Von Öko-Nomaden & Gut-Reisenden …
Eine Wohnung habe ich derzeit nicht. Ich lebe aus dem Rucksack. Ich schlafe bei FreundInnen auf der Couch (danke!). Ich ernähre mich vegetarisch, wenn geht auch vegan. Die Worte Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Recycling, … kommen mir täglich mehrfach über die Lippen. Ich heiße Doris und bin Öko-Nomadin?!
Beiträge zum “sanften Tourismus” finden sich viele im Netz (zum Beispiel der hübsch bebilderte von Nomad Earth), ich habe dazu auch bereits meinen Senf abgegeben. Klarheit bedeutet das aber noch lange nicht. Kein Wunder, gibt es doch noch nicht einmal eine allgemein gültige und akzeptierte Definition dafür. Ökotourismus ist nicht nachhaltiger Tourismus ist nicht sanfter Tourismus….
„Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, in Bezug auf heutige wie zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“ [Forum Umwelt und Entwicklung, 1999]
Ob gut oder schlecht, jeder muss darf für sich herausfinden, wie er oder sie nachhaltig(er!) reisen kann und will. Alles, was ich hier schreibe, sind Vorschläge, meine, ganz persönlich und subjektiv, solche, die für mich funktionieren. Inspiriert werden erlaubt! Inspirieren ebenso!
- Klingt toll, stimmts? Heißt nichts Anderes als das Teilen von persönlichen Gegenständen mit anderen Menschen. Sprich: Statt kaufen lieber tauschen, ausborgen, gemeinsam nutzen. Wer schon einmal auf einer (längeren) Reise war, macht das fast automatisch: Da ist jedes Buch, jedes Kleidungsstück im Gepäck zu viel. Dazu gehören aber auch Couchsurfing am besten via Sustainable Couch, Airbnb und Co. genauso wie Mitfahrgelegenheiten. Dass man dabei nicht nur Energie spart, sondern zusätzlich Kosten ist schon ein Vorteil. Das Genialste daran sind aber die Begegnungen, die dabei entstehen!

- Das heißt nichts Anderes als Respekt vor der Kultur zu haben, in der ich mich befinde, und Spielregeln einzuhalten. Egal, ob ich verstehe, warum bestimmte Bräuche so sind oder nicht – typisches Beispiel ist der Respekt vor der Religion. Ich muss ja in einem christlichen Land nicht mit unbedeckten Schultern in die Kirche gehen. Dazu gehört zu fragen, wie viel Trinkgeld man normalerweise gibt genauso wie angemessene Preise zu zahlen. Das heißt aber nicht, das Eigene komplett auszublenden. Nur weil man in Kolumbien zum Beispiel den Abfall auf die Straße geworfen hat, habe ich das trotzdem nicht so gemacht. Und ich probiere keine Fleischgerichte, auch wenn ich dann DAS Nationalgericht schlechthin verpasse. Geht einfach nicht.
- Was es darüber hinaus bedeutet ist, so gut wie möglich die lokale Wirtschaft zu unterstützen: In Hotelketten schlafen – nein. Auf dem regionalen Markt kaufen und Kooperativen besuchen – ja. Das gilt fürs (Landes typische) Essen wie für alles andere.

- Vor allem aber heißt es, dem Gegenüber auf gleicher Augenhöhe zu begegnen: Und ja, dazu gehört auch, manchmal auf den “besten Schnappschuss aller Zeiten” zu verzichten – schließlich geht´s hier um Menschen und nicht um Tiere im Zoo!
- Hablas español?! Wie sehr mir in acht Monaten Südamerika geholfen hat, dass ich diese Frage mit “Si!” beantworten konnte! Es ist schon unglaublich, wie öffnend und einladend es auf Einheimische wirkt, wenn man nur ein paar Worte der Sprache spricht. Zumindest einige Brocken aufzuschnappen geht auch meist ganz einfach (und auf längeren Touren fast schon automatisch).

- Ja, ich mache viele Kurztrips, that´s my job. Aber ich versuche – wenn es geht – , länger an einem Ort zu bleiben, wie zum Beispiel auf Hawaii, wo ich in einer Community gelebt habe oder in Bogotá. Ich finde, man lernt dadurch Land und Leute noch besser sowie vor allem von einer ganz anderen, der nicht-touristischen Seite kennen (und immer lieben!).
- Mit Zeit reist es sich auch anders: Da lässt es sich leichter auf Bus, Rad oder Füße umsteigen statt mit Auto oder Flugzeug zu reisen. Aber auch ohne Zeit gilt zumindest so viel wie möglich marschieren bzw. öffentliche Verkehrsmittel nutzen – das fördert wiederum lokale Arbeitsplätze. Dass es die Umwelt schont, das ist uns ohnehin allen klar. Übrigens gibt es manchmal auch witzige Alternativen, wie eine Fahrt mit dem Velotaxi oder Solarboot….

- Dazu gehört für mich zum Beispiel darauf zu achten, mit welchem Touranbieter ich einen Ausflug mache. Ich bin kein Fan von Führungen, aber wenn schon, dann doch am besten mit einem Anbieter, der auch Wert auf Nachhaltigkeit legt. Die Einheimischen gehören.. Wo wieder in die Gemeinschaft investiert wird. Die zertifiziert sind.
- Wie ich das besonders gern mache: Indem ich Ökodörfer besuche, Naturschutzzentren anschaue und auf grüne Projekte neugierig bin. Und darüber berichte natürlich!

- “Warning. Don´t go further!” Solche Schilder stehen meist nicht einfach nur so da, der Raum ist nicht umsonst geschützt. Grenzen einzuhalten ist mir wichtig: Wenn man mir sagt, dass ich Tiere nur aus 100 Meter Entfernung fotografieren darf, dann geh ich nicht auf Tuchfühlung mit ihnen. Auch wenn andere dann vielleicht die besseren Fotos haben. Und ich nehme keinen Lavabrocken mit, wenn extra gebeten wird, alles liegen zu lassen. Grenzen haben ihren Sinn – und ich denke, das sollten wir respektieren!
- Die Betten zweimal pro Tag machen lassen. Handtücher nach einer Benutzung wechseln. Sich eine halbe Stunde duschen und die ganze Zeit das Wasser laufen lassen. Und die Klimaanlage 24×7 eingeschaltet lassen. Solche “Annehmlichkeiten” scheinen sich auf Reisen eingebürgert zu haben – aber wozu!? Ressourcen sind da, um sie sinnvoll zu nutzen, nicht um sie zu verschwenden. Und Handtücher sind auch nach drei Tagen noch wunderbar….
Ach ja, das sind nicht nur meine Vorschläge für werdende Öko-NomadInnen und fürs Reisen, sondern auch für zuhause… aber das habt Ihr Euch wohl ohnehin gedacht

Hier habe ich noch ein paar Links zu nachhaltigen Ressourcen gesammelt: https://littlemissitchyfeet.com/faireiseressourcen/