Radtour durch die Wachau: Auf den Sattel, fertig, los!
Was gibt es an einem heißen Sommertag Besseres als… die Füße ins kalte Wasser zu hängen? Einen Ausflug an einen kühlen See? Auf einen hohen Gipfel zu klettern? Eine Wandertour in die Berge? Alles richtig! Vor kurzem habe ich noch eine weitere Methode gefunden, der Hitze zu entfliehen: Ihr buchstäblich davon zu radeln.
Dazu schnappt man sich am besten seine Lieben, packt die Überlebensration für einen Tag in den Rucksack und schon geht´s los! Halt, hätte ich doch glatt das Rad vergessen: Das gibt es – in meinem Fall – als Leihgabe von der Schwiegermutter. Aber jetzt: Auf den Sattel, fertig, los!Nicht einmal 40 km liegen zwischen Melk und Krems – eine lächerlich kurze Strecke, die sich auch für nicht so Geübte locker in einem halben Tag durch radeln lässt. Noch dazu, wo es meist recht flach dahin geht. Dabei würde einem aber so manch schöne Ziel auf dem Weg durch die Lappen gehen. Wir haben uns jedenfalls die Zeit genommen, überall dort stehen zu bleiben, wo´s uns gefallen hat. Und das war ganz schön oft… deshalb haben wir auch einen Tag dafür gebraucht.
Die Tour: Die Strecke:
Ursprünglich war unser Plan ja, mit dem RadExpressDonau, der um 8.30 aus Tulln los geht, nach Melk zu fahren. Dafür haben wir uns zu einer frühen Stunde auf gequält, waren zu den Schwiegereltern gefahren – nur um dann zu erfahren, dass wir ein “Privattaxi” direkt nach Melk bekommen: Mein Schwager musste diese Strecke an diesem Morgen nämlich ohnehin fahren, da konnte er uns samt unserer vier Räder mitnehmen. Gut so, haben wir uns die 24 Euro fürs Zugticket pro Person erspart (bzw. die einmalige Freifahrt, die wir durch die NÖ- Card-Ausflugsziele dabei hatten).
Nach einige Fotoschüssen, einem Blick auf das morgendliche Stift Melk und vor allem nach zahlreichen Ausweichaktionen gegenüber Bussen, die schon in aller Früh Touristenhorden abluden, saßen wir um 9.45 auf unseren Rädern.
Schon die ersten paar Kilometer waren ein Vorgeschmack auf das, was wir im Lauf des Tages erleben und mit allen Sinnen genießen durften: Wunderschöne, alte oder zumindest auf alt hergerichtete Häuser, duftende und bunt blühende Blumenpracht, mit Früchten üppig behangene Bäume, sattes Grün und Weizengelb auf Feldern wie Äckern … und überraschend wenig Leute! Dabei hatten wir mit dem Schlimmsten gerechnet, war doch Sonntag und die Wachau ist UNESCO Weltkulturerbe und niederösterreichischer Touristenmagnet Nr. 1. Ob das schwül heiße Wetter, das uns die letzten Wochen schon nach Abkühlung hat lechzen lassen, oder doch die Androhung von Regen und Gewitter schuld war – uns soll´s egal sein, warum keine Massen unterwegs waren.
Die erste kurze Jausen-Raststation verbringen wir auf einem Sandstrandabschnitt entlang der Donau. Die Jungs werfen Steine ins fließende Wasser; wir entdecken einen Kinderspielplatz und schaukeln wieder einmal so richtig: Ach, das Leben kann so schön leicht sein! Apropos leicht: Natürlich haben wir – wie kann es anders sein?! – zu viel mitgenommen, und die Rucksäcke hängen schwer auf unseren Schultern. Immerhin einen können wir für den Rest der Strecke etwas erleichtern, indem wir nämlich den Proviant gleich einmal aufessen. Hunger haben wir ohnehin schon nach den ersten 10 Kilometern.
Weiter geht´s – aber nicht lang: Schon in Willendorf steigen wir wieder vom Sattel und schauen uns die Ausgrabungsstätte der berühmten gleichnamigen Venus an. Ob ich in meiner Schulzeit je dort war? Ich kann mich nicht erinnern – meine LehrerInnen mögen es mir verzeihen. Das winzige Museum dort ist seine 2 Euro Eintrittspreis allein schon deshalb wert, weil ich erfahre, dass die kleine vollbusige Steinfrau aus Willendorf nicht die einzige Ihresgleichen ist. Oder wusstet Ihr, dass auch in Russland, Slowenien und Co. jede Menge ähnlicher Figürchen ausgebuddelt wurden?
