Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen

„Hach, wie schön, wir haben kein Stockbett!“ Die Erleichterung beim ersten Blick in unser Zimmer an Board der„Galaven I“ ist groß. Die Australierin Pat hat schließlich schon in den letzten 10 Tagen, auf ihrer Kreuzfahrt durch die Antarktis, das fragliche Vergnügen gehabt, im Stockbett oben zu schlafen. Aber diese Gefahr besteht hier nicht: Wir haben zwei getrennte Betten in der Kabine, die wir uns für die nächsten fünf Tage beim Abenteuer Galapagos teilen.


Ganz schön kitschig, so eine Tour durch die Inseln von Galapagos, nicht nur mit Regenbogen. Foto: Doris Neubauer

Soll ich oder soll ich nicht? Lange hat mich diese Frage auf meiner Reise durch Ecuador begleitet und schließlich hat doch die Neugier über die Finanzen gesiegt. Fünf Tage habe ich mich auf der Galaven I, deren Namen schlicht für das Versprechen „Galapagos Adventure“ steht, einquartiert und werde – gemeinsam mit 17 anderen aus aller Welt – die Inseln besuchen, die „nur“ 1,5 Flugstunden von der größten sowie angeblich gefährlichsten Stadt Ecuadors, Guayaquil, entfernt doch eine Reise in eine andere Zeit sein sollen: Eine Ära von Riesenleguanen, Monsterschildkröten und Co.

Man muss ganz schön tief in die Geldbörse greifen, um sich diese Zeitreise gönnen zu können. Eine Tour mit einem Touristenschiff der untersten Klasse ist für fünf Tage ab ca. 900 USD zu haben – die Grenze nach oben scheint fast unendlich. Aus Angst, wie schon bei einer Great-Barrier-Reef-Tour in einem kleinen Boot außer Seekrankheit gar nichts „genießen“ zu können, habe ich mich für ein Mittelklasseschiff entschieden. Und auch, weil mit der Schiffsklasse auch die Qualität der zuständigen Guides steigen soll – diese sind nämlich als Freelancer für den Nationalpark Galapagos tätig und werden von den Booten für die jeweilige Tour gebucht.

P1030900 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Schildkröten und Leguan gesucht? Hier geht´s lang! Foto: Doris Neubauer

Die Überraschung mit den Betten ist die erste positive Nachricht des Tages, wenn ich mal nicht dazurechne, dass ich den Flug erwischt habe und heil auf dem Flughafen angekommen bin. Eine Stunde später als geplant landet der Flieger von Aerogal auf der kleinen Insel Baltra, die sich mit  San Cristobal als Start- bzw. Endpunkt der Touren abwechselt. Und hier heißt es erst mal warten: Einer unserer zwei Guides ist zwar schon da, beeindruckt aber zuerst einmal vor allem mit seiner Jugend (der Bursche ist gerade einmal 20! und sieht, nunja, auch nicht älter aus) und seinem Chaos. Irgendwie weiß keiner, wann und wo es weiter geht. Fehlt noch jemand oder warten wir nur auf den Bus? Diese Frage stellen wir uns, die wir schon zu einer Gruppe zusammengewachsen sind. Wobei wir außer der Tour wohl nichts gemeinsam haben: Da ist ein älteres Paar aus der Schweiz, eine Australierin, die sich rege mit einer gleichaltrigen Engländerin unterhält, ein lauter US-Amerikaner, ein französisch-sprechendes Paar aus Kanada, ein japanisches Ehepaar auf Weltreise (in 6 Monaten), und und und… Irgendwie geht es jedenfalls dann doch einmal für uns los: Zuerst mit dem Bus, dann Boot zur größeren Insel Santa Cruz, wo wir dann wieder für eine Stunde im Bus sitzen, um zu unserem Zuhause für die nächsten Tage zu kommen. Naja, ein guter Start sieht anders aus – es kann nur besser werden, oder?

P1030979 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Flamingos bekommen ihre rosa Farbe durch spezielle Krabben – und natürlich gibt es auch die zuhauf auf Galapagos. Foto: Doris Neubauer

Und tatsächlich, Galaven I und das Mittagessen, das auf uns um 15.00 wartet, entschädigen für einiges. Ja, so lässt es sich schon leben, denke ich, als ich mir die erste Mahlzeit vom Buffet hole: Fisch, Gemüse, Salat, Fleisch.. für allen ist etwas dabei. Nachdem wir auch den zweiten unserer Guides kennengelernt haben – Billy, einen Meeresbiologen und Uni-Professor – fehlt nur noch einer zu unserem Glück: Der Kapitän! Doch der schläft den ganzen Tag, muss er doch jede Nacht das Boot von Insel zu Insel bringen – und das sind ganz schöne Wegstrecken! Zum Leidwesen einiger Passagiere, denn obwohl wir schon mit einem größeren Schiff fahren bleiben die Seekrankheiten und Übelkeiten leider nicht aus.

