Reach the World: Klassenzimmer Welt
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.
Keine Sorge – ich bin nicht unter die Moralapostel gegangen. Und das wird jetzt auch kein Blog zur beginnenden Ferienzeit. Auch keine Verarbeitung meiner – traumatisierenden - Jugend.
Nein, es wird ein Blog über ein Projekt, das sich nicht nur das “für das Leben” zu Herzen genommen hat, sondern vielmehr das “durch das Leben”. Oder besser gesagt, durch das Leben auf Reisen.
Screenshot der Website http://www.reachtheworld.org/ - jedes Kind des Programms hat mit dem Ausland Kontakt und wird durch Geschichten aus der Welt bereichert.
Das US-amerikanische Projekt “Reach The World” nämlich macht Reisende zu LehrerInnen, die ihre Erfahrungen in der großen weiten Welt ins Klassenzimmer bringen. Kein neues Projekt, sondern eines, das seit über 14 Jahren SchülerInnen mit Leuten unterwegs verbindet.
“Europa, wo ist denn das?” Diese Frage, die mir vor einigen Jahren bei einer Schul-Stippvisitie in Arizona gestellt wurde, gibt es – hoffentlich – bei den rund 15.000 SchülerInnen, die am Programm bisher teilgenommen haben, nicht mehr. Über 600 LehrerInnen – primär AustauschstudentInnen, die ein oder zwei Semester außerhalb den USA verbringen – haben ihnen gezeigt, wo sie unterwegs sind, wo sie leben und arbeiten. Ganz nach dem Motto: “Lernen Sie Geografie” – dafür ist nämlich der Unterricht durch die Reisenden vorgesehen. Daneben wird noch so nebenbei der Umgang mit dem Medium Internet gelehrt.
Nancy, von www.familyonbikes.org , hat an RTW teilgenommen – und hier, endlich, auch eine der Klassen getroffen, die sie von unterwegs unterrichtet hat. Foto: Family on Bikes
Einmal die Woche schreiben die reisenden LehrerInnen ihre Erfahrungen auf, posten Bilder und Videos für Online-Spiele. Oder besser gesagt, so sollte es sein. “Nun gut, wir hatten das Ziel, es einmal pro Woche zu machen”, beschreibt Nancy von Family on Bikes ihre Erfahrung als RTW-Lehrerin 2010, “aber das ist natürlich nicht wirklich gelungen – wir haben etwas hochgeladen, wann immer wir konnten.” Auf einer Reise wie der ihren – nämlich als 4-köpfige Familie von Alaska nach Argentinien radelnd – ist das vielleicht auch schwieriger, als für die Unterrichtenden, die einen fixen Wohnort im Ausland haben. Daneben sind noch Anrufe und Unterrichtseinheiten via Skype Teil des Programms, für die man übrigens keine pädagogische Ausbildung benötigt: “Das war das Beste an der Sache”, meint Nancy, “es war so lustig, mit den Kindern zu sprechen und ihre Fragen zu beantworten.”
Nancy im Büro von RTW in Chicago. Foto: Family on Bikes
Das Programm, an dem vor allem Schulen in New York teilnehmen können, birgt aber nicht nur Spaß, sondern verlangt den lehrenden Reisenden auch einiges ab, wie Nancy bestätigt: “Es war viel Zeit und Mühe! Um wirklich für die Kids da sein zu können, muss man sich sehr anstrengen und sich dem Ganzen widmen”, erklärt sie, die auch im “wahren Leben” Lehrerin ist, “ich habe das anfangs zwar gewusst, aber habe nicht erwartet, dass es so viel ist!”
Was sagt Ihr: Würdet Ihr die Mühe auf Euch nehmen und auf Reisen unterrichten (wollen)?!
Mehr zu Reach the World: http://www.reachtheworld.org/
Nancy und ihre Familie sind übrigens wieder unterwegs – diesmal ohne Bikes und ohne RTW: Mehr dazu auf http://www.familyonbikes.org