Tragöß: … und mein Herz schlägt grün

“Ein Doppelzimmer für heute?! Nein, tut mir leid, wir sind ausgebucht!” Beim ersten Mal habe ich mir noch nichts dabei gedacht, diesen Satz zu hören. Und das unterdrückte Lachen am anderen Ende der Leitung – da habe ich mich sicher verhört! Fünf Telefonate später allerdings war meine Laune auf dem Tiefpunkt: Hat denn jeder die Idee, am verlängerten Pfingstwochenende einen Ausflug in den kleinen Ort Tragöß in der Steiermark zu machen?

Jeder vielleicht nicht, aber viele.

Über ein Jahr im Voraus sind die 22 Zimmer beim Dorfwirten für dieses Mai-Wochenende schon vergeben. Bei den Privatunterkünften stehen die Leute Schlange. Und warum das Ganze?! Weil gerade jetzt der Grüne See, das Herzstück des Ortes Tragöß, seinen Höchststand hat und dadurch zum Taucherparadies schlechthin wird. 

Grüner See, wir kommen! Einige Telefonate später haben wir dann nämlich doch noch Glück: Wir ergattern ein Einzelzimmer in einer Privatherberge und nehmen das nächtliche Aneinanderkuscheln im Singlebett gern in Kauf. Haben uns die Bilder vom türkisfarbenen Wassers des Grünen Sees doch schon vor einigen Monaten in den Bann gezogen. Dabei geht es uns gar nicht ums Tauchen, sondern schlicht und einfach ums Anschauen.

“Ach, ist das herrlich!” Zum zigten Mal bin ich froh dafür, dass wir – Bus sei dank – unsere Räder mitgenommen haben. Die gibt es angeblich zwar auch vor Ort zum Ausborgen, aber mit den Eigenen geht es eben doch am Besten. Und mit eben diesen radeln wir die zirka zwei Kilometer von unserer Herberge in Tragöß Oberort vorbei am Kreuzteich, auf dem Schotterweg entlang zum Grünen See. Aus die idyllische Ruhe, die bisher bloß durch ein paar Wanderer und Co-Radfahrer durchbrochen wurde: Hier tummeln sich TaucherInnen, laden die Masken und Anzüge aus den Autos, checken zum letzten Mal die Ausrüstung oder machen auch schon die erste Pause in der Gaststätte. Keine Frage: Der Grüne See ist beliebt! Wir stellen unsere Räder ab, gehen die paar Schritte nach unten und wissen warum: Das Türkis, das uns hier entgegen funkelt und glitzert, ist unglaublich schön. Ich habe das Gefühl, bis auf den Grund des 8 Meter tiefen Sees schauen zu können.

Der Trubel ist uns aber zu viel, schließlich sind wir zum Entspannen hier. Nachdem wir außerdem den Tipp unserer Gastgeberin bekommen haben, doch mit den Rädern weiter in die Jassing zu fahren, tun wir genau das. Den Rundgang um den See heben wir uns für die Heimfahrt auf – und hoffen, dass das Wetter hält. Der Blick auf den blauen Himmel stimmt uns diesbezüglich zuversichtlich. Überhaupt haben wir wieder großes Glück: Die Sonne scheint und statt der angekündigten (und befürchteten) 17 Grad, ist uns ziemlich warm. Wohl aber nicht heiß genug, um die Abkühlung im Grünen See selbst zu riskieren. Der ist nämlich bitterkalt – etwas, was wir durch das Reinhalten unserer Zehen schon zu Genüge bewiesen haben.

Den Entschluss weiterzuradeln bereue ich anfangs ziemlich: Statt des bisher gemütlichen Radwegs geht es die nächste Zeit nämlich nur bergauf. Und dann auch noch auf Schotterwegen – etwas, wofür mein altes Rad ganz sicher nicht gerüstet ist. Also heißt es Schieben. Und – ob der mangelnden Kondition – ganz schön Aus-der-Puste-Kommen. Davor hat uns aber zugegebenermaßen unsere Vermieterin gewarnt. Was sie uns allerdings verschwiegen hat, war, dass es sich ziemlich lange so dahinzieht. Irgendwann haben wir es aber geschafft – und werden belohnt: Damit meine ich nicht nur das herrlich erfrischende Glas Hollunder-Almsafterl in der Raststation, das ich in 30 Sekunden hinuntergestürzt habe, sondern auch die schöne Aussicht auf die rundumliegenden Berge. Nach einer kleinen Pause und einem kurzen Spaziergang in den Wald geht´s dann – im wahrsten Sinn des Wortes – wieder bergab zum See.

Ob es an der Vorfreude auf das bevorstehende Picknick liegt oder einfach daran, dass der Weg gar nicht sooo lang war: Die Rückfahrt dauert jedenfalls überraschend kurz, und bald liegen wir schon auf unserer Decke, packen den mitgebrachten Proviant aus, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und genießen – samt der immer wiederkommenden anderen Wanderer/ Spaziergeher/ Hunde-Gassi-Führer/ Radfahrer – den Blick aufs türkisfarbene Wasser!

Und alle fünf Minuten sagt ein anderer: Wunderschön, der Grüne See, oder?!
Dann schlägt mein Herz wieder ein bisschen schneller … und wohl auch ein bisschen grüner…

Noch ein paar Bilder, damit Ihr wisst, wovon ich schreibe… 


… aber das Beste ist: Selbst hinfahren! 

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