P1040224 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Die Inseln haben nicht umsonst den Ruf eines Tierparadieses, oder?! Foto: Doris Neubauer

Auf die „Schildkrötensuppe“, die mir ein Freund vorab angedroht hat, können wir gottseidank lange warten. Nicht aber auf die Schildkröten selbst, die wir schon an diesem Tag in der Charles Darwin Station besuchen. Die Legenden vom einsamen George, dem einzigen Überlebenden der Schildkröten auf der Insel Pinta, und vom weniger einsamen Diego, der aufgrund seiner Fortpflanzungskapazität seine Rasse auf der Insel Floreana gerettet hat, bekommen wir genauso zu hören, wie wir die beiden berühmten Schildkröten kennenlernen. Leider war das auch das einzige Mal auf unserer Galapagos-Tour, an dem wir die – wirklich riesigen – Tiere gesehen haben. Zum Strand, wo die Landschildkröten auch auf freier Wildbahn, betrachtet werden können, kommen wir auf dieser Tour leider nicht – beim nächsten Mal also!

P1040291 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Schwimmen und Tauchen mit Seelöwen, auf Galapagos ist das möglich. Foto: Doris Neubauer

Auch wenn sich die Landschildkröten für uns rar gemacht haben, haben die Wasserschildkröten wieder einiges ausgeglichen. Jeden Nachmittag (und auch einmal vormittags) stand ein Schnorcheltrip auf dem Programm, und nicht nur, dass wir dabei jede Menge bunter Fische, Manterays, ja sogar Haie gesehen haben, sind wir auch mit Wasserschildkröten geschwommen. Der Höhepunkt war für mich aber in jedem Fall die Begegnung mit einem Seelöwen – unter Wasser. „Drachenkrone“ heißt aufgrund seiner Form der Felsen bei der Insel Floreana, bei dem ich dieses Vergnügen hatte: Kaum unterwasser, springt ein offenbar junger Seelöwe genau vor uns vom Felsen, wo er sich mit seinen Artgenossen in der Sonne geaalt hat, ins Meer. „Achtung, er kann gefährlich sein“, meinte noch unser Guide Andres, der sich (trotz seinem jungen Alter) doch als ganz gut herausgestellt hat. Doch von Gefahr keine Spur: Verspielt verfolgt uns der Kleine, taucht mal da auf, springt mal dort hoch und kommt manchmal sehr, sehr nah auf einen zugeschwommen. So nah auf Augenhöhe, dass ich vor Schreck mehr als einmal zurück zucke, schließlich soll man auf Galapagos die Tiere ja auf keinen Fall berühren. Aber der Seelöwe ist ohnehin schneller und ist schon wieder beim nächsten Schnorchler, um den genauso aus der Fassung zu bringen wie mich.

P1040302 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Die jungen Seelöwen haben weniger Berührungsängste – zumindest mit unserem Handtuch – wie wir. Foto: Doris Neubauer

Es ist nicht das einzige Mal, dass wir mit Seelöwen ihre Heimat geteilt haben: Am letzten Tag krönt ein Besuch auf dem für mich schönsten Strand, dem Gardner Bay, unsere Tour. Sich im Sand wälzen, mit uns im Wasser spielen, sich mit uns fotografieren lassen und sogar unsere orangen Badetücher als Spielzeug nutzen – all das scheint den Tieren, die dort in Massen hausen, nichts auszumachen. Uns schon manchmal, bis wir in die Hände klatschen und sie so wieder etwas von uns wegtreiben, schließlich ist Angreifen, Berühren und somit Menschliches auf sie bringen verboten!

P1040028 500x375 Galapagos: Zu Gast bei Seelöwen und Leguanen
Einmal kein Naturschauspiel, sondern von Menschen eingeführt wurde dieses “Postamt” auf dem Strand. Ich habe sogar eine Karte aus Wien gefunden, die ich jetzt zu ihrem Besitzer zurückbringen kann. Foto: Doris Neubauer

Schildkröten – nach deren Sattelförmigen Panzer die Inselkette von den spanischen Eroberern übrigens benannt wurden (Galapagos war eine Sattelart), Seelöwen, leuchtende Krabben, knallrote Flamingos, bunte Riesenleguane auf den Wegen, die in rot, grün, blau und gelb schimmern, blaufüßige Vögel und vieles mehr haben wir in fünf Tagen gesehen. Ich weiß, dass wir bei Weitem noch viel mehr nicht gesehen haben von der Tierwelt und den Naturwundern, die sich auf Galapagos abspielen. Ist eine Reise nach Galapagos wirklich die – überhöhten – Preise wert? Ist es fair, als Ausländer nicht nur schon einmal rund 100 USD mehr für den Flug zu zahlen als EcuadorianerInnen und dann noch einmal 94 USD mehr als Eintritt in den Nationalpark? Ist es okay, dass empfohlen wird, zusätzlich 8 USD pro Tag für die Crew und 10 USD pro Tag für den Guide als Trinkgeld zu hinterlassen? Nein, sicher nicht. Aber ist Galapagos ein „Muss“ für jeden Naturliebhaber? Ja, ganz sicher. Und wer etwas billiger davon kommen möchte und dafür mehr Zeit hat, der kann es ja ohne Bootstour versuchen und selbst von Insel zu Insel „hüpfen“ oder Tagesausflüge machen. So werde ich es jedenfalls das nächste Mal tun – denn Wiederkommen werde ich, und dann auch ganz sicher die Landschildkröten in ihrer Umgebung besuchen. Also, Galapagos, in diesem Sinne: Hasta luego!

Erstveröffentlicht auf tripwolf am 28. Februar 2012

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Reise mit auf Facebook!schliessen
oeffnen