Malediven: Putztrupp statt Cocktail
Ein paar Inseln – eine kleiner und einsamer als die andere -, umgeben von mal tiefblauem, mal türkisfarbenem Meer, das in der Sonne glitzert. Honeymoon-Paradies mitten im Nirgendwo, wo die einzige Sorge darin besteht, welchen Cocktail man sich zuerst an den Pool liefern lassen soll. Ich gebe zu, mein Bild von den Malediven war ein sehr einseitiges (ein Grund, warum mich der Inselstaat nicht interessiert hat). Bis bei den ERDgesprächen der Film “The Island President” über den ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Inselstaats Mohamed Nasheed gezeigt wurde.
Ich habe die Dokumentation damals nicht gesehen, aber irgendetwas hat “Klick” gemacht – die Malediven haben mich seither nicht los gelassen. Vielleicht, weil es den Inselstaat bald nicht mehr gibt: Das Paradies mit seinen 1.196 Inseln, von denen 200 bewohnt und weitere 87 als reine “Ressortinseln” nur TouristInnen vorbehalten sind, droht nämlich wegen der globalen Erwärmung im Meer zu versinken. Eine Gefahr, die Nasheed bis zu seinem (“erzwungenen”) Rücktritt im Februar 2012 laut nach außen und innen kommuniziert hat und zu der er wohl auch in Zukunft nicht schweigen wird.*
“Seit diesen Erfahrungen haben mich die Malediven und die Menschen dort nicht mehr losgelassen”, erzählt Mascha, die zurzeit ihr Geld als Sprechstundenhilfe verdient, “ich habe nie aufgehört davon zu träumen, eines Tages wieder auf die Malediven zurück zu kehren und dort etwas Gutes für die Bevölkerung sowie die Umwelt zu tun.” Das Versprechen, das sie damals gegeben hat, hat sie eingehalten: Vor zwei Jahren hat sie den gemeinnützigen Verein arkipal e.V. (ark = “Arche”, i = “und” auf Spanisch, pal = “Freund”) gegründet. Gemeinsam mit “motivierten” Bekannten auf den Malediven und der NGO VFF (Velidhoo Future Foundation) möchte sie Einheimische wie TouristInnen über das Müllproblem aufklären: “Denn das führt unweigerlich auch zum Klimawandel, weil die Fauna und Flora der Inseln und des Meeres wichtig für das Gleichgewicht der Malediven sind. Sind beide angegriffen haben die Inseln keinen natürlichen Schutz mehr.”
Der Wiederaufbau beziehungsweise die Stärkung der schon angegriffenen Riffe mit so genannten Korallentischen, die Einführung von Recycling und Kompostierung, die Aufklärung der Einheimischen sowie der umliegenden Ressorts – auf Mascha wartet im November viel Arbeit, wenn sie für drei Monate auf die Malediven zurückkehrt. Auf lange Sicht ist außerdem geplant, mit der eine Art “Taucherpolizei” wie am roten Meer zu entwickeln. Die soll unter anderem darauf achten, dass Korallen nicht für den besten Schnappschuss aufs Spiel gesetzt werden. Zusätzlich möchte die Deutsche den InselbewohnerInnen mit einem Show-house zeigen, wie Kosten sparend und effizient erneuerbare Energien – Solar, LED-Lampen oder Biogasanlagen – sind. Projekte, die arkipal nur mit Hilfe von Spenden umsetzen kann.
“Pro Jahr fliegen allein ca. 60.000 deutsche TouristInnen auf die Malediven”, berechnet Mascha, die sich vor allem FördermitgliederInnen mit monatlich individuellen Fixbeiträgen für arkipal wünscht, “wenn jeder nur einen Euro spenden würde, wären unsere Träume, Ziele und Projekte viel leichter realisierbar.” Von den Ressorts kommt im Moment wenig Hilfe: So stand Mascha lange mit einem Hotel in Kontakt, um ein Konservierungsprogramm auf der Insel zu initiieren. “Am Ende wurde uns ein 6 Tage-pro-Woche-Job für 350 USD pro Monat in der Tauchschule angeboten.” Nicht die einzige enttäuschende Reaktion, bei der man sich fragt, ob die Bemühungen von Ressorts in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz reinster Marketinggag sind.
Statt in den nächsten Cocktail sollten wir vielleicht doch besser in diesen “Putztrupp” für die Malediven investieren…
Danke, Mascha, für das Gespräch und dein Engagement! Finanzielle Unterstützung für das Projekt sind ebenso willkommen wie weitere Mundpropaganda oder Mithilfe vor Ort.
* Mohamed Nasheed, erster demokratischer Präsident, Gründer der Partei MDP (Maledivian Democratic Party), der die Malediven zum ersten klimaneutralen Staat machen wollte, trat im Februar 2012 aufgrund einer Revolte nach nur vier Jahren Amtszeit zurück. Derzeit befindet er sich wieder auf den Malediven und macht für seine nächste Kandidatur im Jahr 2013 Werbung. Mehr z.B. auf Wikipedia UND im gibt.