Verhext?! Vom (faulen) Zauber in Bolivien…

Schrumpfköpfe. Getrocknete Lama-Föten. Schlangenfleisch. Teile von Schildkröten, Alligatoren oder Kondoren. Seltsam bräunliches Gesöff. Von den allgegenwärtigen Kokablättern ganz zu schweigen. Wer irgendwann einmal einen Hexentrunk brauen möchte, um seinen früheren Liebsten zurück zu gewinnen oder der bösen Ex-Kollegin eine Warze auf die Nase zu wünschen (huch, woher kommt bloß dieser gemeine Gedanke?!), der sollte nach Bolivien fliegen: Beim Hexenmarkt in der “Calle de las Brujas” in La Paz gibt es nämlich jeden (faulen) Zauber.

Der Markt in La Paz. Foto Doris

Auch ich konnte an den bunten Ständen mit ihren Kräutern, Teufelstropfen und Liebeselixieren in den Calles Linares, Santa Cruz und Jimenez nicht vorbei. Nicht weil ich auf der Suche nach Magie war. Schon gar nicht nach Schwarzer. Ich schwöre! Nein, weil der Mercado de las Brujas – so der klingende spanische Name – direkt an der Haupt-Touristen-Straße der Stadt, der steilen Calle Sagárnaga, liegt. Neben eigenhändig gemachtem Schmuck, Strickereien und Schnitzereien, zwischen Reiseagenturen und Tour-Anbietern, ums Eck von zahlreichen Hostels bieten hier ältere Frauen in weiten Röcken mit zerfurchten Gesichtern und knorrigen Händen ihre Waren an.

Hexen, nein, Hexen wollen sie jedoch nicht genannt werden. Auch wenn sie mit Orangen-Sud Geburten nachgeholfen haben. Oder mit den haarlosen Hunden der Anden so manche Gicht geheilt haben. Oder Mutter Erde mit getrockneten Föten von Lamas gefügig gemacht haben.

Mit Zauberei hat das nichts zu tun! Bloß mit der Kenntnis alter Naturheilmittel, mit der Verbindung zur pachamama, wie die Erde genannt wird, und mit dem Einsatz von allem, was diese zu Verfügung stellt. Das wäre aber weniger schockend und lockend für TouristInnen – die der “Hexenmarkt” in Scharen anzieht.

Hexerei oder nicht – ob Magie mir bei meinem 3-wöchigen-Aufenthalt im südamerikanischen Land geholfen hätte ist ohnehin fraglich. Es hätte schon ein starker Zauber sein müssen, am besten an einem Freitag ausgesprochen. An diesem Wochentag nämlich ist Mutter Erde besonders milde gestimmt und somit aufnahmefähig für Hexerei.

Dann hätte ich vielleicht meine Bankomatkarte nicht im Automaten in La Paz stecken lassen. Hätte nicht von Pontius zu Pilatus irren müssen, um an Bargeld für die Weiterreise zu kommen. Dann hätte sich der Streik in der Hauptstadt schon vorher aufgelöst, und wir hätten ohne Probleme unsere Radtour zur Straße des Todes machen können. Dann hätte ich auch genügend Geld gehabt, um einen Trip zu den umliegenden Ausgrabungen unternehmen zu können. Wir wären nicht alle fünf Minuten auf unserer 4-Tages-Tour zum Uyuni-Salzsee im Matsch stecken geblieben.

Und ich hätte Bolivien vielleicht sogar entspannt(er) genießen können.
Vielleicht, ja, vielleicht.
Ich werde es nie erfahren…

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