Natürlich gehen wir zur Fundstelle ebenfalls hinauf: Die liegt ein paar Schritte höher auf einem Hügel, wo eine größere Abbildung der Venus begehrtes Fotomotiv ist. Auch wir können seither Bilder mit, neben, über, unter, …der Venus von Willendorf unser eigen nennen…
Spitz, Wösendorf, Weißenkirchen, Dürnstein – ich muss gestehen, auf den nächsten Kilometern und als wir diesen typischen Wachau-Orten näher kommen, juckt es mich schon, zu singen (auch wenn ich bereits in meiner Kindheit Albträume von Filmen wie Der Hofrat Geiger bekommen habe). Und dann steht es plötzlich vor uns: Das Hotel Mariandl bei Spitz, dessen Fensterläden die Konterfeis alter Filmstar zeigt. Waltraud Haas, Hans Moser & Co. lachen mir in Schwarz-Weiß entgegen und für Gunther Philipp gibt es sogar ein Museum. Für uns reicht es mit der Nostalgie: Wir haben Hunger und kehren deshalb in Spitz bei einem der zahlreichen Heurigen ein.
Wir hätten etwas mehr Geduld haben sollen: Auch wenn die Aussicht über die Weinberge für die etwas seltsame Bedienung und die kleinen Portionen entschädigt, der Heurige ist nicht die beste Wahl und bei der Einfahrt in den nächsten Ort, St. Michael, sehen wir, dass ein Buschenschank offen hat, von dessen Rindfleischsalat mit Kernöl beim letzten Besuch mein Freund heute noch mit leuchtenden Augen schwärmt. Hilft aber nichts, wir sind satt und heben uns den Heurigen für ein anderes Mal auf. Stattdessen radeln wir weiter – bis nach Krems, wo wir übernachten möchten, sind es einige Kilometer mehr.
Außerdem haben wir ja noch etwas vor: Die Hitze hat uns nämlich trotz des heftigen In-die-Pedale-Tretens doch eingeholt. Am Rad selbst erfrischt zwar der Fahrtwind, doch einmal abgestiegen ist kein Halt mehr: Wir schwitzen! Und wie! Also beschließen wir, den restlichen Nachmittag im Dürnsteiner Naturbad zu verbringen und dafür auf einen Abstecher zu den vielen Burgen, Ruinen, historischen Stadtzentren auf dem Weg zu verzichten. Die Lust auf holpriges Radeln über die Kopfsteinpflaster der Dörfer hält sich ohnehin in Grenzen.
Einige Stunden später geht es – erholt und erfrischt – die letzte Stunde rauf und runter über den Donauradweg, vorbei an Trauben behangenen Weinreben, Marillen- und Kirschbäumen, ganzen Apfelwäldern – zu Erntedank kann es dort nicht bunter zugehen! Ein paarmal bleiben wir noch stehen, doch der nächste größere Stopp ist erst wieder in Stein bei Krems, wo wir nach einer Unterkunft in einer Privatpension suchen. Leider ohne Glück: Es ist gar nicht so einfach, für vier Leute Zimmer zu bekommen – zumindest nicht um 19.00 am selben Abend. Also schlafen wir in Krems im Parkhotel. Hätte uns nicht der stark reduzierte Preis (statt 92 Euro faire 68 Euro inkl. Kurtaxen für ein Doppelzimmer) überzeugt, den uns die Rezeptionistin angeboten hat, hätten wir uns sicher spätestens beim Anblick des “Begrüßungskomitees” für das Hotel entschieden: Ein Wildschwein, das in den Armen des Besitzers fröhlich Blätter vor sich hin mampft.
Für den Rest des Abends lassen wir unsere Räder stehen. Nach über 38 km auf dem Sattel reicht es – uns und unseren Körpern! Zur Belohnung gibt´s Antipasti und Pizza; wir genießen den lauen Abend und bereiten uns auf die nächste Radfahrt vor. Und die kommt bestimmt. Genauer gesagt am nächsten Tag, an dem wir weitere 40 km bis nach Tulln radeln… *
Infos zu dieser Teilstrecke des Donauradwegs gibt es unter anderem auf der Wachau-Seite. Auf dieser kann man sich auch den Folder zum gesamten Donauradweg, der von Passau bis Bratislava reicht, bestellen bzw. downloaden.
*Davon gibt es aber wenig zu berichten: Die Strecke von Krems nach Tulln und auch nach Wien ist unspektakulär, führt an beiden Donauufern meist durch Wälder oder Auen entlang des Flusses zu den Zielen.