind weit im Vorhinein ausgebucht und man erhält sie (gegen viel Geld) vor allem dann, wenn man gute Beziehungen hat. Die Shows am Freitag und Samstag sind weniger schnell ausgebucht. Ich habe mein Ticket für Freitag noch am Vortag erhalten.
Dauer: Von ca. 21.00 bis 3.25 Uhr, jeweils 7 Samba-Schulen zeigen ihr Können. Wer jetzt denkt, es handelt sich dabei ausschließlich um nackte Frauen, wie man sie aus den Medien vom Karneval kennt, der irrt. Genauer gesagt ist die erste Samba-Tänzerin wie wir sie kennen erst nach ca. 20 Minuten Show aufgetaucht. Hauptsächlich handelt es sich um höchst bunt und kreativ verkleidete Tanz-Gruppen wie ich sie auch vom Karneval in Bolivien kenne. Aber was rede ich groß rum, seht selbst:
Straßen-Blocos
Neben den bezahlten Samba-Shows erleben die Straßen-Blocos (also Musik-Gruppen, die durch die Straßen ziehen und Hintergrund für eine Street-Party liefern) ein Revival. Sie sind gratis und finden überall in der Stadt statt – ab ca. 7.00 morgens, wobei das bedeutet, dass sie ungefähr zwei Stunden später anfangen. Dauer: Je nach Lust und Laune.
Die Nacht wird meist weiter auf der Straße oder bei Parties durchgefeiert. Letztere kosten allerdings Eintritt – und das nicht all zu knapp. 100 Reais für einen Abend sind normal.